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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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konnte er das Gesicht eines bärtigen Mannes erkennen, dessen Miene bekümmert, geradezu bedrückt wirkte, so als bedaure er das Unglück, das sein absonderliches Rammboot herbeiführte.
    Dann setzte das geheimnisvolle Wasserfahrzeug rasch zurück und verschwand in der Tiefe.
    Hunt wusste, dass die
Kearsarge
dem Untergang geweiht war. Rund zwei Meter unter der Wasserlinie klaffte ein fast kreisrundes Loch im Rumpf, durch das immer mehr Wasser in den hinteren Laderaum und die Kombüse eindrang, infolgedessen das Schiff deutlich nach Backbord krängte. Nur die Schotten, die Hunt den Vorschriften der Marineführung entsprechend hatte schließen lassen, als ob das Schiff in die Schlacht zöge, verhinderten, dass es auf der Stelle kenterte.
    Noch hielt sich der Wassereinbruch in Grenzen, aber nur so lange, bis die Schotten unter dem gewaltigen Druck nachgaben.
    Hunt fuhr herum und musterte die flache Koralleninsel, die keine zwei Meilen weit entfernt war. Er wandte sich an den Rudergänger und rief: »Halten Sie Kurs auf das Riff steuerbord voraus!« Dann befahl er den Maschinisten, volle Kraft zu geben. Er sorgte sich vor allem darum, wie lange die Schotten dem Wasser standhielten, ehe die Fluten in den Maschinenraum einbrachen. Denn so lange die Kessel noch unter Druck standen, konnte er das Schiff vielleicht auf Grund setzen, bevor es sank.
    Allmählich schwang der Bug herum, und das Schiff nahm Fahrt auf und steuerte seichtes Gewässer an. Lieutenant Ellis ließ unterdessen die Boote und die Gig des Kapitäns zum Aussetzen bereitmachen, ohne dass Hunt es ihm eigens befehlen musste. Bis auf die Mannschaft des Maschinenraums war die gesamte Besatzung an Bord angetreten und starrte auf das flache, öde Korallenriff, das quälend langsam näher kam, während die Heizer fieberhaft Kohlen in die Feuertüren der Kessel schaufelten, ein Auge auf die offene Gräting gerichtet, das andere auf das knarrende Schott, das Einzige, das sie noch vor einem schrecklichen Tod bewahrte.
    Die Schraube wirbelte das Wasser auf und trieb das Schiff auf das Eiland zu, von dem sich alle Rettung erhofften. Der Rudergänger rief nach einem Helfer, denn durch das eindringende Wasser neigte sich das Schiff mittlerweile bereits sechs Grad nach Backbord und ließ sich immer schwerer steuern.
    Die Besatzung stand bei den Booten, bereit, sie auf Hunts Befehl hin zu besteigen und das sinkende Schiff zu verlassen.
    Unruhig traten sie von einem Bein aufs andere, als sich das Deck bedrohlich unter ihren Füßen neigte. Ein Lotgast wurde zum Bug geschickt, wo er das Senkblei auswarf und die Wassertiefe erkundete.
    »Zwanzig Faden und steigend«, sang er mit kaum verhohlener Zuversicht.
    Doch der Boden musste noch gut dreißig Meter seichter ansteigen, ehe der Kiel der
Kearsarge
auf Grund stieß. Und Hunt kam es vor, als ob sich das Schiff im Schneckentempo auf das kleine Koralleneiland zubewegte.
    Von Minute zu Minute sank die
Kearsarge
tiefer ins Wasser.
    Sie hatte jetzt nahezu zehn Grad Schlagseite und ließ sich kaum noch auf geradem Kurs halten. Doch das Riff kam näher.
    Sie konnten bereits die Wellen sehen, die an die Korallen brandeten und gleißend in der Sonne versprühten.
    »Fünf Faden«, sang der Lotgast, »und rasch steigend.«
    Hunt dachte nicht daran, das Leben seiner Männer aufs Spiel zu setzen. Er wollte gerade den Befehl zum Verlassen des Schiffes geben, als die
Kearsarge
auf die Korallen auflief, mit ihrem Kiel und Rumpf durch das Riff pflügte, bis sie jäh zum Stillstand kam, sich zur Seite neigte und mit fünfzehn Grad Schlagseite liegen blieb.
    »Gelobt sei der Herr, wir sind gerettet«, murmelte der Rudergänger, der noch immer die Speichen des Rades umklammerte, obwohl seine Arme vor Erschöpfung wie taub waren und sein Gesicht vor Anstrengung rot angelaufen war.
    »Sie sitzt fest«, sagte Ellis zu Hunt. »Außerdem ist Ebbe, sodass sich das alte Mädchen nicht von der Stelle bewegen wird.«
    »Stimmt«, bestätigte Hunt bitter. »Wäre ein Jammer, wenn man sie nicht retten könnte.«
    »Mit Bergungsschleppern kann man sie vielleicht vom Riff freibekommen, vorausgesetzt, der Boden ist nicht aufgerissen.«
    »Das verdammte Monstrum ist daran schuld. Wenn es einen Gott gibt, wird er es dafür büßen lassen.«
    »Vielleicht hat es das bereits«, erwiderte Ellis leise. »Nach dem Zusammenstoß ist es ziemlich rasch gesunken. Es muss sich den Bug beschädigt und Wasser genommen haben.«
    »Ich frage mich nur, weshalb der Kapitän

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