Im Schatten des Ringes
Klippen hinauf war geschmolzen, daher boten sie ihre Waren in der Stadt ohne Unterstützung des Händlers an.
Baltsar, der derbe Reisekleidung trug, beaufsichtigte die Verteilung der erstandenen Waren auf die Lasten. Metallteile klirrten, Körbe raschelten, während er die Waren in Haufen aufteilte, welche von den Sklaven sorgfältig verpackt wurden. Als er Rellar und mich entdeckte, verließ er seine Arbeit und kam, um uns zu begrüßen.
„Mir scheint, der Winter hat sich für Euch als recht erfolgreich und gewinnbringend erwiesen, Kaufmann“, sagte Rellar. Die Geschäftigkeit hatte nicht nachgelassen. Die Sklaven gingen weiterhin ihrer Arbeit nach, obwohl der Herr ihnen nun den Rücken zudrehte.
„Noch nicht“, schränkte Baltsar ein. „Der Gewinn wird sich erst dann einstellen, wenn ich die Waren im Tiefland weiterverkaufe.“
„Und dann werdet Ihr wahrscheinlich hohe Steuern bezahlen müssen und mit leeren Händen zurückkehren,“ sagte Rellar.
Baltsar lachte. „Der König wir mir genug übriglassen, so daß ich wieder neue Waren kaufen und ihm im nächsten Jahr weitere Steuern zahlen kann.“
Rellar lächelte einen Moment über Baltsars Erwiderung, dann fragte er ernsthaft: „Mit wie hohen Steuern, meint Ihr, wird der Erobererkönig Akadem belegen? Wir haben Dienste und keine verkäuflichen Waren anzubieten.“
Baltsar machte ein nachdenkliches Gesicht. Akadem war im Tiefland ebenso unbekannt wie die Kaufleute im Bergland, bis es zur Unterwerfung kam. Wie sollte man von Akadem Steuern verlangen, wenn dessen Einkommen von den Weisheiten abhing, die zur rechten Zeit ins richtige Ohr geflüstert wurden? Wir waren gespannt, wie der König mit derart wenig greifbaren Handelsartikeln verfahren würde. „Wenn ich König wäre“, sagte Baltsar, „würde ich mich der Dienste Akadems versichern … falls es überhaupt Dienstbarkeiten von Wert gibt.“
„Genauso denke ich auch“, pflichtete Rellar ihm bei. „Doch wenn der Erobererkönig überhaupt nicht begreift, welcher Art unsere Dienste sind, wird er auch nicht wissen, wie er die Steuer festsetzen sollte. Er muß erst unseren wahren Wert kennenlernen.“
Baltsar entging das Lächeln im Gesicht meines Meisters nicht, und er zeigte sofort gesteigertes Interesse. „Ihr habt einen Plan?“
Rellar nickte. „Wenn Ihr einverstanden seid, dann kann Heao Euch auf Eurer Reise ins Tiefland begleiten und dem Erobererkönig Akadems Steuern persönlich überbringen.“
Rellar holte ein in Ölhaut gewickeltes Paket unter seinem Umhang hervor. Das Paket war von gediegener Art und mit dem Siegel Akadems verschlossen.
„Eine Karte?“ riet Baltsar.
„Ja. Die schönste und beste Karte im ganzen Königreich … zwar nur von einem kleinen Teil seines Reichs, aber wenn er so weise ist, wie man sich von ihm erzählt, wird er ihren Wert ermessen können.“
Baltsar nahm Rellar das Päckchen aus der Hand. „Ich hab’ noch nie gehört, daß die Leute ihre eigenen Steuern festsetzen, aber ich glaube, es ist durchaus weise, wenn Ihr es versucht. Ich werde es übergeben.“ Er mußte über Akadems Unverschämtheit grinsen.
„Heao muß es abliefern“, widersprach Rellar.
Der bewundernde Blick des Kaufmanns streifte mich kurz. „Jemand von hohem Rang wäre wahrscheinlich angebrachter.“ Seine Stimme klang leise und ernsthaft, doch er schien sich seltsam unwohl zu fühlen, als würde ihm gleichzeitig klar, daß er wohl kaum einem Akademer einen Rat geben könne, selbst wenn er im Umgang mit dem Erobererkönig weitaus erfahrener war als dieses weise, aber wahrscheinlich völlig naive Gebirgsvolk. „Außerdem hat sie noch nicht ihre Gewänder“, fügte er hinzu.
„Aber ich habe meine Gewänder bereits“, meldete ich mich. „Ich wurde gestern erst eingekleidet.“
Die Bedeutung meiner Information, als minderjährige Akademerin bereits in Amt und Würden zu sein, verfehlte ihre Wirkung auf Baltsar nicht. Er begriff, daß ich wohl die einzige Person war, die meine Oberen schicken konnten. Die anderen Akademer waren zu alt und gebrechlich; viele waren während des Krieges ums Leben gekommen. Er wog das Päckchen in der Hand, schaute von mir zu Rellar, dann nickte er. „Ich hoffe, Ihr wißt, was Ihr tut“, meinte er.
„Vertraut uns nur.“
„Das tue ich“, bekräftigte Baltsar. „Man treibt mit seiner Majestät keine lächerlichen Spielchen.“ Er winkte einen hünenhaften Sklaven zu sich. „Teon, kümmere dich bitte darum, daß diese Frau angemessenes
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