Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Flüstern noch leiser. „Ich bin in dieser Straße der Informant .“
Er zwinkerte mir zu und ich verstand, während ich mein Gri nsen verlor. Dieser Typ hatte meinem Bruder gesteckt, wo die Drogenhändler sitzen. Er war also Wolfs Informant. Verflucht, er wusste, dass ich nicht bei der Polizei war. Ich war quasi enttarnt. Mir fiel nichts mehr ein, also sagte ich: „Ich muss pinkeln. Wo sind die Toiletten?“
Er erhob sich und zeigte mit ausgestreckter Hand in die Ric htung der Toiletten. Ich nickte und flüsterte:
„Wenn Sie mich entschu ldigen würden.“
Er lachte. „Ich wusste von Anfang an, dass du kein Bulle bist. Die erkenne ich schon am Geruch.“
„Mir wollte nicht klar werden, was er damit meinte, also tat ich es als dummen Spruch ab und marschierte mit eingekniffenen Eiern zu den Entsorgungshöfen. Mit geschlossenen Augen betrat ich die Räume und wartete auf das Geräusch der zufallenden Tür und als es ertönte öffnete ich die Augen.
Wie peinlich!
E rwischt, nichts herausgefunden, im Gegenteil, aufgeflogen und meinen Bruder in Schande gebracht. Wie gut, dass er nicht weiß, wer ich bin. Dann schrie ich kurz auf, als ich sah, wo ich war. Diese Toilettenräume waren voller Spiegel. Ich sah mich rechts und links, hinten und vorne im Bild des Spiegels. Überall Spiegel, keine einfachen über den Waschbecken, nein, die Wände waren vollständig damit tapeziert, von der Decke bis zum Boden. Sie waren einfach überall, oh mein Gott, überall! Ich spürte eine aufkommende Panikattacke, wie einen Tsunami, über mich zuschlagen. Ein Alptraum. Zuckend trat ich zurück, bis ich an den Ausgang stieß. Die Türklinke bohrte sich in meinen Rücken, während ich gegen die Panik ankämpfte, jedoch konnte ich nirgendwo hinblicken, ohne mein Spiegelbild zu sehen. Ich brach zusammen und fiel auf die Knie. Die Gewalt dieser Panik war so einnehmend, so überwältigend, dass mir der Atem stockte. Mein Rücken stemmte sich gegen die Tür, doch sie lag im Schloss und ich drückte mit vollem Körpergewicht dagegen. Natürlich öffnete sie sich nicht, dazu müsste ich die Klinke drücken, doch in meiner Verzweiflung stemmte sich mein Rücken gedankenlos dagegen bis es schmerzte. Einen klaren Gedanken zu fassen schien unmöglich, diese Spiegel nahmen meine volle Aufmerksamkeit in Anspruch und ich konnte nichts tun, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde. Der Barmann trat ein und drückte mich nach vorne, ich stürzte zu Boden und raffte mich sofort wieder auf, als er mich anstarrte und sagte:
„Junge, mit dir stimmt was nicht. Sag’s mir nicht, ich will’s nicht wissen, aber ich muss dringend eines dieser Becken füttern, also lass mich vorbei und behalt deine Probleme für dich.“
Dann lief er zu einem der Becken und erleichterte sich, ohne mich eines Blickes zu würdigen, während ich an der Wand lehnte und nach meiner Achtung suchte. Als er fertig war, wusch er sich nicht etwa die Hände, nicht er, der die Gläser der Gäste poliert, nicht er, der die Erdnüsse in die Schalen füllt und sie den Gästen reicht, er ging direkt an mir vorbei, ohne ein Wort, schüttelte verständnislos mit dem Kopf und verschwand. Kaum, dass er draußen war, sackte ich wieder auf die Knie und kämpfte gegen die Ohnmacht, die mich zu überwältigen drohte, an. Mit letzter Kraft kramte ich mein Handy aus der Tasche und drückte die Kurzwahltaste eins. Nach endlosen Sekunden meldete sich eine Stimme:
„Sie haben die Nummer von Frau Doktor Senfling gewählt und das war richtig. Ich bin nur leider gerade in einer überaus wichtigen Sitzung und kann Ihr Gespräch nicht entgegen nehmen. Aber Sie dürfen sich darauf verlassen, dass ich Sie umgehend zurückrufe und schließlich ihr Problem löse, was immer es ist. Sie müssen lediglich eine Nachricht aufsprechen und dürfen nicht vergessen, Ihre Nummer zu hinterlassen, damit ich Sie zurückrufen kann. Sprechen Sie bitte nach dem Signalton.“
Piep .
Ich legte los: „Oh mein Gott, hier sind überall Spiegel, ich weiß nicht, was ich tun soll! Sie saugen mich auf. Ich kann nicht fliehen, was soll ich nur t…“
Ka pitel 4
Frau Doktor Senfling setzte sich in ihren Relaxsessel , nahm ihr Handy heraus, wählte die Mailbox an und hörte ihre Nachrichten ab. Als sie Peters Mitteilung vernahm, drückte sie sofort die Kurzwahltaste vier um ihn zurückzurufen. Sie hatte schon der Nachricht entnommen, dass er einer schweren Panikattacke unterlag und der Anruf lag schon
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