Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
ihres Vaters führte, folgte Myst ihnen. Sie beobachtete Sebastian aufmerksam, als ob sie sich für Nikolais kleine Beschützerin hielte. Wenn sie nur halb so gemein wie Kaderin war, würde sie ihre Aufgabe bestens erfüllen.
Das Zimmer, das die drei jetzt betraten, war renoviert worden. An jedem Fenster befanden sich nun Fensterläden. „Ich kann nicht glauben, dass du Blachmount wieder instand setzt“, sagte Sebastian angewidert.
„Wir wollen hier leben. Natürlich bist du jederzeit willkommen“, sagte Nikolai, aber Sebastian warf ihm nur einen weiteren finsteren Blick zu. „Und du kannst dich jederzeit in diesen besonderen Raum translozieren, wenn du einmal in aller Eile eine Zuflucht brauchst“, fügte Nikolai hinzu. „Diese Fenster werden mit Gewissheit während des Tages immer verdunkelt sein.“
Als ob Sebastian je freiwillig herkommen würde. „Wie hast du meine Kisten gefunden?“, fragte er.
„Ich dachte, ich hätte dich neulich draußen auf dem Besitz gespürt, deshalb habe ich das ganze Anwesen nach einem Hinweis auf dich abgesucht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dich noch einmal anzutreffen, vor allem nich t … in letzter Zeit.“ Er räusperte sich. Myst und er wechselten Blicke. „Darum war es eine große Erleichterung, die Schaufel und die frisch aufgegrabene Erde zu finde n … “
„Bring mich zu meinem Gold.“
Nikolai presste die Lippen aufeinander, doch dann durchquerte er den Raum bis zur Rückwand, wo er einen kleinen Safe aufsperrte. Die Steine um den Safe waren neu, als ob man sie repariert hätte, nachdem jemand ihn vor Kurzem aus der Wand gerissen hatte.
„Woher wusstest du, was ich bin?“, fragte Myst erneut. „Die meisten verwechseln Walküren mit Nymphen.“ Sie schüttelte den Kopf. „ Widerliche kleine Schlampen “, murmelte sie zu sich selbst.
„Ich habe schon einmal jemanden von deiner Art getroffen“, sagte er.
„Wo?“, fragte Nikolai. Er nahm einen kleinen Koffer aus dem Safe.
„Irgendwo.“ Sebastian kniff die Augen zusammen, als Nikolai den Koffer auf den Schreibtisch stellte.
„Verstehe“, sagte Nikolai. „Ich habe den größten Teil deines Goldes zu Bargeld gemacht und investiert. In diesem Aktenkoffer findest du eine Auflistung des Wertpapierbestands und alle Informationen über deine Bankkonten. Außerdem sind da noch ein Laptop, ein Satellitentelefon, ein provisorischer estländischer Auswei s – du wirst dir aber schnellstens ein Foto besorgen müsse n – und Kreditkarten. Damit bist du wie ein Mensch gestellt.“
Sebastian kochte vor Wut. Nikolai tat, was er für das Beste hielt – was auch immer zum Teufel er wollte. „Dazu hattest du kein Recht.“
„Ich hatte gehofft, dir behilflich sein zu können. Ich wollte dafür sorgen, dass dich niemand übervorteilt. Conrad und du, ihr seid jetzt reich.“
„Du weißt, wo Conrad ist?“ Er hatte jeglichen Kontakt zu seinem Bruder verloren, kurz nachdem sie Blachmount als Vampire verlassen hatten. Wenn Sebastian schon vor Hunger und Verwirrung allzu bald den Verstand verloren hatte, dann musste es Conrad noch wesentlich schlimmer ergangen sein.
Nikolai verzog das Gesicht. „Nein. Ich habe nach euch beiden gesucht. Hast du ihn kürzlich gesehen?“
Nach kurzem Zögern schüttelte Sebastian den Kopf. Er hatte Conrad wenige Wochen nach ihrer Wandlung zum letzten Mal zu Gesicht bekommen. An jenem Tag hatte Conrad rätselhafterweise von Dingen gesprochen, die zu erledigen er als Sterblicher nicht mehr geschafft hatte; von Aufgaben, die er jetzt als Unsterblicher vollenden könnte. Bei Sonnenuntergang war er verschwunden und nie wieder zurückgekehrt.
„Was ist mit Murdoch?“, fragte er, neugierig, ob er am Leben oder tot war. Wie viele Brüder hatte er wohl noch?
„Ich kann dich auf der Stelle zu ihm bringen. Er hält sich in der Festung der Devianten auf.“
Sebastian warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ein Ort, den ich niemals aufsuchen werd e – selbst wenn ich den Drang verspürte, ihn zu sehen.“
Myst trat zwischen sie, um die aufgeladene Atmosphäre zu lockern.
„Warum bist du immer noch so wütend über die Vergangenheit? Es scheint mir, dass du Nikolai dankbar sein solltest. Ohne sein Handeln hättest du keine Braut.“
Ich habe sie auch jetzt nicht . „Ich frage mich, ob das nicht vielleicht ein Segen wäre.“ Er nahm den Koffer und verschwand.
Am Rande des Atlantischen Ozeans, in einer abgelegenen Villa am Strand, lag Kaderin in ihrem Bett und starrte
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