Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
Tier die Kehle herauszureißen. Gerade als Kaderins Schwert einen ihrer Gegner aufschlitzte, hob der am Boden hockende Vampir den Kopf und lächelte sie mit vor Blut triefenden Lippen an, das Fleisch der Walküre zwischen den Zähne n …
Sebastian erwachte mit einem Ruck. Er blickte sich im Zimmer um, verwirrt, sich nicht mehr auf dem Schlachtfeld zu befinden. Der Traum war so lebensecht gewesen. Er hatte gehört, wie ihr das Herz in den Ohren dröhnte, und ihre Wut genauso deutlich gespürt, wie er das Blut gespürt hatte, das aus der durchtrennten Halsschlagader eines Vampirs auf sie gespritzt war. Es war ihr in die Augen gelaufen und hatte ihre Sicht getrübt.
Wie konnte er diese Dinge in solcher Klarheit träumen? Was, wenn ihr das tatsächlich passiert war? Er erinnerte sich an ihren Kommentar in der vergangenen Nacht: „Du hast mir mehr als mein Blut genommen!“ Das war es, was sie gemeint haben musste. Die Träume entsprachen der Wirklichkeit. Er begriff nicht, wie es möglich war, aber er hatte im Traum ihre Erinnerungen durchlebt.
Ihr Mangel an Menschlichkeit und ihre Erfahrungen mit Vampiren, die Riora erwähnt hatte, erschienen ihm auf einmal viel begreiflicher, da er sie auf geheimnisvolle Art sehen konnte. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Die Panzerung und die Waffen stammten aus längst vergangenen Zeiten. „Was, wenn ich dir sagte, dass ich so richtig, richtig alt bin?“, hatte sie gefragt.
Sie muss weit über tausend Jahre alt sein.
Und Sebastian fürchtete, dass ihr Leben aus nichts als einer ganzen Reihe von Schlachten wie in diesem Traum bestanden hatte. Warum sollte sie ihm eine Chance geben, wenn sie fürchten musste, dass er sich in eines dieser Ungeheuer verwandeln würde?
Und würde es so kommen, nachdem er nun ihr Blut gekostet hatte?
19
Der Vampir blieb zwei Tage weg, danach kehrte er jede Nacht zu ihr zurück.
In der vergangenen Woche hatte er sich immer wieder zu Kaderin transloziert, sie bei der Aufgabe unterstützt, die sie sich vorgenommen hatte, oder aber sich einfach auf einem Stuhl in dem Hotelzimmer niedergelassen, in dem sie die Nacht verbrachte. Wenn sie in die Sonne hinausging oder mit dem Flugzeug reiste, verschwand er, um den Tag wer weiß wo oder wie zu verbringen.
Sie hatte ihn beschimpft, ignoriert, mit sarkastischen Bemerkungen abgefertigt, aber nichts konnte ihn davon abbringen, immer und immer wieder zurückzukehren. Und es gab nichts, was sie tun konnte.
Aber sie musste zugeben, dass sie sich weniger Sorgen machte, getötet zu werden, solange er sich in ihrer Nähe aufhielt. Nacht für Nacht wachte ein mächtiger Krieger über sie und stellte sicher, dass ihr nichts zustieß.
Bei ihrem ersten Kampf gegen mehrere Gegner hatte sie ihr Schwert gezogen und sich mit dem Rücken zur Wand aufgestellt. Beim zweiten Kampf hatte sie unbewusst Rücken an Rücken mit ihm gekämpft; eine Tatsache, auf die er sie natürlich sofort hinwies, während sie Seite an Seite fochten.
Arroganter Blutsauger.
Immer wenn er sich in ihrer Nähe aufhielt, beobachtete sie ihn genau und versuchte, irgendeinen Hinweis darauf zu entdecken, dass er sie anders ansah, nachdem er ihr Blut geschmeckt hatte. Kaderin wusste, was passierte, wenn ein Vampir von einer lebenden Quelle trank. Es war möglich, dass Sebastian zusammen mit ihrem Blut auch ihre Erinnerungen in sich aufgenommen hatte. Es war möglich, dass es ihn danach verlangte, andere Lebewesen anzugreifen, um mehr zu trinken.
Der kurze Augenblick der Anteilnahme, die sie in jener Nacht verspürt hatte, als sie erfuhr, dass man ihn gezwungen hatte, zum Vampir zu werden, war in dem Moment verschwunden, als er ihr Blut getrunken hatte. Glaubte sie, dass es versehentlich geschehen war? Ja, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass es passiert war. Glaubte sie, dass sie zum Teil selbst verantwortlich dafür war? Ja, sie hatte ihm gestattet, ihren Nacken zu küssen, und machte sich jeden einzelnen Tag Vorwürfe deswegen.
Doch das bedeutete nicht, dass sie seine Gegenwart weiterhin dulden sollte. Wenn schon seine bloße Anwesenheit dazu führte, dass sie nicht mehr klar denken konnte, unruhig und gelegentlich soga r … lüstern wurde.
Bis jetzt war ihr Wettkampf noch nicht allzu sehr beeinträchtigt worden. Sie hatten jeder bereits vierzig Punkte erzielt, ohne größere Probleme, aber schließlich waren sie auch noch nicht auf Bowen getroffen, der über ihren wachsenden Erfolg nicht allzu glücklich sein dürfte.
Sie
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