Im Zauber des Mondes
leichtfüßig und mit geschickten Angriffstechniken. Connor war ihm technisch zwar nicht ganz gewachsen und durch sein lahmes Bein behindert, aber er brachte solche Kraft und Ausdauer in den Kampf ein, daß sich nach einer Weile die Anstrengung bei Sir Edward bemerkbar machte. Sie trieben sich über das unebene Gelände vor und zurück, und keiner der beiden Todfeinde schaffte es, einen Vorteil zu erringen. Schweißperlen standen auf Sir Edwards Stirn und liefen ihm übers Gesicht. Connor bemerkte das verräterische Anzeichen und grinste, aber da griff Sir Edward an, und seine Klinge streifte Connors Arm, bevor dieser ausweichen konnte. Caitlyn sah, wie sich der Schnitt in Connors weißem Hemd langsam rot färbte, und schnappte nach Luft. Liams Griff an ihrer Schulter verstärkte sich und ermahnte sie, ruhig zu bleiben.
Die Verletzung schien Connor nur noch mehr anzutreiben. Ungeachtet des Bluts, das von seinem Arm tropfte, drängte er Sir Edward Stück für Stück zurück. Sir Edward atmete schwer und kämpfte verzweifelt, um die schnellen Hiebe, die ihn auf die Knie zwangen, abzuwehren. Eine schnelle Bewegung des Schwerts, ein Satz, und Sir Edwards Schwert flog durch die Luft. Die Zuschauer atmeten erleichtert auf. Connor beachtete sie nicht. Er ging auf Sir Edward zu und hielt ihm die Klinge an den Hals. Zu Sir Edwards Anerkennung muß man sagen, daß er mit keiner Wimper zuckte.
»Töte mich, und sei verflucht dafür, d'Arcy«, fuhr er ihn an. Connor schüttelte langsam den Kopf.
»Ich möchte, daß du mir erzählst, wie du meinen Vater umgebracht hast, bis in die kleinste Einzelheit.«
Sir Edward schluckte. Die Spitze des Schwertes ritzte seine Kehle, und Blut trat hervor. Da verlor Sir Edward die Nerven und begann zu reden, und er beschrieb die Ereignisse jener weit zurückliegenden Nacht. Als er geendet hatte, sahen Liam, Rory und Cormac bereit zu einem Mord aus. Connor jedoch war blaß und gefaßt.
»Und jetzt glaube ich, daß du meiner Frau noch etwas schuldest.«
Sir Edward warf Caitlyn einen Blick zu, und sie sah einen Hoffnungsschimmer in seinen Augen. Aber sie hielt es für unwahrscheinlich, daß Connor ihn am Leben ließe, egal, was er jetzt noch sagen würde.
»Ich entschuldige mich, Caitlyn.« Sir Edwards Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. Sogar von da, wo sie stand, konnte sie seine Angst riechen, aber sie hatte kein Mitleid mit ihm.
»Es mißfällt mir, daß du meine Frau so vertraulich ansprichst. Für dich ist sie noch immer Lady Iveagh.«
»Ich entschuldige mich, Lady Iveagh.«
»Steig auf, Liam, und reite mit Caitlyn ein Stück die Straße hoch.«
»Nein!« Sie schüttelte Liams Arm ab.
»Denk an das Kind«, sagte Connor, ohne sie anzusehen. Sir Edward erkannte, daß das Ende nahe war, und er begann zu keuchen - ein beinahe obszönes Geräusch in der plötzlichen Stille. Liam nahm ihren Arm, und dieses Mal wehrte Caitlyn sich nicht. Sie waren jedoch noch keine fünfzig Schritte geritten, als sie Meg zügelte und herumlenkte.
»Du hast gehört, was Connor gesagt hat.« Liam ritt zu ihr zurück und versuchte nach Megs Zügel zu greifen. »Denk an das Baby.«
»Pah«, gab Caitlyn zurück und hielt die Zügel außer Reichweite. »Ich möchte zusehen. Stell dich nicht so an, Liam. Es wird weder mir, noch dem Kind schaden. Vergiß nicht, ich hätte den Bastard fast selbst umgebracht. Dieses Mal möchte ich sicher sein, daß er tot ist.«
Liam schwieg, und sie beobachteten, wie Connor die Schwertspitze an Sir Edwards Kehle legte.
»Wenn du ein Gebet kennst, solltest du es jetzt sagen.« Connors Worte waren über die Entfernung kaum zu verstehen.
Sir Edward begann hysterisch zu plappern, Connor sah ihm lächelnd in die Augen und stieß ihm das Schwert durch die Kehle. Blut schoß hervor und färbte den Boden rot. Connor zog mit einer schnellen Bewegung das Schwert zurück, und Sir Edward brach zusammen und war tot.
EPILOG
Der nächste Morgen fand sie in der Nähe von Inver, einem kleinen Fischerdorf westlich von Donegal. Sie hatten auf einem Hügel mit Blick auf den Fluß Eany haltgemacht, um sich und den Pferden eine Ruhepause zu gönnen, ehe sie ins Dorf hinunterritten. In Inver erwartete sie schon ein Curragh, mit dem sie über die Bucht von Inver übersetzen würden. Dort, am äußersten Ende des Landes, würde sie noch heute ein Schiff aufnehmen, das zu den Kolonien segelte, wo sie ein neues Leben beginnen würden. Die Kolonien hatten erst vor kurzem die Unabhängigkeit von
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