Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
dann nicht eigentlich in New Orleans sein und ein paar Köpfe einschlagen?“
Regin sah zur Seite. „Ich dachte nur, wenn er mich diesmal nicht findet, dann könnte er vielleicht zur Abwechslung mal älter als fünfunddreißig werden“, sagte sie leise.
Kaderin wusste nicht, wie sie mit Regins plötzlicher Ernsthaftigkeit umgehen sollte. Also sagte sie nur: „Und was soll ich jetzt tun, Regin?“
„Du bist echt abgefahren, weißt du das?“
„Was ist denn, wenn Ivan der Russe dein Berserker wäre und du wüsstest es nicht?“
Regin starrte an die Decke. „Ich erkenne ihn immer.“
„Und warum akzeptierst du ihn nicht einfach? Sinkst in seine Arme?“ Freya hatte die älteren Walküren gelehrt, dass sie ihre wahre Liebe erkennen würden, wenn er seine Arme ausbreitete. Ihnen würde klar werden, dass sie bis in alle Ewigkeiten laufen würden, um sich hineinzuwerfen.
„Ich habe meine Gründe.“ Regin hob ihr Kinn, obwohl sie immer noch auf dem Boden lag. „Sie sind überaus vielfältig und komplex.“
„Nenn mir einen.“
Regin sah sie endlich wieder an. „Okay, ich werde dir einen nennen, jedenfalls die Lightversion. In einer solchen Lage muss man sich fragen, ob das Grapschen den Schlag auf die Finger wert ist.“ Als Kaderin sie nur fragend ansah, fügte sie hinzu: „Du weißt schon, ob der Kuchen das Backen wert ist.“
„Oh! Dann ist er es also nicht?“
„Unter anderem bin ich nicht scharf drauf, mich in einen Sterblichen zu verknallen, nur um dann jeden vergangenen Tag zu verfluchen, weil er nur einen Bruchteil meines Lebens mit mir verbringen kann. Und dann mit Herzschmerz darauf zu warten, dass er wiederkommt.“ Sie schüttelte entschlossen den Kopf. „Das lohnt das Backen nicht.“
„Ich verstehe. Das heißt, man verzichtet besser auf einen kleinen Genuss, um sich eine Menge Schmerz zu ersparen.“ Kaderin verstand nur zu gut. Also, wieso hatte sie dann den kurzen Augenblick mit Sebastian genossen, wo sie doch wusste, dass es sie später zugrunde richten könnte?
„Genau! Es ist pure Selbsterhaltung. Das ist es, was niemand im Koven kapiert. Sie wollen immer nur, dass ich für den Augenblick lebe. Nïx hat mir doch tatsächlich geraten, ich soll meinen Berserker ‚ finden und flachlegen ‘ .“ Sie stieß einen müden Seufzer aus. „Aber das bringt mich auf eine Frage. Wirst du dir einen Mann suchen, jetzt, wo der Fluch dich verlässt? Im Koven erzählt man sich, dass du schon seit tausend Jahren nicht mal mehr das kleinste Techtelmechtel hattest.“
Kaderin sah keinen Grund, dies zu leugnen. Selbst vor ihrer Segnung war sie dermaßen misstrauisch gewesen, dass sie nur wenige Liebhaber an sich herangelassen hatte. „Ich bin nicht so selbstlos, dass ich etwas geben würde, wenn ich selbst nichts davon habe. So stark ist mein Verlangen nicht.“
Lügnerin, Lügnerin, Lügnerin.
„Vielleicht nicht in der Vergangenheit.“ Regin zwinkerte ihr übertrieben zu. „Also, wer ist so dein Typ? Oder was? Kannst du dich überhaupt noch erinnern?“
Was war ihr Typ? Kaderin errötete und wies ihren ersten Gedanken von sich. „Ich hatte schon immer eine Schwäche für Schweinehirten.“
Regin lachte. Als auch Kaderin leise kicherte, rief sie überrascht: „Das ist so komisch! Du warst immer ein seltsames Wesen ohne Gefühle, schon bevor ich geboren wurde. Ich habe dich nie anders gekannt.“ Dann warf sie ihr einen abschätzenden Blick zu und erklärte: „Du bist irgendwie richtig cool, wenn deine mystische Gehirnwäsche mal aussetzt.“
16
Sebastians Münzen, sein Gold – jeglicher Reichtum, den er auf dieser Welt besessen hatte, war verschwunden.
Sein Kopf fuhr hoch, seine Fänge wurden scharf. Nikolai . Er musste es gewesen sein. Was vom Griff der Schaufel übrig war, fiel zu Boden. Er ballte seine blutenden Hände zu Fäusten und translozierte sich nach Blachmount, wo er von Raum zu Raum lief, ohne groß Notiz von den Veränderungen zu nehmen, die überall sichtbar waren. Schließlich durchschritt Sebastian die Haupthalle, den Ort, wo er und seine restliche Familie gestorben waren.
Nikolai schien über alle Maßen erstaunt, ihn zu sehen; sogar bevor er den ersten vernichtenden Schlag ins Gesicht bekam.
„Wo ist mein gottverdammtes Gold?“, schrie Sebastian und ließ einen weiteren Fausthieb folgen.
„Ich habe es aus der Erde geholt.“ Nikolai wich ihm au s – oder nahm die Schläge hi n – , ohne zurückzuschlagen. „Ich habe es in Sicherheit
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