Im Netz der Meister (German Edition)
schwarzes Gitter, das sie an einen eisernen Friedhofzaun erinnerte, den Raum teilte. Eine nackte Frau war an dieses Gitter gebunden. Sie trug eine Augenbinde und ein Schild um den Hals: »Anfassen erlaubt!«
Einige Gäste, die an ihr vorbeigingen, griffen ihr in den Schritt oder an die Brüste. Simone konnte nicht erkennen, ob es der Frau gefiel, dort so vorgeführt zu werden; ob einer der Männer im Raum ihr Dom war, konnte sie auch nicht sagen.
Cornelius erwies sich als perfekter Kavalier und versah seinen Sklavendienst in der Öffentlichkeit souverän und versiert. Er schien im Voraus zu ahnen, wann Simone rauchen wollte und bot ihr eine Zigarette an. Er gab ihr Feuer, sorgte dafür, dass sie immer etwas zu trinken hatte, erkundigte sich regelmäßig nach ihrem Befinden und saß dabei die ganze Zeit zu ihren Füßen. Wenn er zur Toilette oder sich die nebenan spielenden Paare anschauen wollte, fragte er Simone, ob er etwas fragen dürfe, und brachte dann sein Anliegen vor. Sie erlaubte ihm alles.
Sie unterhielt sich mit anderen Gästen, beobachtete die Leute und hatte keine Lust, für Cornelius weiterhin Programm zu machen. Es ärgerte sie, dass sie plötzlich das Gefühl hatte, er würde auf eine weitere Session warten und seine Unterwürfigkeit nur als Rollenspiel demonstrieren, um seine Wünsche bei ihr durchzusetzen.
Als er eine Weile nebenan bei einer Bondage-Session zugeschaut hatte und sich mit glänzenden Augen wieder vor ihre Füße setzte, sagte er mit spitzbübischem Lächeln: »Ach, sehr verehrte Herrin, so ein Bondage würde ich auch gerne mal ...«
»Tatsächlich? Ein Spiel mit Seilen möchtest du? Sozusagen Seilchenspiele?«
Er nickte eifrig.
Simone war wütend, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie stand auf und ging schnurstracks zu Sanne und Michael, die am Tresen standen und sich mit Gästen unterhielten.
Cornelius sah seine Herrin mit den Gastgebern reden. Sie guckten alle kurz zu ihm herüber und lachten.
Michael nickte, daraufhin verließ Sanne den Raum und kam kurze Zeit später mit einem weißen Seil in der Hand zurück. Sie gab es Simone, die mit einem hinterhältigen Lächeln auf den am Boden hockenden und devot triumphierend dreinschauenden Cornelius zukam.
Er senkte artig den Kopf, als sie vor ihm stehen blieb.
Das Seil war etwa drei Meter lang. Simone nahm es doppelt, drehte es ein wenig und knotete es an beiden Enden, sodass sie ein etwa anderthalb Meter kurzes Stück erhielt.
»Steh auf.«
Er stand vor ihr. Sie fasste ihn mit einem Finger unters Kinn, hob seinen Kopf, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und sagte: »Hier ist ein Seil. Du darfst damit spielen, mein Süßer. Spring. Geh in die Mitte und spring. Zwanzig Mal.«
Sie hatte es laut gesagt, und es schien plötzlich still geworden zu sein, Simone hörte keine Musik und keine Stimmen der anderen Partygäste mehr. Die, die in Grüppchen um sie herum oder neben ihnen gestanden hatten, rückten von ihr ab, bildeten einen Kreis um Simone und Cornelius.
Er wirkte panisch. Seine Lider flatterten, und sein Blick schien »Bitte nicht!« zu flehen. Doch es gab kein Pardon. Er bekam ein spöttisches Lächeln und eine sehr unmissverständliche Handbewegung. Und er bekam die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuschauer.
Seine Lippen formten ein lautloses »Bitte!«
Simone schüttelte den Kopf.
Cornelius begann zu springen. Einmal, zweimal. Sein Penis wippte dabei. Er sah grausam lächerlich aus, und er wusste es. Simone sah es ihm an.
»Stopp«, sagte sie leise, war mit einem Schritt neben ihm und zischte in sein Ohr: »Du zählst mit. Laut. Von vorn!«
Sie weidete sich an seiner Demütigung. Die Umstehenden starrten abwechselnd Simone und Cornelius an. Ihr war es egal, was sie dachten oder tuschelten, sie wollte, dass er ihren Befehl befolgte – und zwar sofort.
Er würde es tun, er würde es versuchen, und er würde es nicht schaffen. Selbst wenn er fit genug wäre, um zwanzigmal zu hüpfen, würde er es nicht schaffen. Er ersehnte weitere Schläge, deshalb würde er ihren Befehl gar nicht korrekt ausführen wollen. Sie war sich dessen ganz sicher. Und genauso war es. Eins. Zwei. Drei. Vier. Zwölf. Er verhedderte sich.
Und er lächelte sie an. Das hätte er nicht tun sollen.
»Noch mal von vorn! Und du zählst laut mit.«
Simones Stimme klang eisig.
Nur sein Keuchen war zu hören, sonst war es still im Raum. Die Anwesenden schienen den Atem anzuhalten.
»Eins. Zwei. Drei. Vier. ... Zwölf... vierzehn ...
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