Im Schatten der Wandlung (German Edition)
sich wahnsinnig für mich.
„Hey das ist echt schön für dich“, sagte Jessy leicht geschockt. Ich wusste, dass sie sich für mich freute. Doch sie dachte bestimmt auch an die Zeit, in der ich weg sein würde. Jessy und ich sind seit klein auf die besten Freunde. Wir würden uns schrecklich vermissen.
„Und wann geht’s los?“, wollte sie wissen.
„Schon dieses Wochenende.“
„Oh. Okay, dann lass uns heute noch mal richtig Gas geben. Wer weiß, wann du in Schottland wieder dazu kommst. Ob es da auch so was wie das Red gibt?“, fragte Jessy so vor sich hin. Das hoffe ich doch! Wie die Leute da wohl sein mochten? Man stellt sich da ja schon so ein wenig die Hinterwäldler vor, gerade auch in den Highlands. Jeder weiß doch, dass es da mehr Schafe als Menschen gibt.
An diesem Abend hatten wir richtig viel Spaß zusammen und ich versprach den beiden, ihnen regelmäßig E-Mails zu schicken und anzurufen. Doch untergründig merkte ich, wie die Stimmung immer gedämpfter wurde, je näher der Abschied rückte.
Das Packen fiel mir wirklich schwer. Wetterbedingt konnte ich meine ganzen schicken, kurzen Klamotten nicht mitnehmen. Wobei sich mir wieder die Frage stellte, was verstehen die Schotten unter schick? Ich sollte Lori bitten, mir ein paar Fotos der aktuellen Trends per Mail zu schicken. Aber wollte ich mir das wirklich antun? Wahrscheinlich würden mich dort alle für einen Freak halten.
Auf ins Ungewisse
„Bist du auch wirklich sicher, dass du nichts vergessen hast, Schatz?"
„Nein Mom, das bin ich nicht. Aber ich bin sicher, dass es auch in Schottland Einkaufsmöglichkeiten hat. Hat es doch oder?"
„Mach dir keine Sorgen, Lori wird dich schon gut versorgen." Sie machte eine kurze Pause und sprach dann leise weiter. „Du wirst mir sehr fehlen Kleines! Pass gut auf dich auf."
Das klang mir sehr nach einem Befehl. „Das werd ich, versprochen. Du weißt ja, wir können jederzeit telefonieren. Und ich nehme meinen Laptop mit, für E-Mails."
Nachdem ich das traurige Gesicht meiner Mutter sah, fügte ich noch schnell hinzu: „Ich bin ja nicht ewig weg und komme auch bald auf einen Besuch, ehrlich. Aber ich freue mich jetzt auch schon auf Schottland. An diesem College angenommen zu werden ist wirklich ein Traum!"
Ich konnte ihr ansehen, wie sie sich bemühte, ihre Mimik unter Kontrolle zu behalten. Schließlich gelang es ihr ganz gut. „Ich freu mich ja auch für dich, Samantha! Aber jetzt lass uns gehen, wir sind schon spät dran."
Wir schnappten uns die beiden Koffer und brachten sie ins Auto. Während der ganzen Fahrt sagte keiner von uns ein Wort. Es war ein sehr bedrückendes Gefühl.
„Hast du es dir doch noch anders überlegt?“
Überrascht schaute ich meine Mom an. „Wie?"
„Na, wir stehen hier jetzt schon ein paar Minuten vor dem Flughafen und du steigst nicht aus und starrst so vor dich hin!"
„Oh, ich hab gar nicht mitbekommen, dass wir schon da sind."
Wir luden die Koffer auf den von Mom besorgten Gepäckwagen.
„Schatz, ich möchte mich gerne hier von dir verabschieden. Du weißt doch, lange Abschiede sind nicht so mein Ding."
Der wahre Grund war natürlich, dass sie hemmungslos heulen würde, bis das Flugzeug in Schottland gelandet wäre, wenn sie mit rein kommen würde.
Sie nahm mich in die Arme und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Pass gut auf dich auf und lass mal was von dir hören. Und mach Tante Lori keinen Ärger!"
Und schon war sie weg. Wäre sie länger geblieben, hätte der erste Schluchzer nicht lange auf sich warten lassen.
Ich schlenderte in Richtung Gate 7, mit dem Ziel Edinburgh/Schottland. Für den langen Flug besorgte ich mir in einem Laden noch schnell ein Buch, damit die Zeit etwas schneller verging. Und so machte ich mich auf zu fremden Ufern.
***
Der Flug zog sich, wie zu erwarten war, ewig. Mir war es auch diesmal nicht gelungen, im Flugzeug einzuschlafen. Also machte ich das Beste draus und stellte eine Liste zusammen mit Dingen, die ich in Schottland unbedingt sehen wollte. Da wäre einmal das Stirling Castle, Loch Ness natürlich, Schloss Dunnottar, Glasgow, Isle of Skye … Ob Lori auf all das Lust hatte? Wenn nicht, müsste ich mir umso schneller eine Begleitung suchen.
„Hallo Samantha, schön dich zu sehen! Lass dich mal drücken! Wie war der Flug? Hast du es einigermaßen gut überstanden? Das zieht sich ja immer so in die Länge, ich kenn das nur zu gut."
Das ist typisch für meine Tante,
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