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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Er kannte sich in der Religion, im Denken und Fühlen, im Handeln und in den Gebräuchen der Inder nicht aus. Ihr Leben war ihm fremd, so wie sein Leben ihnen fremd war. Doch dass ein Vater seine Tochter liebte und alles für sie tun würde, das musste überall gleich sein!
    Langsam sah er hoch und dem Zamorin direkt in die Augen: »Vielleicht hat mich das Schicksal zu Euch geschickt, weil die Zeit für Eure Tochter, ihre sterbliche Hülle zu verlassen, noch nicht gekommen ist.«
    Der Zamorin sah auf. »Was meint Ihr damit?«, fragte er.
    »Nun«, der Reiter lehnte sich in seinem Kissen zurück, doch sein Gesichtsausdruck war alles andere als entspannt, »ich kenne Eure Sitten nicht. Und auch über das Schicksal weiß ich wenig. Ich frage mich nur, ob die Macht des Schicksals auch darin bestehen könnte, dass ich nun vor Euch sitze und Euch um Hilfe bitte? Was meint Ihr, Majestät? Könnte das Schicksal nicht auch so verfahren? Und wenn es denn so wäre, könntet Ihr dem Schicksal dann aus dem Weg gehen und Eurer Tochter und Vasco da Gama die Hilfe versagen, um die Euch das Schicksal in ihrem Namen bittet?«
    Der Zamorin schwieg. Noch immer drehte er den Granatapfel in seinen Händen und schaute darauf, als stünde die Lösung darin. Lange saßen sie so und schwiegen. Nur die dunklen Klänge der Sitar durchbrachen die Stille.
    Der Reiter betete in Gedanken, der Zamorin möge ein Einsehen haben. Doch gleichzeitig erkannte er auch die Richtigkeit der majestätischen Worte. Was ist Schicksal? Was ist vorher bestimmt? Versucht der Mensch nicht seit Anbeginn der Zeiten, Gott ins Handwerk zu pfuschen?
    Er fand keine Antwort auf diese Fragen. Wem erklärte sich Gott auch so, dass man ihn verstand und aus seinen Erklärungen Anweisungen ableiten konnte? Niemandem! Nicht einmal den Mönchen und Priestern, die Gottes Wort gepachtet zu haben schienen. Der Mensch war schon sehr auf sich allein gestellt. Und leben und überleben konnte er oft nur mit der Hilfe anderer Menschen. Es war, wie es war. Nicht zu ändern.
    Der Reiter seufzte. Er wusste, dass er alles gesagt hatte, was zu sagen war. Jetzt entschied der Zamorin. Und wie immer diese Entscheidung ausfallen würde, er musste sie akzeptieren.
    Wieder verging eine Weile, in der der Herrscher von Kalikut den Granatapfel in der Hand drehte. Stunden schienen dem Reiter vergangen, ehe der Zamorin den Kopf hob und sagte: »Ihr seid ein kluger Mann, Fremder. Und Ihr könntet Recht haben. Niemand kann die Wege des Schicksals deuten.«
    Der Reiter nickte. »Wäre es anders, wäre das Schicksal kein Schicksal mehr, der göttliche Wille nicht mehr wert als das Wort einer Mutter, die ihrem Kind verbietet, sich im Dreck zu suhlen.«
    Der Zamorin warf dem Reiter plötzlich den Granatapfel zu und fragte: »Nun, wie aber wissen wir, dass wir richtig handeln? Im Einklang mit den Göttern und zum Wohle der Menschen?«
    Der Reiter lächelte leicht. »Es wird keinen Menschen auf dieser Erde geben, der die wahre Antwort auf Eure Frage kennt.«
    »Und Ihr, was ratet Ihr mir?«
    Der Reiter erschrak ein wenig. Was sollte er antworten? Wer war er, dass er dem Herrscher von Kalikut raten durfte?
    »Ich kann Euch keinen Rat geben«, erwiderte er und drehte nun selbst den Granatapfel in den Händen. »Ich kann Euch nur sagen, was ich tun würde. Doch der Mensch ist fehlbar. Also kann das, was ich an Eurer Stelle tun würde, falsch sein.«
    »Und was würdet Ihr tun?«, fragte der Zamorin. Er lächelte und der Reiter sah, dass er ihm wohlgesonnen war.
    »Ich würde versuchen zu ergründen, was mein Herz spricht. Und ich würde versuchen zu ergründen, was mein Verstand mir sagt. Danach würde ich mein Handeln ausrichten.«
    »Gut«, erwiderte der Zamorin. »Was aber würdet Ihr tun, wenn Herz und Verstand mit unterschiedlichen Zungen sprechen? Wenn sie einfach zu keiner gemeinsamen Sprache finden?«
    »Eine schlimme Situation«, gab der Reiter zu, dann lachte er leise auf und griff nach der Geldkatze an seinem Gürtel. Er holte einen Dukaten heraus und zeigte ihm den Zamorin.
    »Ich würde das Schicksal sprechen lassen«, sagte er. »und eine Münze werfen.«

Kapitel 21
    D ie Küste ist in Sicht«, verkündete ein Matrose. »Was sollen wir tun?«
    Dom Pedro kletterte an Deck und überzeugte sich selbst. In der Ferne war deutlich Land zu erkennen. Hügelketten, aneinander gereiht wie die Perlen einer Kette, erhoben sich über dem Meer und zeichneten ihre Umrisse in den klaren Himmel.
    »Kalikut!«, rief

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