Im Profil des Todes
«
Basil hatte das kommen sehen. Schon als man die
Gebeine des Kindes hereingebracht hatte, war es
unausweichlich gewesen. »Das ist nicht unser
Problem.«
»Ich mache es zu unserem Problem. Neun Leichen
wurden in Talladega gefunden, ich bitte lediglich um eine Rekonstruktion. «
»Hören Sie, Chief Maxwell hat keine Lust, in diesen Schlamassel hineingezogen zu werden. Sie wird es
ablehnen. Sie hat Ihnen nur deshalb gestattet, die Leiche des Kindes hierher zu bringen, weil sie genau weiß, dass all die Initiativen für verschwundene Kinder sie in der Luft zerreißen, wenn sie sich nicht
wenigstens bemüht zeigt. «
»Das reicht mir nicht. Ich muss wissen, wer dieses Kind ist. «
»Haben Sie mich nicht verstanden? Das wird nicht
passieren. Warum geben Sie's nicht auf?«
»Ich muss wissen, wer sie ist.«
Herrgott, Quinn war wirklich hartnäckig. Basil hatte zuvor schon einige Male mit ihm zu tun gehabt und der Detective hatte stets sein Interesse geweckt.
Oberflächlich betrachtet wirkte er ruhig, umgänglich, beinahe träge, aber jedes Mal waren Basil Quinns
messerscharfer Verstand und seine geistige
Beweglichkeit aufgefallen. Er hatte gehört, dass Quinn früher einmal bei der FBI-Spezialeinheit SEAL
gewesen war, und er konnte es sich gut vorstellen.
»Von mir kriegen Sie keine Empfehlung, Quinn. «
»Sie sollten Ihre Meinung überdenken.« Er schüttelte den Kopf.
»Haben Sie irgendwann in Ihrem Leben einen Fehler gemacht, Basil?«, fragte Quinn sanft. »Einen Fehler, von dem außer Ihnen niemand wissen sollte? «
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Wenn es etwas gibt, dann werde ich es
herausfinden.«
» Wollen Sie mir drohen? «
»Ja. Ich würde Ihnen Geld bieten, aber Sie würden es ja doch nicht annehmen. Sie sind ziemlich ehrlich ...
soweit ich weiß. Aber jeder hat etwas zu verbergen.
Ich werde es rausfinden und ich werde es verwenden.«
» Sie Scheißkerl.«
»Sie brauchen nur diese Empfehlung zu schreiben,
Basil. «
»Ich habe nichts getan, was ... «
»Nie das Finanzamt übers Ohr gehauen? Nie einen
wichtigen Bericht übersehen, weil Sie überarbeitet waren? «
Verdammt noch mal, jeder machte falsche Angaben
bei der Steuererklärung. Aber städtische Angestellte konnten dafür gefeuert werden. Doch wie sollte Quinn herausfinden, dass er ...
Er würde es herausfinden. Basil presste die Lippen zusammen. »Sehe ich das richtig, dass ich den
Spezialisten für diese Arbeit gleich mit empfehlen soll?«
»Ja.«
»Eve Duncan.«
»Ganz genau.«
»Verdammt, Quinn. Jeder in der Abteilung weiß, dass Sie schon seit Jahren nach ihrem Kind suchen. Chief Maxwell wird sich darauf nicht einlassen. Duncan ist eine viel zu große Nummer, seit sie diesen -
politischen Skandal aufgedeckt hat. Wenn wir sie
einschalten, werden uns die Journalisten die Bude einrennen. «
»Das liegt schon ein Jahr zurück. Für die ist Eve längst kalter Kaffee. Und ich würde mich darum kümmern. «
»Ist sie zurzeit nicht irgendwo im Südpazifik?«
»Sie würde herkommen.«
Basil war sich sicher, dass Eve Duncan kommen wür-de. Allen Mitarbeitern der Kriminalpolizei Atlanta war ihre Geschichte bekannt. Sie war als uneheliches Kind in den Slums geboren, hatte sich gegen enorme
Widerstände durchgesetzt und sich aus den Slums
hochgearbeitet. Sie hatte ihr Studium fast beendet und war auf dem besten Weg, ein bürgerliches Leben zu führen, als ihr das Schlimmste zugestoßen war, was einer Mutter widerfahren konnte. Ihre Tochter Bonnie war von einem Serienmörder getötet worden und die Leiche wurde nie gefunden. Der Mörder, Fraser, war hingerichtet worden, ohne preiszugeben, wo die
Leichen der zwölf Kinder, deren Mord er gestanden hatte, sich befanden. Seitdem hatte Eve all ihre
Energie darauf verwandt, andere vermisste Kinder
aufzufinden, seien sie tot oder lebendig. Sie war wieder an die Universität gegangen, hatte Kunst
studiert und war Gesichtsrekonstrukteurin geworden.
Sie hatte sich in den Bereichen Altersbestimmung und Erstellung von Mischbildern qualifiziert und sich auf beiden Gebieten einen außerordentlichen Ruf
erworben.
»Warum zögern Sie noch?«, fragte Quinn. »Sie wissen doch genau, dass sie die Beste ist. «
Basil konnte es nicht leugnen. Sie hatte der Polizei schon in vielen Fällen geholfen. »Sie trägt ein
verdammt großes Päckchen mit sich herum. Die
Presseleute werden ... «
»Ich habe gesagt, dass ich mich darum kümmern
werde. Empfehlen Sie sie.«
»Ich werde
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