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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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gute Gründe, warum Abreg sterben muss, und einen schlechten: Konstantin will seine eigenen Spuren verwischen.
    Weniger als eine Stunde später werde ich in einen aufwendig ausgestatteten Konferenzraum geführt. Konstantin und Matthews sind schon da. Schmale schwarze Mikrofone stehen entlang eines honigfarbenen Ahorntisches. Sämtliche Videokonferenz-Bildschirme sind ausgeschaltet, die Kameras ebenfalls. Die Männer, die diese Art von Entscheidungen treffen, wollen nicht gesehen werden, aber ich bin mir sicher, dass sie in Washington und im Kreml mithören.
    »Wir haben nur einen Versuch«, erklärt Konstantin. Er schiebt das Kinn vor. »Das Signal ist so eingestellt, dass es um vier Uhr nachmittags sendet. Unser Mann am Boden kümmert sich darum, dass das Ziel in Reichweite ist.« Er sieht mich an. »Ist das korrekt, Volk?«
    »Ja.«
    Konstantin greift sich automatisch mit der Hand an den Hals und legt den Kopf zurück. »Mr. Matthews, sind Ihre Leute einverstanden?«
    Matthews richtet sich in seinem Stuhl auf. Er schaut in meine Richtung, dann wieder weg. Ich erkenne gerade noch den Kopfhörer in seinem Ohr, bevor er die Hand darüberlegt, die Augenbrauen fragend hochgezogen. Konstantin wird unruhig, er scheint unzufrieden darüber, keine unverzügliche Antwort zu bekommen.
    Nach fast einer Minute nimmt Matthews die Hand vom Ohr. »Wir sind einverstanden.«
    »Dann geht es in sechs Stunden los«, sagt Konstantin mit heiserer Stimme, als hätte es die Verzögerung nicht gegeben. Er richtet die Worte an uns beide, obwohl ich sicher bin, dass er mich nur ungern gehen lässt. Er würde lieber einen seiner eigenen Männer losschicken, damit der die Schmutzarbeit erledigt. Aber er hat keine Wahl. Der General, ich und der anonyme Techniker aus dem Team des Generals, der den GLONASS-Sender programmiert hat, sind die Einzigen, die die Frequenz kennen, und der General, das muss man ihm zugutehalten, hat offenbar darauf bestanden, dass das so bleibt.
    »Keine Fehler, Volk«, krächzt Konstantin.
    Dreißig Minuten später, nach einem erneuten Flug in einem Mi-24-Hubschrauber, führt mich die Mitarbeiterin des Generals, das wandelnde Fragezeichen, den langen Gang hinunter zu seinem Hauptquartier.
    »Oberst, warten Sie!«
    Golko eilt uns schnaufend hinterher, die Mütze in der einen Hand, den Notizblock in der anderen. Sein linker Arm ist immer noch verbunden. Als er näher kommt, scheint er vergessen zu haben, was er sagen wollte. Er läuft rot an und stammelt: »Ich, äh, wollte nur sagen, ich bin froh, dass es Ihnen gut geht. Nachdem ich Ihnen die Karte gezeigt hatte ... na ja, hab ich erst mal nichts mehr von Ihnen gehört.« Er schaut nervös zu der Offizierin. »Dann habe ich gehört, dass Sie in den Süden gefahren sind. Ich war nur etwas besorgt, das ist alles.«
    Ich klopfe ihm auf die wulstige rechte Schulter. »Vielleicht arbeiten wir eines Tages wieder zusammen, Leutnant.«
    Er reißt seine blauen Augen auf. »Gibt es keine Nachbesprechung?« Sein Blick wandert zu dem lackierten schwarzen Kästchen unter meinem Arm, dann blättert er seinen Notizblock durch. »Ich habe eine Menge Fragen, ich...«
    Ich nicke der Offizierin zu, und sie marschiert weiter. Als wir zu dem Durchgang nach unten kommen, drehe ich mich um. Golko steht immer noch wie angewurzelt da und liest seine Aufzeichnungen durch. Das Hemd hängt ihm aus der Hose, und eine schwarze Strähne fällt ihm in die Stirn. Als er merkt, dass ich stehen geblieben bin, sieht er auf.
    »Danke, Golko.«
    »Jawohl, Oberst«, sagt er und salutiert.
    Der General sitzt an seinem Tisch und studiert eine Abschrift meiner Vernehmung. Wahrscheinlich hat er eine ähnliche Abschrift von Matthews Aussage, in der die Amerikaner zweifellos Teile geschwärzt haben. Als er die Berichte zur Seite legt, überreiche ich ihm das Ei in seinem Kästchen.
    Er holt es langsam heraus, eine mit Perlen besetzte Kugel, die schwer in seiner Hand wiegt, und öffnet vorsichtig den kleinen Verschluss. Das Innere ist golden ausgekleidet, darin sitzt die ebenfalls goldene Henne. Bewundernd hebt er die Henne ans Licht. Das weiße Funkeln der aufgesetzten Diamanten vermischt sich mit dem scharlachroten Leuchten der Augen. Die für seinen Körper zu großen Hände des Generals wirken sehnig und unebenmäßig gewachsen gegenüber der glatten Vollkommenheit des Eis und seines fein gearbeiteten Inhalts. Als er seine Betrachtung abgeschlossen hat, legt er das Ei zurück in das Kästchen und gibt es seiner

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