Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Ihr seid und was geschehen ist?«
»Nur dunkel«, erwiderte Charlotta. »Das Schiff brannte und jemand warf mich über Bord.«
Suleika nickte. »Ja, es war die Armee meines Vaters, die das Schiff beschossen hat.«
Charlotta riss erschrocken die Augen auf, doch Suleika legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. »Keine Sorge. Die meisten Männer haben sich durch einen Sprung ins Wasser gerettet. Die Soldaten nahmen sie zunächst gefangen, doch die meisten befinden sich schon wieder in Freiheit und warten auf ein Schiff, das sie zurück nach Europa bringt. Jorges geht es gut. Er hat schnell Freundschaft geschlossen und verbringt den halben Tag in den Ställen bei unseren Pferden. Er wird von den Unsrigen als Held gefeiert, haben Arabinda und ich ihm doch unser Leben zu verdanken.«
»Und die anderen?«, fragte Charlotta.
Suleikas Miene wurde eine Spur ernster.
»Alonso Madrigal, Nino und einige andere von Dom Pedros Vertrauten befinden sich im Kerker. Mein Vater, der Herrscher vor Kalikut, wird entscheiden, was mit ihnen geschieht. Die anderen, die sich nichts haben zuschulden kommen lassen, sind frei. Der zahnlose Alte hat sogar verkündet, er wolle sich in Kalikut niederlassen, denn das europäische Wetter bekommt seinen Gliedern schlecht. Arabinda dient mir wie zuvor. Er ist glücklich, wieder daheim zu sein. Und auch ich bin froh.«
»Und Dom Pedro?«
Suleikas Gesicht verdüsterte sich. »Euer Mann sitzt natürlich auch im Kerker. Ich bin sicher, mein Vater wird sich eine gerechte Strafe für ihn einfallen lassen.«
»Was ist mit Vasco? Lebt er?«
Suleika nickte. Ein kleines, glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht.
»Ja, er lebt. Auch er rettete sich durch einen Sprung über die Reling, nach dem Jorges Arabinda und ihn von den Fesseln befreit hatte.«
»Wo ist er? Kann ich ihn sehen?«, fragte Charlotta und richtete sich auf.
Suleika schüttelte den Kopf. »Warum fragt Ihr nicht, was mit Euch geschehen wird?«, wollte sie wissen.
»Mein Leben ist mir gleichgültig, so lange ich von Vasco getrennt bin«, erwiderte Charlotta und sah nicht, wie Suleika schluckte.
»Wo ist er?«, fragte sie noch einmal.
»Mein Vater hat ihm mein Leben anvertraut. Mit ihm bin ich von hier weggegangen und er sollte mich ihm zurückbringen. So war es vereinbart. Vasco konnte sich nicht an sein Versprechen gegenüber meinem Vater halten. Die Gründe dafür kennt Ihr. In unseren Land gilt ein solches Vergehen als Verbrechen.«
»Und nun? Was hat Euer Vater mit ihm vor?«
Suleika sah in eine unbestimmte Ferne.
»Was geschieht mit ihm?«, fragte Charlotta nach einer kleinen Weile. »Wie geht es ihm? Ist er gesund?«
»Bevor ich Euch diese Frage beantworte, Doña Charlotta, bitte ich Euch, mir zuvor meine Frage zu beantworten.«
»Ich höre.«
»Ihr seid die Frau des Kapitäns und als solche ebenfalls im Verdacht, an seinen Machenschaften und Plänen beteiligt zu sein. Immerhin wart Ihr bereits mit Dom Pedro de Corvilhas verlobt, als Vasco, Arabinda und ich aufgrund seiner falschen Anschuldigungen ins Gefängnis geworfen wurden. Das Gesetz meines Landes besagt, dass auch Ihr Euch damit schuldig und strafbar gemacht habt. Eine Frau steht für ihren Mann ein und umgekehrt. Ist einer von beiden an einer Straftat beteiligt, so macht sich auch der andere strafbar.«
Charlotta seufzte. »Ich bin nicht freiwillig in Euer Land gekommen und hatte – wie Ihr sehr wohl wisst – nur die besten Absichten. Dom Pedros Eheweib war ich nie, auch, wenn wir verheiratet sind. Unsere Ehe ist nie vollzogen wurden. Doch ich respektiere Eure Gesetze, Eure Sitten und Gebräuche.«
»Ich dachte mir, dass Ihr so antworten werdet, doch wollte ich es aus Eurem eigenen Mund hören. Ihr seid wirklich eine Frau von edler Gesinnung. Ich weiß sehr wohl, dass Ihr niemals Dom Pedros Frau wart. Im Gegenteil, Ihr habt Euch selbst in Gefahr gebracht, wart mir allzeit eine gute Freundin, habt Euer Brot mit mir geteilt. Doch weiß ich auch, dass Ihr Euch vor Gott als Vasca da Gamas Weib betrachtet. Wenn nun mein Vater beschließt, ihn für sein Vergehen mit dem Tode zu bestrafen, seid Ihr dann noch immer bereit, als sein Weib für ihn einzustehen?«
Charlotta zögerte keinen Augenblick mit der Antwort. »Ja«, sagte sie aus vollem Herzen und aus tiefster Seele. »Ich bin sein Weib und stehe zu ihm in guten und in schlechten Tagen. Und wenn es ihm bestimmt ist, in den Tod zu gehen, so gehe ich mit ihm.«
Suleika nickte wieder und nahm Charlottas
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