Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
Eistunnel entlanggewatschelt kam, während sein fröhliches Pfeifen von den Wänden des Couloirs widerhallte.
Als Sebastian den Kobold gefragt hatte, ob Kaderin verheiratet sei oder Kinder habe, hatte dieser ihm verraten, dass sie alleinstehend sei und „keinerlei Nachkommenschaft in die Welt gesetzt“ habe, soweit man wisse. Sebastian war sich allerdings nicht sicher, inwieweit er den Worten des Kobolds Glauben schenken konnte, da dieser außerdem geschworen hatte, dass Kaderin weder flüssige noch feste Nahrung zu sich nah m – niemals.
Als Sebastian sich wieder umwandte, bemerkte er, dass Kaderin stocksteif dastand, den Blick unverwandt auf den näher kommenden Höhlenbewohner gerichtet, sodass ihr nicht die kleinste Bewegung entging. Es war, als ob ein Raubtier Beute erspäht hatte.
Ohne den Blick abzuwenden, sagte Kaderin: „Wusstest du, dass ich Kobolde fast genauso hasse wie Vampire? Und Cindey war bei der letzten Tour meine schärfste Konkurrentin.“ Dann endlich sah sie Sebastian an. „Also, wenn du vorhattest, mich stinkwütend zu machen, dann ist es dir gelungen.“
„Kaderin, das war nicht meine Absicht.“
In einiger Entfernung schlug ein Blitz in dieser wolkenlosen Nacht ein. Inzwischen wusste er, dass er von ihr stammte.
„Du hast mich in eine unmögliche Position gebracht.“ Sie zog ihre Handschuhe aus und trat so dicht an ihn heran, dass sich ihre Schuhspitzen berührten. „Und weißt du, was du sonst noch getan hast?“ Sie hob ihre zarte Hand und strich zärtlich mit der Rückseite ihrer Klauen über sein Gesicht. Gerade als er die Augen schließen wollte, fuhr sie fort: „Du hast eine Walküre unterschätzt.“
Blitzartig ging sie in die Hocke, wobei sie ein Bein gerade ausgestreckt hielt, um es gleich darauf in weitem Bogen zu schwingen, um den Kobold mit ihren Krampen am Hals aufzuspießen. Sie wandte sich zu dem armen Geschöpf um, das ohne die geringste Chance in der Falle saß, streckte einen Arm aus und zog ihr Bein mit einem entschlossenen Ruck zurück, um das gefangene Wesen von ihrem Schuh zu lösen.
Noch bevor Sebastian auch nur hätte blinzeln können, stand sie schon wieder aufrecht vor ihm und hielt das Amulett in ihrer Hand. Er fand keine Worte. Sie warf ihm einen gelangweilten Blick zu, schloss gemächlich einen Finger nach dem anderen um den Preis und hielt es über ihr Herz – bis es verschwand.
Der Kobold wälzte sich auf dem Boden, die Hände auf seine Kehle gepresst, aus der gelbes Blut spritzte.
Als er nicht aufhörte, sich wild hin und her zu werfen, schnaubte sie ungeduldig. Dann streckte sie einen Fuß aus und schob ihn über den Rand in den Aberhunderte von Metern tiefen Abgrund. Während Sebastian sie noch fassungslos anstarrte, legte sie den Kopf zur Seite. Und dann, als ob sie dachte: Wenn ich schon mal dabei bi n … , zog sie den Haken der Sirene aus dem Fels. Sie zerrte so lange daran, bis sie auch den nächsten entfernt hatte, und ließ dann los. Der Wind trug einen Schrei nach oben.
Sebastian war von ihrer plötzlichen Grausamkeit wie gelähmt. „Ich war dafür verantwortlich. Warum hast du nicht mir den Preis abgenommen?“, stieß er benommen hervor.
„Ich hatte sie gewarnt.“ Sie zog ihre Eispickel heraus. „Aber das nächste Mal nehme ich deinen. Versprochen.“
Mit diesen Worten ließ sie sich einfach vom Vorsprung fallen.
Er warf sich mit ausgestreckten Händen nach vorne, aber sie war schon verschwunden. Dann sah er sie, zweihundert Meter tiefer, wo sie mit ihren Eispickeln Halt an einem winzigen Felsvorsprung gefunden hatte.
In dem Moment, in dem er sich zu diesem Vorsprung translozierte, zog sie ihre Pickel mit einer gewaltigen Kraftanstrengung aus dem Fels und ließ sich erneut fallen, bis sie mit einem markerschütternden Ruck viel weiter unten ihren wahnsinnigen Fall wieder stoppte. Er stieß ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus und sackte in sich zusammen, als er beobachtete, wie sie den Fuß des Abhangs erreichte.
Mit einem letzten bösen Blick in seine Richtung schleuderte sie die Eispickel von sich und rannte zu ihrem Fahrzeug.
15
Kaderin stöhnte laut auf, als sie entdeckte, dass der Kobold ausgerechnet auf das Dach ihres Snowcats gefallen war, das sich dadurch V-förmig verbogen hatte. Dort lag er immer noch, bewusstlos, alle viere von sich gestreckt.
Lucindeya? Kaderin hatte sie in vierhundert Metern Höhe überholt, wo sie sich mit den Fingerspitzen an einem winzigen Vorsprung festklammerte und Kaderin in
Weitere Kostenlose Bücher