Immer dieser Knasterbax
aus der Jackentasche. Glücklich hob der Räuber ihn auf und küßte
ihn.
„Du bist gutes Kamerad“, sagte
er und zog ihn dankbar an. Dann setzte er den großen Hut auf, der auf einer
rostigen Mähmaschine die Nacht verbracht hatte, und öffnete die Tür. Vorsichtig
steckte er den Kopf hinaus und lugte nach links und rechts.
„Siebenschütz, wo bist du?“
murmelte er. Aber der Polizist schien noch zu schlafen. Jedenfalls war die Luft
vor dem Heuschober rein. Also warf Knasterbax die Tür hinter sich zu und
marschierte los.
Brötchen werden sein fertig,
dachte er, ist ja schon sieben. Schön, daß fleißiges Bäcker arbeitet für
hungriges Räuber! Nach einer halben Stunde kam er in ein Dorf. Im vierten Haus
wohnte der Bäcker. Es roch verführerisch nach frischen Brötchen. Knasterbax
blieb hingerissen stehen und atmete tief ein. Dann tappte er leise auf
Zehenspitzen durch die Pforte auf den Hof und blickte durch ein kleines Fenster
in die Backstube hinein. Dort stand der Bäcker vor dem großen Tisch und knetete
einen Brotteig. Auf einem Regal dufteten die fertigen Brötchen.
Sieht dumm aus, der Meister,
dachte Knasterbax, genügt sich kleines Trick.
Mit einem Satz war er an der
Tür, riß sie auf und schrie in den warmen Raum hinein: „Feuer! Feuer!“
Der Meister erschrak und fuhr
herum. Knasterbax winkte ihm aufgeregt mit dem Arm zu und rannte los, als ob er
ihm zeigen wollte, wo es brannte. Da warf der Mann, ohne sich lange zu
bedenken, den Teig auf den Tisch und lief hinterher. Vor ihm sauste Knasterbax
um die Ecke. So schnell er konnte, folgte er ihm. Der Räuber sprang über den Zaun
und fegte um das Haus herum. Mit wenigen Sätzen war er in der Backstube. Rasch
steckte er fünf Mohnbrötchen in die linke Jackentasche und fünf Rosinenbrötchen
in die rechte. Einen Bienenstich schob er sich als Nachspeise unter den
Pullover. Dann schlich er an die Tür. Soeben tauchte der Bäcker hinter seinem
Ziegenstall auf.
„Da ist die Feuer!“ rief
Knasterbax ihm entgegen und zeigte in die Backstube. Er wartete, bis der
Meister hineingerannt war, dann huschte er nach draußen und war mit fünf
Sprüngen auf der Straße.
„Ein dummes Mensch“, sagte er
leise, „sollte wissen, daß er hat Feuer in die Backofen.“
Aus dem Stall des nächsten
Hauses hörte er Kühe brüllen.
„Paßt sich gut“, sagte er,
„frisches Milch gleich nebenan!“
Unbekümmert öffnete er das
große Tor und stampfte in die Diele. Unter einer rotbunten Kuh hockte die
Bäuerin und melkte. Sie hatte dem frechen Eindringling den Rücken zugekehrt.
Zwei Schritte hinter ihr stand eine hohe Milchkanne, aus der verlockend warmer
Dampf aufstieg. Vorsichtig schlich der unverschämte Räuber an sie heran und
tauchte eine wasserdichte Tüte in die Milch. Als sie voll war, hob er sie
vorsichtig wieder heraus. Da sah die Bäuerin sich um und entdeckte den Räuber.
„Guten Morgen“, sagte
Knasterbax unerschrocken, „der Bürgermeister läßt schön grüßen!“ Damit war er
aus der Tür. Bevor die erstaunte Frau bis zehn zählen konnte, hatte er den Hof
überquert und die Straße erreicht.
Gerade ratterte ein Bauer mit
einem Wagen voller Rüben vorbei. Knasterbax kletterte von hinten hinauf und
machte es sich bequem. Durch die Ritzen sah er den Bäcker mit drei anderen
Männern und einer Frau vor der Bäckerei stehen und hörte, wie sie eifrig über
den Brand redeten.
Bevor der Pferdewagen die
Straße verließ und in einen Waldweg einbog, sah er einen Mann in einer grünen
Uniform mit vielen blanken Knöpfen angetrabt kommen. Da schau her, dachte er,
ist sich Siebenschütz schon so nahe! Aber macht nichts, ist sich viel zu dumm
für Räuberfang. Er legte sich hin und schloß die Augen. Im Wald sprang er unbemerkt
ab und ließ den Wagen weiterrollen. Behaglich ließ er sich auf einem Baumstumpf
nieder und frühstückte. Er aß die Brötchen und trank die Milch aus der
Plastiktüte. Dann zog er den Bienenstich unter dem Pullover hervor und wollte
ihn als Nachtisch verspeisen. Er biß hinein und kaute genießerisch. Aber
plötzlich spuckte er alles wieder aus. Der Kuchen war ranzig und schmeckte
bitter.
„So eine Frechheit!“ schimpfte
Knasterbax. „Verkauft schlechtes, verfaultes Bienenstich das Mensch! Na, soll
er lernen kennen empörte Kundschaft. Sofort muß er tauschen um den Stich von
Biene!“ Und er stand auf und steckte den runden Kuchen wieder unter den
Pullover. Dann marschierte er ins Dorf zurück.
Mittlerweile war es
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