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Im schoenen Monat Mai

Im schoenen Monat Mai

Titel: Im schoenen Monat Mai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile de Turckheim
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und Martial auch nicht, unterschreibt der Wachtmeister mit »Kommissar Lyon-Saëck« und kriegt es dabei nicht hin, dass er die Spalte oder die Zeile trifft, vielleicht weil er nicht kleiner schreiben kann oder weil er seine Füllfeder so liebt, dass er gar nicht auf die Idee kommt, ihr nur so ein Stückchen Papier zu geben, wie wenn man seinen Hund so liebt, dass er nicht in einer Ecke schlafen soll. Kaum hat er fertig unterschrieben und ist dabei in alle Richtungen hinausgefahren, spricht er mich an, nicht Martial, wo der doch viel näher bei ihm steht und der Größere von uns zwei ist und fünfzehn Jahre älter, aber dadurch, dass er so furchtbar hässlich ist, hat er verloren.
    »Sagen Sie, mein Guter ... sind wir jetzt komplett, oder fehlen noch welche?«
    »Wir sind komplett komplett, Herr Wachtmeister. Ich hätte nicht gedacht, dass wir schon so komplett sind.«
    Der Wachtmeister schaut mir tief in die Augen, um rauszukriegen, ob ich ihm was verschweige oder ihn anlüge, aber er findet nichts.
    »Um welche Zeit wird der Notar erwartet?«
    Das ist wahre Disziplin, wenn man seinen Kummer nicht zeigt, das ist noch schwerer, als nicht wie ein Schlosshund zu heulen. Wenn Leute heulen, dann ist mir das immer so furchtbar peinlich, dass ich sie in den Arm nehmen muss, um ihnen ein bisschen was abzunehmen. So eine Zurückhaltung hab ich noch nie gesehen, da können sich einige ein Stück davon abschneiden, die wegen nichts losheulen, also was ich damit sagen will, der Wachtmeister könnte doch wenigstens ein bisschen so tun als ob, damit es nicht ganz so ausschaut, wie wenn er nur wegen dem Geld da ist. Da hätte Monsieur Louis keine Freude, wenn er das sehen würde. Aber natürlich kann er ja nichts mehr sehen, weil ihn eine Kugel erwischt hat.
    »Der Notar kommt erst morgen früh, Herr Wachtmeister. Ich dachte, die Herrschaften wollen sich vorher noch gern ein wenig sammeln.«
    Er verzieht seine Nase. »Sehr schön gedacht, Kleiner.«
    Ich weiß nicht, wann ich Geburtstag habe, aber ich weiß, wie alt ich bin, achtundzwanzig, also reißt es mich, wenn noch wer Kleiner zu mir sagt. Der Wachtmeister schaut aus dem Fenster, das zum Friedhof hinausgeht, keine Ahnung, ob er das absichtlich macht, ich glaub aber nicht, weil draußen ist es stockfinster und man kann gar nichts sehen.
    »Dort liegt er«, sag ich, »neben seinem Bruder und den ganzen anderen Yokes. Wenn Sie wollen, Herr Wachtmeister, kann ich Sie hinbringen, solange Martial die Suppe aufwärmt.«
    Das mit dem Polizeiblick haut immer hin. Ich halte mich grade, wo ich doch sonst mehr krumm gehe. Als wenn ich was auf dem Gewissen habe. Lucette sagt immer, wir sind alle als Sünder geboren und haben immer was auf dem Gewissen, aber ich kann nachdenken, so lang ich will, mir fällt nichts ein. Gut finde ich an dem Wachtmeister, dass er schnell durch den Dreck geht und sich nicht um die Sauerei an seinen Hosenbeinen schert. Da sieht man gleich, dass er aus einem Beruf kommt, wo sie im Dreck über Leichen stolpern. Weil es so finster ist und das Haus zu weit weg, hält er sich an meinem Ärmel fest, als wenn es dadurch heller wird, was es natürlich nicht tut, aber das sag ich nicht, weil ich nicht angeben will, dass ich mich im Finsteren besser auskenne wie er.
    »Da ist es, Herr Wachtmeister.«
    »Gibt es denn keinen Grabstein?«
    »O ja! Was glauben Sie denn? Ein Mann wie er ... Er kriegt einen aus Marmor mit unserer tiefsten Trauer in goldener Schrift drauf.«
    Weil es Nacht ist und besonders weil der Mond sich irgendwo versteckt hat, kann ich sein Gesicht nicht sehen, aber ich merke genau, dass jetzt die Polizeifragen kommen.
    »Wann genau ist es passiert?«
    »Das wird so vor einem Monat gewesen sein.«
    »Vor einem Monat! Und wieso werden wir erst jetzt hierher gerufen?«
    »Ich hab so schnell wie möglich gemacht, Herr Wachtmeister, ich bin halt langsam.«
    »Haben Sie ihn gefunden?«
    »Nein, mein Herr, das war Martial. Wir haben drei Tage nach ihm gesucht. Wir sind überall rumgelaufen, wo man nur rumlaufen kann. Nachts sogar mit elektrischen Lampen. Martial hat ihn dann gefunden, aber er hat ja nicht riechen können, in was für einem Zustand, deswegen hat er dann tagelang nichts gesagt und nichts gegessen, außer wie ich einmal Rouladen gemacht hab, weil Rouladen hat er am liebsten.«
    »Verstehe. Angesichts der Einsamkeit von Monsieur Louis, seines Alters und vielleicht ... des Alkohols ... denkt man natürlich an Selbstmord.«
    »Ja, ja, da denken

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