Im Land der glühenden Sonne: Die Australien-Saga (German Edition)
bessere und sicherere Zukunft bieten.«
»Aber was ist mit Liebe. Wer soll seine Mutter sein?«, fragte Gwen unter Tränen.
Pfarrer O'Leary nahm tröstend ihre Hand. »Er hat Mrs. Anderson, die schon Richies Vater aufgezogen hat. Außerdem spricht er davon, dass er ein Kindermädchen und eine Hauslehrerin einstellen will, die auf der Farm leben sollen.«
»Aber warum? Warum tut er uns das nur an?«, schluchzte Gwen.
»Er ist einsam, er fühlt sich schuldig, und er hasst uns«, antwortete Bob bitter.
»Na, na, Bob«, beschwichtigte Pfarrer O'Leary. »Schuldzuweisungen helfen jetzt niemandem weiter. Aber ein gemeinsames Gebet könnte helfen. Wollen Sie mit einstimmen?« Die drei senkten die Köpfe und beteten für Richie, dass Gott ihn beschützen möge, für die Seelen seiner Eltern und auch für Phillip Holten.
Gwen ging zu Sarah Pemberton, weil sie hoffte, sie könnte vielleicht helfen. Vor allem aber hatte sie das Bedürfnis, ihren Kummer mit einer anderen Frau zu teilen.
Sarah hatte großes Mitgefühl, aber sie machte Gwen ebenfalls darauf aufmerksam, dass Phillip am längeren Hebel saß. »Er besitzt nicht nur mehr Geld, sondern trotz seines merkwürdigen Verhaltens auch immer noch großen Einfluss und könnte Ihnen das Leben sehr schwer machen, falls Sie versuchen sollten, mit dem Baby wegzuziehen. Wenn Sie bleiben, wohnen Sie wenigstens in Richies Nähe, und das ist sehr wichtig … uns sind Sie hier auf Anglesea jedenfalls auch weiterhin herzlich willkommen, da kann ich auch für Keith sprechen.«
»Danke, Sarah.« Gwens Lippen zitterten, dann legte sie den Kopf auf ihre Arme, die auf dem Tisch lagen, und brach in lautes Schluchzen aus. Sarah gab ihr Zeit, sich auszuweinen, und strich ihr immer wieder über den Rücken, bis sie sich gefasst hatte.
»Bitte entschuldigen Sie, Sarah. Mir wird das alles einfach zu viel. Es ist so schwer zu ertragen … auch weil wir wissen, dass es das Letzte ist, was Abby gewollt hätte.«
Obwohl die McBrides wochenlang alle möglichen verzweifelten Versuche unternahmen, um Phillip Holten von seinem Plan abzubringen, mussten sie schließlich einsehen, dass sie keine Möglichkeit hatten, Richie bei sich zu behalten. Gwen hatte sogar Mrs. Anderson gebeten, mit ihrem Arbeitgeber zu sprechen, um ihm eindringlich klar zu machen, wie grausam es wäre, den mittlerweile fast Einjährigen aus seiner vertrauten Umgebung zu reißen.
»Da könnte ich genauso gut gegen eine Wand reden. Er hat schon ein Kindermädchen engagiert und mir verboten, mit Ihnen über Richie zu sprechen. Ich fürchte, wenn der Junge erst einmal hier ist, wird Mr. Holten Ihnen auch nicht gestatten, ihn noch zu sehen.«
Als Gwen das hörte, brach sie in Tränen aus.
»Ich kann Ihnen nur versichern, dass Jim und ich ihm unsere ganze Liebe geben und immer wieder von Ihnen allen erzählen werden. Vielleicht besinnt sich Mr. Holten im Laufe der Zeit. Er ist ein starrköpfiger Mann, geben Sie ihm Zeit, das ist alles, was ich Ihnen raten kann.«
Das war kein großer Trost für Gwen. Sie drückte den kleinen Richie, den Ihre Tränen und die Aufregung verwirrten und erschreckten, fest an sich. Schließlich riefen sie und Bob ihre Kinder zusammen, um ihnen die Situation zu schildern. Sie gaben sich Mühe, sachlich zu bleiben.
»Wir haben uns, aber Mr. Holten hat niemanden, und schließlich ist er auch Richies Großvater«, sagte Bob. »Auf Amba kann er ihm eine bessere Zukunft bieten, ihn auf eine gute Schule schicken und so weiter.«
»Was ist denn an unserem Leben oder unserer Schule so schlecht?«, verlangte Kevin zu wissen.
Die Mädchen begannen zu weinen, und auch Gwen liefen wieder die Tränen herunter. Brian, der nicht ganz begriff, warum seine Mutter so unglücklich war, kletterte auf ihren Schoß und schlang seine kleinen Ärmchen um sie.
Schließlich kam der Tag, an dem das nüchterne Schreiben des Gerichts eintraf, mit der Ankündigung, das Kind werde am folgenden Dienstag abgeholt. Gwen versuchte, den Kindern den Abschied zu erleichtern, indem sie versprach, sie würden Richie schon an Weihnachten wiedersehen. Jedes der Geschwister küsste und umarmte den Kleinen noch einmal, und der winkte ihnen fröhlich nach, als sie sich schluchzend auf den Schulweg machten. Brian wurde zu den Pembertons geschickt, wo er unter Sarahs Aufsicht spielen konnte und nicht mitbekam, wie Richie weggebracht wurde. Dann setzten Gwen und Bob sich still hin und warteten.
Der Wagen hielt vor dem Haus, und die
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