Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
Vom Netzwerk:
rotierenden, achteckigen Raum zusammen.
    Kurz bevor sie die Nabe jedoch erreichte, bemerkte sie zu ihrer Verblüffung ein kleines Leck, aus dem ein feiner, fettiger Nebel aus Schmiermitteln in den Gang sprühte.
    Sie wußte, daß die meisten Leute der Schiffsbesatzung abgerufen worden waren, um auf dem Kometenkern zu arbeiten, dennoch schien ihr diese Vernachlässigung unentschuldbar. Schließlich wurde das Rad noch lange benötigt.
    »Abscheulich«, murmelte sie. »Einfach schauderhaft!«
    Sie schrak zusammen, als jenseits des öligen Sprühnebels eine Stimme sagte: »Ganz meiner Meinung, Virginia.«
    Ihr suchender Blick fiel auf einen dicklichen Mann in grauer Arbeitskleidung, der bei einem der Ausgänge in der Schwerelosigkeit schwebte. Sein breites Gesicht zeigte einen mißmutigen Ausdruck. Er hatte eine Wollmütze über das spärliche, graumelierte Haar gezogen. Seine Arme waren lang und sahen enorm muskulös aus, ein Eindruck, der vielleicht durch den Umstand, daß er keine Beine hatte, verstärkt wurde.
    Seine Behinderung schien den Astronauten Otis Sergejow niemals ernstlich beeinträchtigt zu haben. Im Gegenteil, sie schien ihn in der Schwerelosigkeit gewandter und schneller zu machen.
    Sie hatte gehört, daß Sergejow den Astronomen unter Joao Quiverian zugeteilt war, die den Kometen studierten. Er war außerdem der älteste Percell, den Virginia kannte.
    Zu den ersten einer neuen Rasse zu zählen, hatte seine Nachteile. Simon Percells bahnbrechende frühen Arbeiten auf dem Gebiet der Gentechnologie hatten kinderlosen Freiwilligen wie den Sergejows zu einer besonderen Art von Nachwuchs verholfen. Aber ein Mosaikfehler hatte ihm statt der Beine nur kurze Stummel beschert.
    »Oh, hallo, Otis«, begrüßte sie ihn. »Etwas muß geschehen, nicht? Ist der Schaden noch nicht gemeldet worden?«
    Der Astronaut zuckte die Achseln. »Wozu so etwas melden, zum Teufel? Kein Mensch unternimmt etwas, soviel ist sicher. Diese verdammten Kretins!«
    Virginia war verblüfft. Selbstverständlich würde Kapitän Cruz sofort Reparaturarbeiten veranlassen, wenn jemand ihm den Schaden meldete…
    Dann bemerkte sie, daß Sergejow überhaupt nicht in die Richtung blickte, wo das Leck war. Sie ließ sich durch die langsam rotierende Nabe tragen, bis sie auf gleicher Höhe mit Sergejow war, dann duckte sie sich unter den Sprühnebel und stieß sich von der Wand ab.
    Der achteckige Raum schien um sie zu wirbeln. Zweimal mußte sie zugreifen, um einen der gummiüberzogenen Handgriffe zu fassen zu kriegen, und trotzdem schlug ihr Körper plump gegen die gepolsterte Wand. Ärgerlich über ihre Ungeschicklichkeit, versuchte sie, sich genau zu orientieren.
    Sergejow machte eine Kopfbewegung. »Sie glauben, die Ortho-Bürokraten werden etwas unternehmen?« sagte er mit hartem Auflachen. »Deswegen?«
    Virginia zwinkerte verwirrt. Dann bemerkte sie, daß er eine Wandschmiererei meinte, die nahe den rumpelnden Achsenlagern auf die Wandverkleidung gemalt war. Sie stellte in grob symbolischer Form eine hinter der Erdkrümmung aufgehende Sonne dar.
    »Der Sonnenbogen«, sagte er beißend. »Die verfluchten Kakashkias sind uns gefolgt, bis hier heraus.«
    »Ich kenne das Zeichen«, sagte Virginia nach einer Pause. Der unerwartete Anblick des Zeichens hatte ihr die Sprache verschlagen. »Sogar in Hawaii…«
    »So?« unterbrach er sie rauh. »Selbst im Land der Goldenen Menschen? In Ihrem techno-humanistischen Paradies?«
    Virginia zog die Brauen zusammen. Schon in der Ausbildungszeit hatte sie eine Abneigung gegen Sergejow gefaßt, Percellgefährte oder nicht. Er hatte die meiste Zeit seines Lebens im Weltraum verbracht, wo es ihm gelungen war, seine körperliche Benachteiligung in der Schwerelosigkeit zum Vorteil zu wenden, und doch verspürte sie bei jeder Begegnung mit ihm ein Unbehagen, als ob eine allzu lang unterdrückte Bitterkeit von dem Mann ausginge.
    Sie beschloß, mit Hilfe ihres Computers in das gespeicherte Programm der Personalplanung einzudringen und notfalls durch heimlich vorzunehmende Änderungen dafür zu sorgen, daß sie während der nächsten sieben Jahrzehnte niemals eine Arbeitsperiode außerhalb der Kühlfächer miteinander teilten.
    »Auf Wiedersehen, Otis. Ich habe zu tun.« Aber er hielt sie am Arm zurück.
    »Sie müssen wissen, daß dies nicht der erste Vorfall ist«, sagte er. »Nur der auffallendste. Einige von diesen Sonnenkreisern lehnen es sogar ab, mit uns Percellen zu sprechen. Sie meiden uns, als ob wir

Weitere Kostenlose Bücher