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Im Zeichen des himmlischen Baeren

Titel: Im Zeichen des himmlischen Baeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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schlagen?«

15
    D er schwarze Hengst kam bei Sonnenuntergang an. Er galoppierte den südlichen Festungswall entlang, raste an den Wachtposten vorbei durch den Torbogen und stürmte in den Innenhof. Das Fell des Tieres dampfte. Die Ohren lagen flach am Kopf, seine Augen funkelten wie purpurrote Blumen. Er raste im Kreis herum. Es herrschte seltsame Stille. Nur die Hufe prasselten wie Steinschläge auf dem rötlichen Sand. Ein Krieger versuchte, ihm den Weg abzuschneiden. Das Pferd schwenkte ab; Staub quoll unter seinen Hufen auf, seine Mähne loderte wie schwarze Flammen.
    Ein zweiter Mann näherte sich von der anderen Seite. Der Hengst wirbelte herum. Gelber Speichel floss aus seinen Lefzen. Sein Rücken spannte sich; er schlug aus: Wie von einem Keulenschlag getroffen, stürzte der Mann zu Boden.
    Aufgeregte Stimmen wurden laut. Immer mehr Soldaten drangen in den Hof. Ich hörte das Gleiten der Schiebetüren, das Klirren der Waffen. Die erregt tuschelnde Dienerschar drängte sich im Hintergrund.
    Die Sonne sank hinter den Wällen. Man hatte den bewusstlosen Mann auf die Seite getragen. Die Tungusen mussten einen harten Schädel haben, denn ich sah, wie er wieder zu sich kam. Aber kein anderer Krieger wagte sich an das rasende Tier heran.
    Â»Was geht hier vor?«
    Iris schneidende Stimme übertönte den Tumult. Die Krieger verneigten sich und die Diener warfen sich auf die Knie. Iri betrachtete das schwarze Pferd, das im funkelnden Dunst wie durch verschwommen-rötliches Wasser zu gleiten schien.
    Â»Das Tier scheint von bösen Geistern besessen. Man töte es auf der Stelle!«
    Er winkte einen Bogenschützen heran.
    Ich trat dazwischen. »Majestät, es ist Kuro-Uma, das Pferd des Herrschers von Izumo. Erlaubt, dass ich den Hengst beruhige.«
    In Iris schmalen Augen glühte ein lauernder Funke. »Versucht, Euch dem Tier zu nähern. Aber begebt Euch nicht in Gefahr …«
    Ich befahl den Kriegern, zur Seite zu gehen, und schritt langsam über den Hof. Mein purpurnes Gewand schleifte über den Boden. Ich fürchtete mich nicht; ich wusste, dass uns das Pferd eine Botschaft brachte. Der Hengst hatte mich gesehen und verfiel in Trab. Seine Mähne flatterte, der lange, dichte Schweif schlug hin und her. Ein dumpfes Schnauben ließ seine Kehle und seine Flanken beben. Ich trat näher an ihn heran; pfiff leise und sanft durch die Zähne. Das Tier spitzte aufmerksam die Ohren. Ich pfiff weiter in leichtem, melodischem Rhythmus. Der Hengst blieb stehen und ließ mich herankommen. Kuro-Uma senkte den Hals. Sein Kopf war jetzt mit meinem auf gleicher Höhe. Er wieherte rau und tief; es klang wie ein Seufzer. Ich hob die Hand und legte sie auf seine Stirn. Er zuckte zusammen, doch er rührte sich nicht. Ich streichelte die nasse Stirn, fasste in die zerzauste, schweißgetränkte Mähne. Ich spürte einen Gegenstand unter meinen Fingern, und als ich die Mähne zurückwarf, sah ich die messerscharfe Knochensichel auf dem schwarzen Fell leuchten.
    Jubel brandete über den Hof. Die Krieger hämmerten mit den Speeren auf die Schilde. Ich hörte sie kaum. Das Blut dröhnte in meinen Ohren. Mit zitternden Fingern löste ich den Schmuck und schritt auf den Herrscher zu. Wortlos hielt ich ihm die Sichel entgegen. Unsere Blicke trafen sich. Über uns senkte sich eine Stille, als hätte die Sonne am Himmelssaum ihre Bahn angehalten.
    Iri erbleichte auf eine Art, wie ich es noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Sein Gesicht war wie das eines Toten: ohne Farbe, mit weißen Lippen und die Augen in dunklen Höhlen. Keuchend, fast unhörbar, stieß er hervor: »Ich werde ihm bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust reißen!«
    Er wandte sich ab; sein Schatten glitt über die Bodenplatten, verschwand zwischen den Pfosten. Ich stand wie erstarrt. Langsam, ganz langsam, drang der Schmerz in mich ein, kroch in mein Herz. Mein ganzer Körper wurde kalt. Meine Gedanken hasteten hilflos in alle Richtungen. Dann hob sich die Verzweiflung wie eine Sturmwoge, strömte in mein Blut und brauste in meinem Kopf. Mit schwankenden Schritten gelangte ich in meine Gemächer; mit einer Handbewegung schickte ich Maki aus dem Zimmer. Ich blieb allein.
    Der Raum war still und kühl und die purpurne Sonne drang herein. Ich kniete vor meinem Bronzespiegel und legte den Schmuck vor mir auf die Matte. Ich löste meine Schärpe;

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