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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Herr uns
eine besonders reichhaltige Ernte geschenkt hat. Hofft mit mir, dass der Wein
dieses Jahrgangs erlesen werden wird.«
    Beifall brandete auf, und als Ben einen
Trinkspruch folgen ließ, taten ihm alle Bescheid.
    Vier lange Tische, die mit weißen
Leinentischdecken gedeckt waren und auf denen üppige Blumengestecke prangten,
waren den Herrschaften aus der Stadt und den vier Besitzern der benachbarten
Weingüter vorbehalten. Doch nicht weit von den Weißen entfernt, ebenfalls an
geschmückten Tischen, saßen die Arbeiter von Hopeland .
    Â»Ihr seid ein ungewöhnlicher Mann«, stellte Major
Edwardsen, einer der drei hohen Offiziere, fest und kniff die Augen leicht
zusammen, als er sah, dass alle Gäste den gleichen Wein und die gleichen Speisen
bekamen.
    Â»Darf ich fragen, wie Ihr das meint, Sir?« Mit
einem kleinen Lächeln sah Ben Ruhland den Engländer an.
    Â»Nun … Ihr habt fast fünfzig Sklaven, doch Ihr
behandelt sie wie …« Er zögerte.
    Â»Ihr meint, ich behandle sie wie Menschen«,
vervollständigte Ben den Satz. Er nickte. »Da habt Ihr vollkommen recht. Es sind
Menschen, die nur zufällig eine andere Hautfarbe haben. Aber sie denken und
fühlen wie wir. Sie freuen sich wie wir – und sie empfinden den gleichen
Schmerz. Und deshalb, Sir, sind meine Arbeiter keine Sklaven, sondern Leute, die
bezahlt werden für ihre Arbeit.« Er machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort:
»Glaubt mir, alle hier würden für Hopeland durchs
Feuer gehen. Ich muss nicht fürchten, dass einer von ihnen mich bestiehlt oder
mich gar hinterrücks erschlägt, weil er seine Freiheit erzwingen will. Jeder
hier ist frei und kann gehen, wenn er will. Aber …«, jetzt lächelte er stolz, »…
keiner will fort von hier.«
    Â»Ich sagte ja – Ihr seid ein ungewöhnlicher Mann.
Aber ich zolle Euch höchsten Respekt!« Er hob sein Glas. »Auf Euer Wohl – und
auf das Wohl von Hopeland .«
    Charlotte saß mit einem stillen Lächeln neben
Ben. Sie war zwar nicht in der Verfassung, laut und fröhlich zu feiern, doch sie
eröffnete mit Ben den Tanz und plauderte so charmant mit ihren Gästen wie
früher.
    Auch sie ging zu den Schwarzen, setzte sich
ungezwungen zu ihnen. Der Erfolg von Ben Ruhland sprach eine eigene Sprache, und
die meisten Gäste des Weinfestes begriffen, dass das Gut so ertragreich war,
weil Hopeland für die Menschen, die hier lebten und
arbeiteten, ein Stück Heimat war.
    Sophie und Karl gehörten zu denjenigen, die am
fröhlichsten feierten. Immer wieder tanzten sie miteinander, aber sie
unterhielten sich auch mit allen. Vor allem Sophie, die ebenso perfekt
Französisch wie Italienisch sprach, kam mit allen ins Gespräch.
    Â»Sie ist bezaubernd«, sagte eine ältere
Engländerin zu Charlotte. »Wann wird sie zu Eurer Familie gehören?«
    Charlotte lächelte. »Hoffentlich schon recht
bald, Lady Miriam.« Sie beugte sich näher zu der alten Dame. »Die beiden sind
schon seit Wochen verlobt, aber das offizielle Fest wird heute gefeiert. Gleich
wird mein Mann es verkünden.«
    Â»Wie wundervoll!« Die weißhaarige Engländerin in
einem Kleid aus tannengrünem Taft klatschte leise in die Hände. »Ich möchte Euch
zu dieser bezaubernden Schwiegertochter gratulieren. Sicherlich wird sie Euren
Sohn sehr glücklich machen.«
    Â»Ich hoffe es sehr.« Charlotte erhob sich. »Bitte
entschuldigt mich, gerade trifft noch eine liebe Freundin ein!« Sie eilte Lady
Gwendolyn entgegen, die soeben mit einer zweispännigen Kutsche vorfuhr. Die
Engländerin war schon weit über neunzig, erfreute sich aber immer noch guter
Gesundheit. Nicht einmal die über fünfzig Tage dauernde Schiffsreise hatte sie
davon abhalten können, wieder nach Kapstadt zu kommen.
    Â»Spät, aber nicht zu spät!« Sie breitete die Arme
aus und zog Charlotte an sich. » Heaven , bin ich
froh, dass ich diese Fahrt hinter mir habe. Der Kutscher hat das Letzte aus den
Gäulen herausgeholt, und ich bin durchgeschüttelt wie der Lieblingsdrink meines
Seligen.«
    Â»Dass Ihr gekommen seid, ist meine größte
Freude«, versicherte Charlotte herzlich. »Kommt mit, Ihr wollt Euch sicher erst
ein wenig ausruhen und Euch erfrischen.«
    Â»Ach was, ein gutes Glas Wein tut den gleichen
Dienst.« Lady Gwendolyn, weißhaarig, mit einem zarten,

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