Fuer Elise
Elise
"Du weißt, dass ich dich töten werde." sagte der Vampir.
S eine Augen leuchteten wie Irrlichter.
Wie war sie nach Dublin gekommen? Sie musste ihrem Vater nach seiner Abreise gefolgt sein. Endlich hatte sie also das Richtige getan.
Elise umklammerte die Tasche vor ihrer Brust fester, als enthielte sie eine bedeutende Waffe. Der Vampir lachte.
"Hat es dir die Sprache verschlagen, kleine Elise? Du dachtest doch nicht wirklich, du schaffst es ihn zu retten?"
Hinter ihm am Boden lag ihr Vater. Seine Glieder waren in einem seltsamen Winkel verdreht, genauso wie die kleine Drahtbrille neben ihm am Boden. Sein Körper zuckte und der dunkle Spiegel unter ihm war sein Blut.
Ihre Lippen begannen zu zittern, die Tasche glitt ihr aus den Händen, schlug am Boden auf und öffnete sich mit einem plumpen Ton. Ein lähmender Gedanke fraß sich in Elises Gehirn, als ihr klar wurde, dass sie nichts enthielt als das seidene Innenfutter in der Farbe von getrocknetem Blut:
Sie kannte das Heilmittel nicht!
Der Vampir drehte den Kopf zur Seite, als wolle er ihr einen Moment sein perfektes Profil zeigen. Dann erfasste sie der Luftzug seiner Bewegung und er stand dicht hinter ihr.
Kalte Finger griffen in ihren Nacken und seine Erregung ging unmittelbar auf sie über. Ungewollt lehnte sich Elise gegen seinen Körper und der Wunsch sich ihm hinzugeben, umspannte sie wie das Netz einer Spinne.
"Ich liebe dich…." flüsterte der Vampir. Doch seine Stimme war jetzt eine völlig Andere.
Der Hauch seines Atems strich über ihren Nacken. Dann schlug er seine Fangzähne in ihren Hals und Elise schoss der Name, dem sie die Stimme zuordnete durch den Verstand...
Michael!?
Als sie zu sich kam, saß sie aufrecht im Bett und rang nach Luft. Ihr wurde klar, dass sie noch immer lebte und sie war enttäuscht.
Aber da war noch etwas - ein Wissen, das diese Enttäuschung übertraf.
Ihr Dasein hing nicht am seidenen Faden. Sie lebte und sie würde dem Tod einiges abverlangen, wenn er sie vor ihrer Zeit holen wollte. Sie musste ihr Leben ändern.
Labor
Sie ließ sich ins Bett sinken, stellte die Knie auf und legte eine Hand auf die Stirn. Unter ihrem Bauchnabel prickelte es. Sofort setzte sie sich wieder auf.
Es war ein Traum! Nur ein Traum, versuchte sie sich zu beruhigen.
Doch das war eine Lüge.
Sie glaubte, was sie geträumt hatte - jedenfalls den Teil davon, der den Tod ihres Vaters betraf.
Aus Gewohnheit griff sie nach ihrem linken Handgelenk und zog den gelähmten Arm auf ihren Schoß. Ihr Blick schweifte zum Wecker. Erst 4.14 Uhr. Ihre Tage waren doch bereits lang genug.
Sie griff nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe und fades Licht erleuchtete den kleinen Schlosssalon, der seit sie denken konnte ihr Zimmer war. Unwillkürlich begegnete sie ihrem Anblick im Spiegel gegenüber und korrigierte die gekrümmte Haltung der zierlichen Gestalt.
Sie war noch immer hübsch, aber trotz der runden Kindlichkeit ihres Gesichts konnte es mittlerweile auch gut und gerne einer Schwerkranken gehören. Die bräunlichen Schatten unter ihren Augen ließen ihre Haut fast durchsichtig erscheinen und der Nachtschweiß hatte eine Ranke aus Haaren auf ihre Wange gemalt, die im milchigen Licht wie Safranfäden schimmerten.
Was hatte sie sich bloß angetan im letzten Jahr?
Aus einem Impuls heraus tastete sie nach ihrem Handy. Es zeigte drei SMS und einen Anruf. Zu ihrer Überraschung trug der Anruf Michas Nummer!
Ihr Atemrhythmus veränderte sich . Schnell verdrängte sie Michas Rolle in dem Traum und öffnete die erste Nachricht.
Cassy fragte, ob sie zusammen frühstücken gehen wollten.
Die nächste Nachricht war erst vor wenige Minuten eingegangen und Elise überlegte, ob das vielleicht der Grund für ihr frühes Erwachen gewesen sein konnte.
Ein Schauer überlief sie. Was, wenn der Traum nicht mit dem Vampirbiss sein n atürliches Ende gefunden hätte? Einen Moment lang spürte sie beinahe den Wunsch, die Berührung des Vampirs zurückzuholen.
"Kommst du nun mit? LG, Cassy."
Elise runzelte die Stirn. Cassy führte sich auf, als seien sie beste Freundinnen. Dabei kannten sie sich kaum. Niemand kannte Elise wirklich. Sie hatte aufgrund ihrer Familiengeschichte enge Kontakte immer gemieden. Was sollte sie fremden Menschen auch von sich erzählen?
'Hi, ich bin Elise Brennan, lebe in einem verlassenen Schloss inmitten Connemaras und meine Familie jagt seit Jahrhunderten Vampire? '
Wie sie Cassy einschätzte, würde diese
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