Immer dieser Knasterbax
er sich in der Uniform
eines Schutzmannes etwas zu essen besorgen? Wenn er sein Räuberzeug angehabt
hätte, da nn wäre schon was zu beschaffen gewesen. Aber so? Er konnte
doch als Polizist nicht in eine Bäckerei gehen und Brötchen oder Kuchen
stehlen!
In derart unerfreuliche
Gedanken versunken, gelangte er auf den Marktplatz, auf dem sich die Leute
langsam von Stand zu Stand bewegten, um die billigsten Äpfel, die
preiswertesten Eier und die besten Würste zu finden. Beim Anblick der
verlockenden Waren vergaß er fast, daß er eine Uniform trug. Krampfhaft krallte
er die Hände um das Koppel, damit sie nicht von selbst
in die Auslagen griffen.
Plötzlich hörte er eine
aufgeregte Frauenstimme: „Herr Wachtmeister, Herr Wachtmeister, ach, bitte,
kommen Sie doch mal her! Der Mann hat mir eine völlig verschimmelte Wurst
verkauft.“
Knasterbax begriff erst gar
nicht, daß er gemeint war. Aber dann machte er ein strenges Gesicht und trat an
den Stand heran, vor dem eine junge Frau eine lange Mettwurst wie einen Säbel
hin und her schwang.
„Sehen Sie sich das an, Herr
Wachtmeister“, kreischte sie, „acht Mark hat der unverschämte Mensch mir für
diese Wurst abgenommen. Und zu Hause stelle ich fest, daß sie verschimmelt
ist.“
„Die Wurst ist gut!“ schrie der
Verkäufer zurück. „Sie sind selber verschimmelt! Setzen Sie mal Ihren Hut ab,
damit man es sehen kann!“
Die Frau platzte fast vor
Empörung.
„Muß ich mir das gefallen
lassen, Herr Wachtmeister?“ gellte sie. „Verhaften Sie ihn!“
Knasterbax wußte auf einmal,
wie er zu Brot und Wurst kommen konnte und frohlockte. Er nahm der wütenden
Frau die lange Wurst aus der Hand, roch daran und machte ein zweifelndes
Gesicht.
„Riecht schlecht“, sagte er,
„Polizei muß prüfen das Wurst“, und steckte sie in die Uniformtasche.
„Recht so“, keifte die Frau.
„Und ich kriege auf der Stelle eine andere oder mein Geld zurück.“
Der Händler stellte sich
schützend vor seine Würste und tippte sich an die Stirn.
„Das könnte Ihnen so passen“,
schrie er, „meinen Sie, ich hätte meine Würste gestohlen, daß ich sie verschenken
kann!?“
„Wer weiß, woher Sie Ihre
schlechte Ware haben“, zeterte die Frau, „auf alle Fälle ist sie so alt, daß
man sich daran vergiften könnte.“
„Oh, Sie!“ bellte der Mann
empört. „Ich habe vor vier Jahren sieben erste Preise und drei silberne Medaillen
für meine Würste und Schinken bekommen.“
„Vor vier Jahren?“ spottete die
Frau. „Diese Wurst ist mindestens zwölf Jahre alt.“
Da griff der Händler nach einem
der großen Brote, die hinter ihm in einem Regal lagen, und schwang es vor dem Gesicht
der Frau hin und her.
„Leuten wie Ihnen sollte man
Abfälle verkaufen“, polterte er, „und nicht die Spezialitäten aus Flunkerheides bestem Gemischtwarengeschäft. Sehen Sie sich
dieses Brot an! Das ist das Köstlichste, was je gebacken wurde.“
Knasterbax nahm dem Mann das
Brot aus der Hand.
„Wird alles prüfen das
Polizei“, sagte er und klemmte es unter den Arm. Links auf dem Tisch hatte er
einen Berg Butter entdeckt. Er beugte sich darüber und sagte: „Ist auch nicht
ganz frisch, das Butter, was? Wickel ein drei Pfund und gib her für Prüfung!“
Der Händler packte einen großen
Klumpen ein und rief: „Sie können alles prüfen, was ich verkaufe. Ich brauche
die Polizei nicht zu fürchten!“ Und er gab Knasterbax die Butter in die Hand.
Der Räuberpolizist wandte sich ab und wollte gehen. Aber da hielt ihn die Frau
am Ärmel fest und fragte schreiend: „Und was wird aus meiner Wurst, he?“
Knasterbax sah sie streng an
und sagte: „Ist sich verboten den Anfasserei von
Schutzmann, was ist im Dienst. Du kriegst neues Wurst, wenn altes war schlecht.
Wenn nicht, du kommst in den Gefängnis wegen Beleidigung!“
Damit zwängte er sich durch die
Menge und war verschwunden. Der Wursthändler lachte und spottete: „Hast du
gehört, was kluges Schutzmann gesagt hat? Du kommst in den Gefängnis wegen
Beleidigung!“
„Das ist ja unerhört!“ tobte
die Frau. „Was ist denn das für ein Wachtmeister, der so etwas behauptet? Den
werde ich mir mal kaufen. Was spricht der überhaupt für ein Deutsch? Der hat
die Uniform wohl nur gestohlen, was?“ Und sie rannte hinter Knasterbax her.
Aber der war schneller. Er
kletterte unbemerkt auf ein Gemüseauto, das gerade abfahren wollte, und
versteckte sich hinter leeren Kisten und Körben. Draußen vor der Stadt
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