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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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den Eugen erreicht hatte. Nein, dem baumelte die Zunge heraus wie einem
abgehetzten Jagdhund. Das Rad schlingerte. Eugen schien zu torkeln. Dann
stürzte er seitlich vom Rad.
    Das Gebrüll erstarb. Schreck lähmte die
Stimmbänder.
    Tim riß sein Rennrand herum wie einen
Mustang, der sich aufbäumt, steuerte zu Eugen und sprang aus dem Sattel.
    Der Junge war auf den Rasenstreifen
gestürzt, der die Straße vom Parkplatz trennte, also weich gefallen und hatte
sich nicht verletzt. Aber wie sah Eugen aus!
    Tim kniete neben ihm. Viele Füße
trampelten heran.
    Um Himmels willen! Entsetzen packte den
TKKG-Häuptling. Eugen stirbt. Der... atmet ja gar nicht.
    Der 16jährige lag auf dem Rücken,
totenbleich das Gesicht, die Augen waren nach oben verdreht, kein Atemzug hob
den Brustkorb. Die Lippen begannen, sich blau zu färben. Vergeblich tastete Tim
nach dem Puls. Eugens Haut fühlte sich kalt an, eiskalt!
    „Kreislauf-Kollaps ( Zusammenbruch )!“
    Gaby war neben Tim, auch sie kniete
sich.
    „Wir müssen ihn beatmen.“
    Tim beugte sich über den Reglosen.
Herzmassage. Das Brustbein pressen. Künstliche Beatmung durch den Trichter der
Hände. Es ging um Sekunden.
    Gaby, wie Tim in Erster Hilfe
ausgebildet, half nach besten Kräften. Die andern umgaben die Gruppe. Alle
schwiegen. Schreck stand in den Gesichtern.
    Tim hatte seinen Atem in Eugens Lungen
geblasen, richtete sich auf.
    „Einen Arzt aus der Klinik! Holt einen
Arzt! Los!“
    Er machte weiter. Einige Jungs rannten
zum Tor. Andere aus dem Publikum murmelten. Tim pumpte Luft in seine Lungen und
spendete seinem Sportkameraden den Atem, wobei er dessen Kopf stark
zurückbeugte, wie es sein muß.
    „Ich fühle seinen Puls“, sagte Gaby. „Ganz
schwach.“
    Tim unterbrach seine
Wiederbelebungsversuche, hielt das Ohr an Eugens Brustkorb, horchte. Ja, da
waren Atemgeräusche. Gerettet! Dem Tod von der Schippe gesprungen.
    Sie legten Eugen auf die Seite. Bei
Bewußtlosen besteht sonst Gefahr, daß sie am eigenen Speichel ersticken. Karl
faßte mit an. Klößchen, dem ein Schokokrümel im Mundwinkel klebte, war vor
Entsetzen bleicher als Eugen.
    „Wacht er nicht auf?“ fragte ein Junge
aus der 5 a.
    „Ist noch bewußtlos.“ Tim richtete sich
auf. „Aber das Herz schlägt, und er atmet. Alles andere wird bestimmt wieder.“
    Der Ring der Zuschauer öffnete sich.
    Drei weißgekleidete Männer eilten
heran. Sie kamen aus der Hunger-Burg. Einer war Arzt, die andern beiden
offensichtlich Pfleger. Der Arzt — jung, hochgewachsen und bebrillt — hatte
seine Bereitschaftstasche dabei.
    „Schwächeanfall“, sagte Tim. „Deshalb
ist er vom Rad gefallen. Beim Sturz hat er sich, glaube ich, nichts getan.
Jetzt atmet er wieder, und der Puls ist zu fühlen.“
    Der Arzt nickte, untersuchte, horchte
die Herztöne ab, zog eine Spritze auf. Er schob Eugens Lider hoch und
betrachtete die Pupillen.
    „Um Himmels willen!“ sagte er leise. „Hat
der Junge sich gedopt? Das sieht nach Amphetamin aus. Oder ähnlichem.“
    „Ist das gefährlich?“ fragte Tim.
    „Na und wie! Es putscht den Körper auf
und mobilisiert die allerletzten Reserven. Aber die sind der Schutzschild — zwischen
Leben und Tod. Wer seine letzten Reserven verbraucht, der kann sterben. Deshalb
bleiben Sportler, die diesen Wahnsinn mit sich machen, auf der Strecke. Immer
wieder kommt das vor.“
    Die Injektion ( Einspritzung ) in
Eugens Armvene war beendet. Mit dem Stethoskop hörte sich der Arzt die Herztöne
an. Die beiden Pfleger hatten eine Trage mitgebracht und schleppten Eugen, der
immer noch bewußtlos war, in die Klinik.
    Der Arzt wandte sich an Tim. „Wir
versorgen ihn. Aber wir sind kein Krankenhaus. Sobald es der Zustand des Jungen
zuläßt, lassen wir ihn in ein städtisches Krankenhaus bringen. Ich setze mich
mit seinen Eltern in Verbindung. Wie heißt der Junge?“
    „Eugen Flunzl. Er ist Internatsschüler.
Am besten, Sie wenden sich an unseren Schulleiter Direktor Dr. Freund. Seine
Rufnummer ist...“
    Während der Arzt sich die Telefonnummer
aufschrieb, sah Tim die übrigen Radrenner herankommen.
    Der Pulk der Verfolger hatte
rechtzeitig gebremst, um nicht in die Menschenmenge zu fahren, die unversehens
die Straße blockierte. Selbstverständlich würde niemand das Rennen fortsetzen.
Nicht nach diesem traurigen Anlaß.

2. Droge im Turnschuh
     
    Wie gemütlich das jetzt war!
    Auf ihrem Klapprad rollte Gaby neben
Tim. Karl und Klößchen radelten hinter ihnen. Ein leichter Wind kräuselte

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