Im Zauber des Mondes
an?«
Zu ihrer Überraschung grinste er breit. »Was für ein charmanter junger Mann! Du kannst deinem Schutzengel danken, daß ich eine Schwäche für struppige kleine Kampfhähne wie dich habe!«
Das Essen kam; Stew mit Rindfleisch, dazu Brot und zwei Gläser schäumendes Bier. Caitlyns verräterischer Magen knurrte laut, als ihr der köstliche Duft in die Nase stieg. Verlegen musterte sie ihr Gegenüber, aber er schien nichts gehört zu haben.
»Ich werde auf keine Weise dafür bezahlen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Er hatte gerade die erste Gabel Stew in den Mund geschoben und ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Dabei kaute er genüßlich und spülte dann alles mit einem Schluck Bier hinunter. Sie starrte ihn an. Sie würde sich nicht einmal erlauben, an das Essen zu denken, bis zwischen ihnen alles geklärt war.
»Iß nur, Junge. Es sind keine Bedingungen damit verbunden. Ich weiß, was es heißt, Hunger zu haben.«
»Sie?« Ungläubig starrte sie ihn an. Dann gewann ihr Stolz die Oberhand. »Na ja, so hungrig bin ich nun auch wieder nicht. Wie gesagt, meine Freunde und ich, wir haben erst gegessen. Kartoffeln und . . .«
»Ich bin sicher, du wirst noch etwas hinunterbekommen. Nur aus Höflichkeit.«
Sie musterte ihn vorsichtig, aber der köstliche Geruch der Stews ließ sich nicht verleugnen.
»Nun gut, ich denke, das bin ich Ihnen schuldig. Schließlich hätten Sie mich vorhin auch an die Polizisten übergeben können.«
»Das stimmt«, sagte er trocken, aber sein Gesicht blieb dabei so ausdruckslos, daß sie keinen Grund hatte, sich angegriffen zu fühlen.
Sie warf ihm noch einen mißtrauischen Blick zu, dann begann sie zu essen. Es war seit Wochen ihr erstes warmes Essen, und es schmeckte so gut, daß sie den Engländer völlig vergaß und es hungrig hinunterschlang. Mit dem letzten Stück Brot wischte sie noch den Rest der Soße aus dem Teller, dann lehnte sie sich zufrieden zurück. Erst jetzt bemerkte sie, daß er sie beobachtete. Sie merkte, wie sie rot wurde.
»Wenn du weiter Geldbörsen stiehlst, wirst du bald hängen. Du bist nicht gut genug«, sagte er im Ton einer unpersönlichen Warnung.
Verletzt riß sie die Augen auf. »Ich bin verdammt gut! Ich mach das schon seit Jahren, und ich bin noch nie erwischt worden! Zuvor, meine ich.«
»Du bist langsam, und ich habe deine Hand wie ein Stück Blei in meiner Tasche gefühlt. Wenn sie dich noch nie erwischt haben, war das Glück, nicht mehr.«
»Was zum Teufel verstehen Sie denn schon davon?«
»Ich merke, wenn mich ein schlechter Dieb bestiehlt. Ein schlechter Dieb und ein dummer noch dazu. Denn du wirst nicht damit aufhören, bis sie dich hängen, nicht wahr?« Er hörte sich angewidert an.
»Nun, dann können Sie ja kommen und mit der Menge jubeln, nicht? Verdammtes englisches Schwein!« Das letzte Wort schrie sie schon fast. Wütend sprang sie auf. Die Leute in dem Pub begannen sich nach ihr umzudrehen. Der Gentleman lehnte sich zurück und musterte sie aus schmalen Augen. Dann griff er wortlos über den Tisch, packte sie vorne am Mantel und zog sie kräftig, daß sie plötzlich wieder auf der schmalen Holzbank saß.
»Zügle dein Temperament, Junge, sonst werde ich es für dich tun. Mit hitzköpfigen Jungs wie dir habe ich jede Menge Erfahrung.« Er machte eine kurze Pause und musterte sie. Dann sagte er plötzlich: »Verstehst du was von Schafen?«
»Was gibt es da denn schon zu verstehen?« sagte sie schnippisch.
»Beantworte meine Frage!«
Caitlyns Augen wurden schmal. »Ich liebe die kleinen Biester, als wären sie meine Kinder.« Das war eine ziemlich unverschämte Lüge, aber er hatte es verdient. Sie hatte einmal in einem Stall mit einem Schaf geschlafen, aber mehr hatte sie noch nie mit diesen Tieren zu tun gehabt.
»Kannst du Torf stechen und einen Stall ausmisten?«
»Kommt darauf an, warum ich es tun soll.«
Er beschloß, ihre unverschämte Bemerkung zu überhören. »Ich habe eine Schaffarm in County Meath. Ich könnte noch einen Jungen gebrauchen, falls er bereit ist, hart zu arbeiten und sich zu benehmen. Natürlich hatte ich mir jemand Kräftigeren vorgestellt, aber ...«
»Ich bin stark wie in Ochse!«
»Ich biete drei warme Mahlzeiten täglich, ein Bett in der Scheune und viel Arbeit an der frischen Luft. Wenn ich nicht irre, ist das mehr, als du hier hast.«
»Sie bieten mir einen Job an? Warum? Ich habe Ihnen gerade die Geldbörse gestohlen - fast jedenfalls.« Mißtrauisch musterte sie ihn, aber
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