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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Polizisten
mit Pistolen und Handschellen. Der Bandit wurde gefesselt und ins Gefängnis
gebracht. Knasterbax nahm man gleich mit, aber nicht, um ihn einzusperren,
sondern damit er vom Polizeihauptmann, der dort gerade die Türschlösser prüfte
und an den Fenstergittern rüttelte, eigenmündig gelobt und eigenhändig
beglückwünscht zu werden. Im Zimmer des wachhabenden Schutzmannes bot man ihm
eine Tasse Tee aus der Gefängniskantine an und ein Stück Brot, das in der
Gefängnisbäckerei selbst gebacken worden war.
    Bevor er es aufgegessen und ein
zweites verlangt hatte, erschienen sieben Fotografen und blitzten aus allen
Ecken auf ihn ein. Hinter ihnen standen sieben Reporter mit ganz langen
Kugelschreibern und ganz kleinen Notizblöcken. Die schossen bündelweise Fragen
auf den tapferen und listigen Polizisten ab, der einen Sparkassenüberfall
verhinderte und nun sein Brot aß, als wäre nichts geschehen.
    „Hatten Sie keine Angst vor dem
Banditen?“
    „Wären Sie auch in die
Sparkasse gegangen, wenn es nicht geregnet hätte?“
    „Was fühlten Sie, als der Mann
seine Pistole auf Sie richtete?“
    „Tragen Sie ein kugelsicheres
Hemd?“
    „Wie genau kann ein Polizist
treffen?“
    „Was hätten Sie gemacht, wenn
der Kerl auf Sie geschossen hätte?“
    Knasterbax beantwortete nur die
letzte Frage.
    „Dann wäre ich umgefallen.“
    Alle lachten.
    Und ein Reporter schrieb. „Der
unerschrockene Polizist Siebenschütz besitzt einen umwerfenden Humor. Männer
wie er fürchten nicht einmal den Teufel. Es wäre ein Glück für unsere Polizei,
wenn sie mehr Beamte von seiner Art hätte.“
    So stand es auch am nächsten
Tag in einer Zeitung. In sechs anderen stand dasselbe mit anderen Worten. In
einer siebten aber war zu lesen, daß der Präsident der Sparkasse eine Feier zu
Ehren des tüchtigen Schutzmannes geben werde, zu der er den Bürgermeister, den
Pastor, den Lehrer und den Direktor der Wurstfabrik einladen wolle.
Fünfhunderttausend Mark wären in der Kasse gewesen, und die hätte man ohne das
mutige Eingreifen des Polizisten verloren.
    Hm, dachte Knasterbax, als er
das las, da soll ich bestimmt wieder kriegen dummes Orden. Soll sich geiziges Präsident selber hängen um
Hals. Knasterbax braucht nix albernes Lametta.
    Und mit großen Schritten
versuchte er die Stadt zu verlassen.

 
    Der bedauernswerte Siebenschütz
war inzwischen zu einem richtigen Räuber geworden. Als ihm Rüben und Futterkohl
nicht mehr schmeckten, schlich er sich frühmorgens zwischen Nacht und Tag durch
die Straßen der kleinen Ortschaften und suchte Häuser, vor deren Türen Tüten
mit frischen Brötchen lagen. Acht bis zehn Brötchen genügten ihm zum Frühstück,
besonders, wenn es ihm gelang, auch einen Krug Milch mitgehen zu lassen. Die
zweite Tagesmahlzeit gab es meistens erst am Abend, weil er nur im Dunkeln
durch offene Küchenfenster einsteigen und ein Stück Braten oder einen Topf mit
Suppe vom Herd nehmen konnte. Manchmal mußte er auch hungrig ins Laub des
Waldes oder ins Stroh einer Scheune kriechen, dann nämlich, wenn ein kläffender
Hund ihn vertrieb oder die Hausfrau ihren Herd zu gut bewachte.
    Diese Nacht hatte er unter
freiem Himmel verbracht.
    Zitternd vor Kälte wachte er
auf. Es war noch ganz dunkel. Die Blätter, mit denen er sich zugedeckt hatte,
waren, während er schlief, zur Seite gerutscht und deckten die letzten Pilze
des Waldes zu.
    Er stand auf und machte ein
paar Schritte, um warm zu werden. Wie oft habe ich den Knasterbax beneidet,
dachte er, weil er ein so freies Leben führen konnte, ohne Arbeit und Dienst,
weil er in der Sonne liegen durfte, solange er Lust hatte, und weil er sich von
niemandem etwas sagen lassen mußte. Jetzt lebe ich wie er und sehe, daß es ein
ganz elendes Leben ist. Man hat nichts zu essen, wenn man hungrig ist, kein
Bett, wenn man schlafen möchte, und keinen Mantel, wenn es kalt wird. Wie gern
wäre ich wieder Polizist und täte meinen Dienst! Aber ich werde mein Leben wohl
als Räuber beschließen müssen. Und das nur, weil die Menschen so dumm sind und
nur auf den Anzug schauen und nicht auf den, der drin steckt!
    Er begann zu laufen, weil seine
Füße immer noch kalt waren. Der Herbst hatte die Blätter schon gefärbt, feuchte
Nebel klebten zwischen den Bäumen. Wer jetzt noch draußen schlief, mußte ein
festes Zelt und dicke Wolldecken haben. Siebenschütz hatte nicht mal einen
Mantel. Und von seinem Hunger konnte er noch drei andern Männern etwas abgeben,
so viel

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