Die drei ??? und der rasende Löwe
Leere Käfige
Als es hupte, wandte Justus den Kopf und stöhnte: »Auch das noch! Da kommt Onkel Titus mit einer Wagenladung Schrott und Gerümpel an! Ihr wißt, was das heißt – arbeiten!«
Peter Shaw und Bob Andrews folgten Justs kummervollem Blick. Durch das große eiserne Hoftor kam ein kleiner Pritschenwagen in den Schrottplatz gefahren. Kenneth, einer der beiden irischen Brüder, die in der Firma arbeiteten, saß am Lenkrad, neben ihm Titus Jonas, ein kleiner Mann mit einem gewaltigen Schnurrbart.
Als der Wagen hielt, sprang Mr. Jonas leichtfüßig herunter.
Justus und seine Freunde konnten sehen, daß die Pritsche mit einer Menge rostiger Rohre und allerlei Schrott beladen war.
Etliche Teile sahen nach zusammengebrochenen Tierkäfigen aus.
Justs Tante Mathilda, die vor der Bürobaracke in ihrem schmiedeeisernen Gartenstuhl gesessen hatte, sprang auf.
»Titus Jonas!« schrie sie laut. »Bist du wahnsinnig geworden?
Wie stellst du dir das vor, eine Wagenladung Rohre und Eisenstangen zu verkaufen?«
»Kein Problem, meine Liebe«, sagte Titus Jonas seelenruhig.
Er wußte aus Erfahrung, daß beinahe alles, was ihm von Wert erschien, wieder einen Käufer fand. Und gewöhnlich machte er dabei noch ein gutes Geschäft. »Die Stangen gehören teilweise zu den Käfigen.«
»Käfige?« wiederholte Mrs. Jonas. Sie kam näher und beäugte die Ladung. »Für diese Käfige brauchst du schon Riesen-Kanarienvögel, Titus Jonas.«
»Das sind Käfige für große Tiere, Weib«, erklärte ihr Ange-trauter. »Oder waren es wenigstens mal. Das überlasse ich Justus und seinen Freunden. Sieh dir das Zeug an, Justus.
Könnte es sich irgendwie verwerten lassen?«
Justus besah sich das Material. »Na«, antwortete er bedächtig,
»man könnte die Käfige reparieren, nehme ich an. Fehlende Gitterstäbe einsetzen, Abdeckplatten anmontieren, die Boden-platten instand setzen, alles frisch anstreichen. Sicher, das könnten wir machen, aber was soll’s?«
»Was soll’s?« fragte Titus Jonas mit dröhnender Stimme zurück. »Dann hätten wir Tierkäfige anzubieten, wenn sie welche brauchen, oder etwa nicht?«
»Wenn wer welche braucht, Onkel Titus?« erkundigte sich Justus.
»Na, der Zirkus, Junge«, erwiderte der Onkel. »Der Zirkus kommt alle Jahre in unsere Stadt, stimmt’s? Nun, und wenn er das nächste Mal kommt, wären wir gut vorbereitet, falls sie, ein paar solide Käfige für ihre Biester brauchen sollten.« Justus zuckte die Achseln. »Könnte sein«, sagte er nicht sehr überzeugt.
»Könnte sein!« fuhr sein Onkel auf. »Vergiß nicht, daß ich in meinen Jugendjahren mit einem Zirkus unterwegs war. Da sollte ich wohl wissen, was man da braucht, oder was meinst du?«
Justus mußte lachen. »Schon gut, Onkel Titus.« Er hatte vergessen, wie stolz sein Onkel auf seine Vergangenheit bei den Künstlern der Manege war.
»Na also!« sagte Titus. »Patrick! Kenneth! Ladet jetzt das Zeug ab. Stellt die Käfige freistehend auf, damit wir bald dran arbeiten können.«
Kenneths Bruder Patrick kam vom hinteren Teil des Lagerplatzes herüber, und die beiden Iren machten sich ans Entladen des Lastwagens. Onkel Titus holte seine Pfeife hervor, fischte aus einer seiner Taschen ein Streichholz und begann zu paffen.
»Die Käfige hier«, fing er an, »habe ich für ein Butterbrot dahinten im Tal bekommen. Auf einem Autofriedhof hab’
ich sie gefunden. Der Bursche dort machte sich nicht viel aus den Dingern, und da kriegte ich den Posten spottbillig.
Später fahre ich noch mal hin. Könnte sein, daß wieder eine Ladung angekommen ist.«
Zufrieden paffend schritt er davon. Justus und seine Freunde blickten ihm müßig nach. Doch Mrs. Jonas hatte für die Jungen eine andere Vorstellung von Zeitvertreib.
»Justus!« rief sie laut. »Die Stäbe und das Profileisen auf dem Lastwagen sollten beim Abladen gleich sauber gestapelt werden. Vielleicht können wir den ganzen Posten zum Sonder-preis loswerden.«
»Machen wir, Tante Mathilda«, sagte Justus. Ein bißchen unbeholfen kletterte der stämmige Junge mit Peter und Bob auf die Pritsche. »Also, Freunde«, sagte er. »Ihr habt den Befehl vernommen.«
Peter Shaw starrte auf den Haufen rostiger Vierkanteisen und Stangen hinunter. »Es ist mir immer wieder ein Rätsel, Just, wo dein Onkel allemal das Zeug aufgabelt. Aber erst recht schleierhaft ist mir, wie er es fertigbekommt, alles wieder zu verkaufen.«
Justus grinste. »In diesem Punkt hat Onkel Titus schon immer Glück
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