Sommer der Liebe
1
»Äh … hallo!«
Sian ließ die Harke sinken und blickte über die Gartenmauer. Eine Frau lächelte sie an. Sie hielt eine Flasche Wein in der einen und ein Marmeladenglas voller Blumen in der anderen Hand.
»Hallo!«, erwiderte Sian.
»Ich hoffe, Sie halten mich jetzt nicht für entsetzlich neugierig, aber ich habe den Umzugswagen gestern in der Auffahrt gesehen und dachte, ich komme schnell mal vorbei und heiße Sie im Dorf willkommen. Ich bin Fiona Matcham. Ich lebe in dem Haus dahinten.« Sie deutete mit der Weinflasche vage über die Straße.
»Oh«, sagte Sian. »Möchten Sie reinkommen?« Sie nahm an, dass ihre Besucherin das große Haus meinte, ein wundervolles Gebäude, von dem ihre Mutter geschwärmt hatte, als sie hier gewesen war, um Sian beim Einzug zu helfen.
»Ich möchte Sie nicht von der Arbeit abhalten, aber ich könnte Ihnen dabei zusehen.«
Sian lachte und wischte sich die Hände an ihren Shorts ab. Es war ihr gelungen, alle Erdbeerpflanzen in die Erde zu setzen, die ihre Mutter ihr geschenkt hatte. »Nein, nein, ich wollte sowieso gerade aufhören. Ich bin Sian Bishop.«
»Hallo Sian.« Fiona winkte ihr mit dem Marmeladenglas. »Hier, nehmen Sie die.« Sie reichte Sian die Flasche und die Blumen über die Mauer und ging dann zum Tor, durch das sie hereinkam. »Sie haben einen Jungen! Wie schön! Ich liebe Jungs.«
Rory, der mit seinem kleinen Spaten in der Erde grub, die seine Mutter für ihn aufgelockert hatte, blickte auf und starrte Fiona unter seinem blonden Pony hervor an.
»Du arbeitest ja ganz schön schwer. Willst du da etwas pflanzen?« Fiona Matcham sprach Rory an und holte aus der Tasche ihrer offenen Leinenjacke ein Glas Marmelade.
»Ja«, erklärte Rory ernst.
»Wir möchten gern unser eigenes Gemüse anpflanzen, jetzt, da wir auf dem Land leben«, sagte Sian. »Rory hat diesen Streifen da, und ich habe einen breiteren hinten im Garten. Wir haben Erdbeeren gesetzt. Salat sähen wir später noch aus. Rory, möchtest du jetzt Pause machen und etwas trinken? Oder weiterarbeiten, während ich Tee koche?«
»Weiterarbeiten, während du Tee kochst«, antwortete Rory, wandte ihnen wieder den Rücken zu und ignorierte sie beide.
Sian wusste, dass ihr Sohn schüchtern war und vielleicht später zu ihnen stoßen würde – wahrscheinlich, wenn ihm klar wurde, dass die Dose mit den Schokoladenplätzchen, die seine Großmutter dagelassen hatte, gleich auf dem Tisch stehen würde. »Möchten Sie denn eine Tasse Tee?«, fragte Sian ihren Gast. »Ich bin davon ausgegangen, dass …«
»Ja, Tee wäre schön. Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Sian hatte bereits beschlossen, dass diese Frau, die ungefähr Mitte fünfzig sein musste, nicht zu den Menschen gehörte, die ein etwas chaotisches Haus kritisch beäugten. Die Blumen waren kunstvoll arrangiert und originell – ein unkonventioneller Strauß, der zweifellos aus Fiona Matchams eigenem Garten stammte. Sian mochte Fiona jetzt schon.
Sie führte ihre Besucherin ins Haus. Es wirkte dunkel nach dem hellen Juni-Sonnenschein draußen und roch feucht. Aber die Miete war wirklich erschwinglich, wie Siams Mutter betont hatte. Es gab einen großen Garten, und die Vermieterin, die in Frankreich lebte, war mit allen nötigen Renovierungen einverstanden, sofern sie nicht zu extravagant waren. Sian stellte die Blumen auf den Tisch, und sofort wirkte alles hübscher.
»Entschuldigen Sie die Unordnung«, sagte sie und hob eine halb ausgepackte Kiste mit Geschirr von einem Stuhl. »Ich konnte bei diesem schönen Wetter einfach nicht im Haus bleiben. Setzen Sie sich doch! Und vielen Dank für die Blumen. Jetzt sieht es hier gleich irgendwie gemütlicher aus.«
Fiona stellte das Glas Marmelade mit einem »Für Sie« an die Seite, zog einen leeren Stuhl heran und setzte sich an den Tisch. »Da der Sommer ja vielleicht nicht mehr schöner wird, wäre es auch wirklich schade, den Sonnenschein mit Auspacken zu verschwenden.« Sie zögerte. »Ich habe für die Blumen extra ein Glas mitgebracht, damit Sie nicht nach einem Gefäß suchen müssen, in das Sie sie stellen können. Nichts ist nerviger als Leute, die Blumen mitbringen, wenn sie zum Essen eingeladen sind, und einen so von den Unterhaltungen mit den Gästen, dem Kochen und dem Getränkeanbieten abhalten, weil man erst eine Vase dafür suchen muss. Ich habe keinen Mann mehr«, fügte sie hinzu, »deshalb muss ich mich um alles allein kümmern.«
»Ich bin auch alleinerziehend, ich kenne
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