im Landschulheim
Bescheid. Ich rufe dann im Heim an.“
Sie nickte freundlich und verließ die Klasse ...
Frau Wahl machte gar keinen Versuch, weiter über moderne Romane zu erzählen. Als ob auch nur eine der Schülerinnen jetzt etwas davon hören wollte! Sie ließ sie schwatzen; die Stunde war ohnehin gleich zu Ende.
Die Sullivan-Zwillinge waren sich längst einig: Sie gingen auf alle Fälle in das Heim. Die anderen überlegten länger.
„Für mich wäre es schön“, sagte Doris. „Wenn ich später doch mal in einem Kinderheim arbeiten möchte, könnte ich dort schon ein bisschen was lernen.“
„Klar, Doris“, rief Nanni fröhlich, „du kommst mit und wir werden die schönsten Theaterabende veranstalten.“
Doris lachte. „Vorausgesetzt, dass meine Eltern einverstanden sind! Zeitlich passt es recht gut: Mein Lehrgang beginnt erst am ersten Oktober.“
„Meiner auch“, rief Carlotta, „und ich möchte gern einmal ins Gebirge. Ob man im Heim oder wenigstens im Dorf auch reiten kann?“
„Sicherlich. Frag nur geschwind zu Hause an. Deine Großmutter entscheidet gewiss auch diesmal! Ich würde ihr an deiner Stelle sofort schreiben.“
Jenny, Marianne und Petra hätten gar zu gern mitgemacht, doch ihre Eltern waren nicht einverstanden.
Marianne freilich gab sich mit der Absage nicht zufrieden. Sie hängte sich noch am gleichen Tag, als die Antwort kam, ans Telefon und redete eindringlich auf ihre Mutter ein.
Dann kam ihr Vater an den Apparat und Marianne fing aufs Neue zu betteln an. Und sie schaffte es tatsächlich! Der Hörer knallte herunter und Marianne raste zu den Zwillingen ins Zimmer. „Ich komme mit! Ich komme mit!“, schmetterte sie ihnen entgegen. „Kinder, ich hab‘s geschafft.“
In allerletzter Minute lief auch Bobby zu der Direktorin. „Frau Theobald, haben Sie schon mit dem Kinderheim telefoniert? Nein? Ach, wie gut! Ich möchte nämlich auch mitreisen. Gerade habe ich von meinen Eltern die Erlaubnis bekommen.“
„Fein, Bobby, dann fahrt ihr zu sechst hin. Ich wollte eben anrufen.“
Bobby verkündete den anderen ihr Glück und sie freuten sich mit ihr.
„Nun ist es längst nicht mehr so schlimm, von Lindenhof wegzugehen“, meinte Hanni und alle übrigen dachten dasselbe.
Doch je näher das Ende der Schulzeit rückte, desto häufiger sah man - trotz allem - bedrückte Gesichter. Das fiel natürlich auch den anderen Klassen im Internat auf. Sie freuten sich auf die Ferien. Die Großen waren komisch! Nur die Mädchen der zweiten Klasse dachten anders. Sie hatten sich zwar manches liebe Mal über die Großen geärgert, wenn sie ihnen helfen mussten. Aber sie hatten auch viel Spaß mit ihnen gehabt.
„Es ist nicht mehr mit anzusehen!“, sagte deshalb Claudines Schwester Antoinette zu ihren Mitschülerinnen. „Wir müssen sie wieder einmal zur Vernunft bringen!“
Die anderen lachten. Sie mussten an den Abend vor Ostern denken, als sie die Sechste ganz gewaltig gefoppt hatten. Damals war bei den Großen eine Arbeitswut ausgebrochen und sie hatten ihnen die schönsten Streiche gespielt.
„Jetzt geht es nicht um Arbeitswut, sondern um ausgesprochenen Trübsinn“, rief Claudine wieder. „Wir müssen etwas unternehmen!“
„Rührt dich der Trübsinn unserer Großen wirklich so sehr?“, zwitscherte Regine Lernet mit ihrer Piepsstimme. „Oder hast du einfach Lust zu irgendeinem Streich?“
Die anderen lachten. Regine hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
„Von einem Streich kann gar keine Rede sein“, meinte Antoinette verschmitzt. „Wie käme ich dazu?“
Noch mehr Gelächter!
Antoinette hatte es faustdick hinter den Ohren und sie steckte meist voll toller Einfälle. Die Mädchen aus der Sechsten, die es ja wissen mussten, behaupteten sogar: „Gegen Antoinette ist Claudine noch das reinste Musterkind.“ Nun erwartete die Klasse von Antoinette einen Plan.
„Was können wir tun?“, fragte Viola und sah die kleine Französin gespannt an.
Auch Dina und Ruth drängten: „Nun sag schon, was wir machen müssen!“
Antoinette stellte sich in Positur. Sie sah sich um, ob auch die ganze Klasse aufmerksam lauschte, und sagte schließlich langsam und würdig: „In zwei Tagen geben wir den Großen eine Mitternachtsparty.“
Sie konnte mit der Wirkung ihres Vorschlages zufrieden sein: Er schlug wie eine Bombe ein. Nach einigen Sekunden sprachloser Überraschung brach der Jubel los.
„Toll, Antoinette, du hast recht!“, rief Ruth, die Klassensprecherin, „wir sind in der
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