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Im Reich des Wolfes

Im Reich des Wolfes

Titel: Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Schwert entfiel seinen Händen. Er sah, wie Miriel sich unter dem Griff des Wesens duckte und sich abrollte. Senta versuchte aufzustehen, doch ein stechender Schmerz in seiner Seite sagte ihm, daß er sich mehrere Rippen gebrochen hatte.
    »Ekodas! Bei allem, was heilig ist, hilf uns!«
    Ekodas kniete in der goldenen Kammer, den Kristall in den Händen, mit den Gedanken in weiter Ferne. Sämtliche Türen seines Geistes öffneten sich, und die Geräusche jenseits der Kammer hatten keine Bedeutung mehr für ihn. Sein Leben entfaltete sich vor seinen Augen, verschwendet und voller alberner Ängste. Die Zuflucht des Tempels schien ihm jetzt mehr als ein graues Gefängnis, das ihm die Reichtümer des Lebens vorenthielt. Er blickte in die vielen Facetten des Kristalls hinab, sah sich hundertfach widergespiegelt und fühlte, wie die Kraft seiner Seele in dem vergänglichen Fleisch seines Körpers wuchs.
    In einem Augenblick konnte er nicht nur den Kampf draußen im Saal sehen, sondern auch das grausame Kämpfen hoch über ihnen draußen auf den Mauern. Und darüber hinaus sah er auch Waylan-der, der lautlos durch die dunklen Flure von Zhu Chaos Palast huschte.
    Er lachte. Was spielte das für eine Rolle?
    Und er sah Shia, die neben dem hochgewachsenen Orsa Khan stand, und das Loch im Fallgittertor, durch das Gothirsoldaten krochen. Bedeutungslos, dachte er, obwohl er einen Stich der Verärgerung spürte, weil er nun nicht mehr Gelegenheit haben würde, sich an ihrem Körper zu erfreuen. Sein verstärktes Gedächtnis rief ihm noch einmal den Duft ihrer Haut und ihres Haars in Erinnerung.
    »Ekodas! Bei allem, was heilig ist, hilf uns!«
    Bei allem, was heilig ist! Was für ein amüsanter Gedanke. Ebenso wie der Tempel war die QUELLE von Menschen als Gefängnis für die Seele geschaffen worden, um zu verhindern, daß starke Männer die Früchte ihrer Macht genießen konnten. Ich bin frei von solchem Ballast, dachte er.
    Dardalion hatte gesagt, der Kristall wäre böse. Was für ein Unsinn. Er war schön, vollkommen. Und was bedeutete >böse< überhaupt? So bezeichneten schwache Menschen eine Kraft, die sie weder begreifen noch kontrollieren konnten.
    »Jetzt verstehst du«, flüsterte eine Stimme in seinem Geist. Ekodas schloß die Augen und sah Zhu Chao an einem Schreibpult in einem kleinen Studierzimmer sitzen.
    »Ja, ich verstehe«, sagte Ekodas.
    »Bring mir den Kristall, und wir werden eine solche Macht und solche Freude erleben!«
    »Warum sollte ich ihn nicht für mich behalten?«
    Zhu Chao lachte. »Die Bruderschaft ist bereits zur Stelle, Ekodas. Bereit zu herrschen. Selbst mit dem Kristall würdest du Jahre brauchen, um eine solche Machtposition zu erreichen.«
    »Daran ist etwas Wahres«, gab Ekodas zu. »Es soll sein, wie du sagst.«
    »Gut. Und jetzt zeig mir den Kampf, mein Bruder.«
    Ekodas stand auf und ging, den Kristall in Händen, zu dem Türdurchbruch. Dahinter sah er Miriel, die sich zu Boden warf und abrollte, als die Bestie einen Satz auf sie zu machte. Senta, der mit einer Hand seine Rippen umklammerte, hatte einen Dolch gezogen und stolperte voran, um die Kreatur zu attackieren.
    So ein Dummkopf! Als wollte man einen Wal mit einer Nadel töten.
    Der verletzte Krieger stieß dem Wesen seinen Dolch in den Rücken. Das Untier drehte sich halb um, und eine mächtige Faust hämmerte in Sentas Nacken. Er sank zu Boden, ohne einen Laut von sich zu geben. Miriel sah ihn fallen. Und schrie, voller Wut. Sie warf sich nach vorn und stieß ihre lange Klinge in eins der offenen Mäu-ler, tief hinein ins Hirn der Bestie.
    Ekodas kicherte leise. Er wußte, da war kein Hirn. Es lag - wenn man es überhaupt Gehirn nennen konnte - zwischen den Köpfen, in dem enormen Buckel auf den Schultern.
    Das Wesen bekam Miriel zu fassen und hob sie von den Füßen. Ekodas fragte sich, ob es das Mädchen zerreißen oder ihr nur den Kopf von den Schultern beißen würde.
    »In seinem Geist herrscht heillose Verwirrung«, sagte Zhu Chao. »Ein Teil von ihm ist immer noch Bodalen. Er erkennt das Mädchen als die Zwillingsschwester der jungen Frau, die er versehentlich getötet hat. Sieh nur, wie er zögert! Und kannst du den aufsteigenden Zorn der Seelen spüren, die einst von der Bruderschaft waren?«
    »Kann ich«, sagte Ekodas. »Hunger, Begehren, Unverständnis. Amüsant, nicht wahr?«
    Eine Gestalt bewegte sich im Hintergrund.
    »Noch mehr Unterhaltung«, wisperte die Stimme Zhu Chaos. »Leider kann ich den Zauber nicht

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