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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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Schwarz, »er stirbt.«

58.
     
    Das funzelige Licht in Pfarrer Schickingers Stube passte zur düsteren Stimmung. Schwarz neigte sein Glas, goss einen Tropfen Wasser auf die Tischplatte und betrachtete die ovale Form. Er stupste ihn mit dem Zeigefinger an. So leicht, dass er nur an einer Seite ausfranste. Dann gab er dem Wassertropfen noch einen vorsichtigen Stoß, damit er in die alte Form zurückfand. Als der Tropfen zerriss, griff er zu einem Papiertaschentuch und tupfte ihn auf. Er starrte auf den feuchten Fleck und griff wieder zum Wasserglas …
    Eva, die ihre lädierte Schulter mit einem Eisbeutel kühlte, störte Schwarz nicht in seinen finsteren Gedanken.
    Pater Anselm Schneider war noch auf dem Weg in die Klinik gestorben. Der gesuchte Kinderschänder Dahlke hatte sein Versteck im Dachboden des Klosters freiwillig verlassen und sich der Polizei gestellt. Schwarz, der während der Durchsuchung vor Ort geblieben war, als gehöre er zur Kripo, war über die jämmerliche Gestalt erstaunt gewesen. Dann hatte er miterleben müssen, wie man die entstellte Leiche des kleinen Jannis gefunden hatte. Sie war offenbar in aller Eile in einem Eck des Klosterparks verscharrt worden. Das war der Moment gewesen, in dem Schwarz ausgerastet war. Er hatte lautstark verlangt, dass die Spurensicherung sofort den ganzen Park umgrabe, weil Patrick noch immer vermisst war. Er hatte so getobt, dass Kolbinger ihn schließlich von den Rosenheimer Polizisten aus dem Kloster hatte bringen lassen.
    »So ein Arschloch«, brummte Schwarz.
    Die Kirchenglocken riefen zur Abendmesse. Bevor Pfarrer Schickinger zur Dorfkirche aufgebrochen war, hatte er sie eingeladen, noch eine weitere Nacht im Pfarrhof zu bleiben. Schwarz wäre auch so nicht abgereist.
    Plötzlich blickte er auf. »Eva?«
    »Ja.«
    »Du hast doch erst gedacht, die Männer würden weglaufen?«
    »Welche Männer?«
    »Welche wohl? Perfall und Konsorten natürlich«, sagte Schwarz barsch.
    Sie dachte nach. »Ja, stimmt. Aber ich habe es nur aus dem Augenwinkel gesehen … und dann haben sie ja an dem Gebüsch gewartet.«
    »Welche Richtung?«
    »Weg vom Kloster.«
    »Genauer, verdammt.«
    Sie sah ihn befremdet an. Diesen Ton mochte sie gar nicht.
    »Eva, könnte es sein, dass Perfall und seine Leute erst Patrick hinterhergelaufen sind?«
    »Ja, vielleicht, ich weiß nicht.«
    Er überlegte kurz. »Ich muss noch mal zum Wallfahrerweg.«
    »Ich komme mit«, sagte Eva.
    Er sah sie überrascht an. »Du bist doch verletzt?«
     
    Es begann zu dämmern. Im Kloster gingen die ersten Lichter an, der Weg entlang der hohen Mauer lag im Halbdunkel. Schwarz und Eva sprachen kein Wort. Bis auf das surrende Geräusch des Rollstuhls war es gespenstisch still. An der kleinen Eisentür blieb Eva stehen. Hier hatten die Männer das Kloster verlassen.
    Sie blickten zu dem Gebüsch, das sich wie ein schwarzer Scherenschnitt vom Himmel abhob, dann hoch zu dem düsteren Gebäude, in dem die Jungen nach dem heutigen Tag auf ihre Befreiung hoffen durften.
    »Die Kapelle«, sagte Schwarz.
    Hielt Patrick sich dort versteckt? Er hatte vielleicht das Durcheinander nach dem Auftauchen der Polizei genutzt, war aber, als er das Kloster verließ, beobachtet und verfolgt worden. Zuletzt hatten Perfall und seine Männer es aber doch vorgezogen, selbst das Weite zu suchen. So könnte es gewesen sein.
     
    Schwarz musste Eva zurücklassen, mit dem Rollstuhl wäre sie nach wenigen Metern stecken geblieben. Der Weg zwischen den alten Eichen war von Pflanzen überwuchert, überall lagen morsche Äste herum. Schwarz stolperte über eine unter Gras versteckte Wurzel und prellte sich bei dem Sturz den rechten Handballen an einem Stein. Aber er spürte keinen Schmerz, er sah nur noch die Kapelle. Er war plötzlich ganz sicher, dass Patrick dort war.
    Als er das verwitterte zweiflügelige Holztor erreicht hatte, verschnaufte er kurz. Er blickte zu Eva zurück, die unverwandt in seine Richtung schaute. Er hörte überlaut seinen eigenen Atem.
    Plötzlich schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass auch Patrick sich vielleicht umgebracht hatte – aus Angst, man könne ihn für Pater Anselms Mörder halten.
    Das Tor war mit einem verrosteten Vorhängeschloss gesichert. Schwarz zwängte seine Finger in den Spalt zwischen den beiden Flügeln und zog mit aller Kraft. Das Holz gab knarrend ein paar Zentimeter nach, aber nicht mehr. Als er losließ, schloss der Spalt sich wieder.
    Schwarz ließ die Arme sinken. Auf diesem Weg

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