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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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von Männern, die damit beschäftigt war, einen Pferdewa gen
mit langen Baumstämmen zu beladen. Er beobachtete sie eine Weile durch die
Büsche, bis er sich näher traute.
    Die Männer hatten sich, als der
Wagen beladen war, auf die Stümpfe der abgesägten Bäume gesetzt und
frühstückten. Einer las in einer Zeitung, die auf seinen Knien lag.
    Siebenschütz machte sein
ehrlichstes Gesicht und trat in ihren Kreis.
    „Guten Morgen, Männer“, sagte
er. „Habt ihr nicht Arbeit für zwei starke Hände? Ich bin auf der Wanderschaft
und vorübergehend ohne Geld.“
    Die Männer bissen ruhig weiter
in ihre dicken Klappstullen mit Schinken und Speck, betrachteten Siebenschütz
aber gründlich von Kopf bis Fuß. Schließlich sagte einer: „Du siehst sehr
heruntergekommen aus. Wo hast du denn zuletzt gearbeitet?“
    „Mal hier, mal da“ antwortete Siebenschütz
unsicher, „vor kurzem hatte ich mit Schlössern und Türen zu tun.“
    Da warf ihm der mit der Zeitung
einen mißtrauischen Blick zu, heftete die Augen auf seinen Schnurrbart und
blickte wieder in die Zeitung. Plötzlich sprang er auf und rief: „Das ist der
Räuber Knasterbax, Männer, hier ist ein Bild von ihm in der Zeitung! An dem
nach oben gebogenen Schnurrbart kann man ihn genau erkennen! Wenn wir ihn
fangen, bekommen wir zweitausend Mark Belohnung!“
    Als sie das hörten, sprangen
die übrigen Holzfäller von ihren Baumstümpfen hoch, griffen nach ihren Äxten
und stampften drohend auf den unschuldigen Schutzmann los. Der wartete aber
nicht, bis sie ihn faßten, sondern rannte Hals über Kopf in die Richtung
zurück, aus der er gekommen war.

    Und wenn er nicht, wie alle
Polizisten, ein so guter Läufer gewesen wäre, hätten sie ihn bestimmt eingeholt
und sich die Belohnung verdient. Wie ein Reh sprang er über Büsche und Bäche
und vergrößerte den Abstand zwischen sich und seinen Verfolgern immer mehr.
Endlich war er in Sicherheit. Da warf er sich erschöpft auf das Moos, um wieder
zu Atem zu kommen.
    Während sein Herzschlag
allmählich wieder ruhiger wurde, überdachte er seine Lage. Ich darf mich
nirgends sehen lassen, überlegte er. Wenn sogar die Holzfäller aus dem
abgelegenen Dorf im Wilden-Wölfe-Wald von meinem Ausbruch in der Zeitung
gelesen haben, erkennen mich auch die Leute in allen anderen Dörfern und
Städten. Wenn ich nicht verhungern will, muß ich wie ein wirklicher Räuber
stehlen.
    Das war eine bittere Einsicht.
    Als Polizist hielt er das
Eigentum seiner Mitmenschen für unantastbar, und nun mußte er ihnen etwas davon
wegnehmen! Seufzend erhob er sich, lauschte noch einmal nach den Holzfällern
zurück und tappte los.
    Wo der Wald endete, begann ein
Rübenfeld. Da wollte er beginnen. Rüben schmeckten sicherlich gut, wenn man
großen Hunger hatte.

 
    Zur selben Zeit erwachte
Knasterbax von seinem Vormittagsschläfchen. Er stand auf, reckte sich und
strich die Uniform glatt. Genüßlich aß er den Rest der langen Mettwurst und ein
Stück Brot mit Butter dazu. Sodann machte er sich auf den Weg in den nächsten
Ort. Er war entschlossen, von nun an als wandernder Polizist ein bequemes und
ungefährliches Leben zu führen. Aber als er nach zwei Stunden Poggenbüttel erreichte und gemächlich durch die
Gartenstraße schlenderte, sah er den Steckbrief von Siebenschütz an einer Säule
und wußte, daß sein Leben doch nicht ganz ungefährlich sein würde. „Ist sich
ausgebrochen, das Unglücksrabe“, sagte er leise, „wird sich bestimmt machen auf
das Suche nach Räuber Knasterbax. Wenn ich nicht haben will Ärger, muß ich
gehen andere Wege. Oder aber muß werden richtiges Schutzmann. Aber wie wird
sich aus böses Räuber richtiges Schutzmann? Immer
ehrlich, nix Klauerei, nix kleines Trick und großes? Schrecklich, schrecklich!
Und wie kriegt man den Essen und Trinken? Auch Schutzmann muß sein satt, wenn
paßt auf Recht und Ordnung!“
    Mit solchen Gedanken leise
redend beschäftigt, bog er in die Pappelstraße ein. Dort kam er an der Schule
vorüber. Eben war Pause, und die Kinder strömten auf den Hof. Knasterbax blieb
stehen und sah ihnen zu. Fünf Jungen versammelten sich in seiner Nähe am Zaun
und führten ein lebhaftes Gespräch miteinander. „Und ich sage dir“, rief einer,
„daß ich Knasterbax sofort erkennen würde, und wenn er sich wie ein Briefträger
angezogen hätte. Er soll doch so fehlerhaft sprechen.“
    „Andere Leute sprechen auch
fehlerhaft“, gab ein zweiter zu bedenken. „Der Polizist

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