Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
gebracht.“
„Dazu hattest du kein Recht! Du hast es nur getan, um mich zu zwingen, dir gegenüberzutreten.“
„Ja“, erwiderte Nikolai einfach.
Sebastian schlug erneut zu, dann stürzte er sich auf Nikolai und stieß ihn gegen die Wand, wo er ihm seinen Unterarm unters Kinn drückte und ihn auf diese Weise festhielt. Das alles erinnerte ihn viel zu sehr an die Nacht, in der er wiederauferstanden war, mit all ihrem Schmerz.
„Du willst eine Konfrontation? So wie das letzte Mal?“ Nikolai hatte sich geweigert, gegen ihn zu kämpfen, genau wie jetzt. Wenn Murdoch ihn in jener Nacht nicht gezwungen hätte, die Hände von Nikolais Kehle zu lösen, hätte Sebastian ihn möglicherweise umgebracht.
Er erinnerte sich an diese Szene, als ob ein Schleier über allem läge; erinnerte sich, dass er am Leben war, und doch zugleich tot, ohne Herzschlag, ohne zu atmen, gefangen im Zwielicht. Er war so schwach gewesen und mit schrecklichem Durst aufgewacht. Einem Durst, der nur durch Blut gelöscht werden konnte.
Er war von einem Fluch getroffen worden, weil sein Bruder Sebastians verzweifelten Wunsch, gemeinsam mit seiner Familie zu sterben, ignoriert hatte. Er hämmerte auf die Wand neben Nikolais Gesicht ein. „Du hast ein abscheuliches Monstrum aus mir gemacht!“
„Ich habe dein Leben gerettet“, stieß Nikolai hervor.
„Damit ich mich sogleich in deiner Armee verpflichte. Ein sterbliches Leben, in dem eine Schlacht der nächsten folgte, hat dir noch nicht gereich t – du wolltest, dass Conrad und ich in einem niemals endenden Krieg kämpfen.“
„Er ist es wert, gekämpft zu werden.“
„Es ist nicht mein Krieg.“
„Hasst du mich immer noch so sehr wegen dem, was ich getan habe?“, fragte Nikolai. „Ist das der Grund, wieso du nie hierher zurückgekehrt bist?“
Sebastian ließ ihn los. „Ich hasse dich nicht“, sagte er schließlich und war selbst von dieser Wahrheit überrascht. „Mir ist nichts wichtig genug, um zu hassen. Nicht mehr. Dafür haben die letzten dreihundert Jahre gesorgt.“ Er trat zurück. „Ich will nur, dass du dich aus meinem Leben raushältst.“
„Möchtest du, dass ich dich um Verzeihung bitte? Ich werde es tun.“
„Ich verzichte. Ich weiß genau, wenn wir noch einmal in dieselbe Lage kämen, würdest du es wieder tu n … “ Sebastians Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als eine Frau den Saal betrat.
„Nikolai?“ Ihr Blick ruhte kurz auf Nikolais Gesicht, dann wandte sie sich Sebastian zu. „Offensichtlich hat er dich nicht zurückgeschlagen, aber ich werde es ganz sicher tun.“
„Walküre?“, fragte Sebastian, der ihre Züge wiedererkannte.
„Woher weißt du, was ich bin?“ Sie drehte sich zu Nikolai um. „Sein Herz schlägt. Er wurde erweckt.“
Nikolai war immer reserviert und Herr seiner selbst gewesen. Darum war es völlig unerwartet, als er von der Walküre zurück zu Sebastian blickte und eine an Wahnsinn grenzende Wildheit in seine Augen trat. Noch bevor Sebastian Zeit hatte, sich auf etwas Derartiges vorzubereiten, traf ihn Nikolais Faust.
„Ist sie es?“, brüllte Nikolai. „Hat sie dein Herz zum Schlagen gebracht?“
Sebastian schlug zurück und traf Nikolais Kinn. „Nein!“, stieß er hervor.
Nikolai senkte die Fäuste und trat heftig atmend zurück. „Du hast deine Braut gefunden, bevor du herkamst?“
Sebastian starrte ihn nur finster an und fuhr mit dem Ärmel über seine blutende Lippe.
„E s … tut mir lei d … ich dacht e … “
„Sag mir einfach nur, wo mein Gold ist.“
Nikolai fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „So hatte ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt, Sebastian. Ich bedaure es, dich geschlagen zu haben. Wenn es um sie geht, weiß ich nicht mehr, was ich tue. Aber das wirst du verstehen, jetzt, wo du erweckt wurdest.“
Du hast ja keine Ahnung.
„Sebastian, darf ich dir Myst vorstellen.“
„Wir haben nach dir gesucht“, sagte sie mit demselben Akzent wie Kaderin. Auch wenn Haare und Augen von anderer Farbe ware n – Myst hatte rotes Haar und grüne Auge n – , ähnelten sich ihre Züge. „Ich habe schon viel von dir gehört.“
Anstelle einer richtigen Begrüßung zuckte er nur kurz mit dem Kinn und wandte sich wieder Nikolai zu. „Mei n – Gold.“
„Also gut.“ Obwohl sich in Nikolais Gesicht keine Gefühlsregung zeigte, kannte Sebastian ihn gut genug, um seine bittere Enttäuschung zu erkennen. „Wenn du mir folgen würdest.“
Als Nikolai ihn zum früheren Arbeitszimmer
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