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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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als sie den Gymnastikraum betrat, um ihr vorgeschriebenes Training zu absolvieren. Seltsame Geschöpfe sind wir, dachte sie bei sich. Säugetiere entwickeln Gerüche, die aggressiv und nervös machen, wenn eine größere Zahl zusammenkommt, und dann stecken wir eine Menge Leute für ein Jahr oder mehr zusammen in eine Blechdose und erwarten von ihnen, daß sie nett zueinander sind.
    Tatsächlich machte ihr der Geruch nicht allzuviel aus. Nicht einmal Männer machten ihr etwas aus. Andererseits waren sie auch nicht der Grund, daß sie dieses Exil auf sich genommen hatte und auf einem Brocken Meteorgestein und Eis in die große Nacht hinausflog.
    Virginia hatte ihre eigenen Gründe. Ihre freiwillige Meldung für das Halley-Projekt hatte mit dem Gedanken der wirtschaftlichen Nutzung von Kometenkernen wenig zu tun.
    Sie legte ihr Turnzeug an, bestieg einen Fahrrad-Ergometer und legte die Klebekontakte und Manschetten des Biomonitors an. Darauf legte sie sich ins Zeug und beschleunigte, bis die Ablesung zeigte, daß sie Dr. van Zoons Anforderung genügte.
    Der Gymnastikraum war im Gravitationsrad der Edmund Halley untergebracht, wo auch die Schlafräume der Mannschaft lagen und den Leuten ermöglichten, ihre Schlafperioden unter Gewicht zuzubringen. Virginia verstand das Bedürfnis, den Körper hin und wieder die alte Anziehungskraft fühlen zu lassen und ihn so in Form zu halten. Aber diese dreimal wöchentlich angesetzten Übungsstunden mit Expandern, Gewichten und Ergometern waren ihr verhaßt.
    Sie hatte schon daran gedacht, das medizinische Datenmaterial zu manipulieren und von allen Übungsgeräten simulierte Rückkopplungen einzuschieben. Sie traute es sich zu. Virginia kannte keine falsche Bescheidenheit, wenn es um ihre Fähigkeit in der Datenverarbeitung ging. Lon d’Amaria mochte Abteilungsleiter sein, aber sie war die Beste.
    Immerhin gestand sie sich ein, daß sie die Übungen wahrscheinlich brauchte, und so strengte sie sich an, bis ihr der Schweiß ausbrach und auf ihrer olivbraunen Haut glänzte.
    Außerdem legte sie Wert auf ihre Figur. Zu Hause in Hawaii war sie jeden zweiten Tag surfen gegangen. Nun aber schien es, daß sie gegen eine Trägheit ankämpfen mußte, die ihr nach einem Jahr Kälteschlaf noch anhaftete. Bis vor drei Wochen hatte sie mit auf ein Minimum herabgesetzten Lebensfunktionen im Tiefschlaf gelegen. Vielleicht war die Trägheit eine Nachwirkung der Medikamente, die sie als vorbereitende Behandlung vor dem ›Winterschlaf‹ hatte schlucken müssen.
    Nun, wenn es sich so verhielt, kam es jetzt darauf an, die Trägheit zu überwinden.
    Mit erneuerter Willensanstrengung trat sie in die Pedale und stellte sich vor, sie fahre mit dem Rad über die Brücke zwischen Lanai und Maui. Das allgegenwärtige Rollen des Gravitationsrades wurde zur eingebildeten Geräuschkulisse brausenden Windes und rauschender Brandung. Virginia stellte sich vor, daß die Tür vor ihr aufgehen und sie in strahlenden Sonnenschein und den Duft von Salzwasser, blühenden Sträuchern und Ananaspflanzungen entlassen würde.
    Nach dem Übungspensum waren ihre Muskeln warm und elastisch, und es war tatsächlich ein gutes Gefühl, verschwitzt unter die Dusche zu treten und sich hinterher das lange schwarze Haar zu bürsten. Die Rückkehr in den mausgrauen Overall war jedoch Erinnerung genug, daß Maui hundertfünfzig Millionen Kilometer von ihr entfernt lag.
    Sie hatte es sich selbst zuzuschreiben. Die Wahl war getroffen, und hier draußen gab es Arbeit zu tun… wichtigere Arbeit als ihr im heimatlichen Südseeparadies offen gestanden hätte.
    Sie entschloß sich zu einem Spaziergang um das Gravitationsrad, bevor sie zum schwerelosen Teil des Schiffs zurückkehrte, und nahm die Richtung, die der Rotation entgegengesetzt war.
    Niemand war zu sehen. Dr. Marguerite van Zoon drängte die Raumfahrer nicht zum Besuch des Gymnastikraumes. Diese armen Leute hatten zur Zeit schon so genug zu schwitzen und waren von den gesundheitlichen Bestrebungen der flämischen Ärztin ausgenommen.
    Virginias Rundgang durch den Korridor, der dem äußeren Perimeter des Rades folgte, führte sie an einer der Leitern vorbei, die zum Laboratoriumsteil des Rades führten. Die Türen in Sichtweite waren alle geschlossen, also vermochte sie nicht zu beurteilen, ob die biologisch-medizinische Abteilung zur Zeit besetzt war. Sie machte vor einer bestimmten Tür halt und hob die Hand halb zum Klingelknopf.
    Sie schalt sich wegen ihres Zögerns.

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