Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens
getroffen. Du siehst mich an, als ob … als ob ich wieder vollkommen übergeschnappt wäre.“ Mit stockender Stimme fragte er: „B-bin ich das?“
„Ich … Ach, das ist nicht der Grund, weshalb ich mich so aufrege!“ Um ihren Körper wirbelten Rosenblätter. Ihr Haar umwehte sie in wilden Strähnen, jedoch nicht im Einklang mit dem weiter zunehmenden Wind.
„Und warum siehst du mich dann so an?“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als ihm klar wurde, dass ihre Reaktion auf mehr als Schrecken zurückzuführen war. „Was passiert mit dir? Mit dem Himmel?“
Sie blickte ihn aus tränengefüllten Augen an. „Conrad, k-komm jetzt herein, damit ich mich um dich kümmern kann. Ich muss dir etwas sagen. D’accord? “ Dicht neben ihnen schlug ein Blitz ein.
„Nein. Sag es mir sofort.“ Selbst nach allem, was er gerade getan hatte, erschien wieder dieser sture Ausdruck auf seinem Gesicht.
„ S’il te plaît , lass mich doch erst nach dir sehen …“
„Sofort, Néomi!“
„Ich … ich bin gleich wieder da.“ Sie schwankte, als sie sich in ihr Studio translozierte. Dann brauchte sie drei Anläufe, ehe sie den Schlüssel zu fassen bekam. Als sie zurückkehrte, hatte sich Angst kalt und schwer in ihr ausgebreitet. „I-ich wollte ihn dir heute Abend geben“, flüsterte sie und hielt ihm den Schlüssel hin.
Seine Brauen waren zusammengezogen, als ob er nicht begreifen könne, was er da vor sich sah. Dann trat ein Ausdruck unbändigen Zornes in seine Augen. Er warf den Kopf in den Nacken, und ein entsetzlicher Wutschrei hallte durch die Nacht.
Sie schnappte nach Luft, ihre Energie strömte haltlos aus ihr heraus.
„Was ist das? Néomi, was zum Teufel ist das?“
Sie konzentrierte sich auf sein Gesicht, um so zu verhindern, dass sich die Welt um sie drehte. „L-lass mich dir doch helfen.“
„Komm mir ja nicht zu nahe!“
„Conrad, bitte, hör mich an! Ich wollte ihn dir geb…“
„Schluss mit dem Schwachsinn! Hör mit deiner Lügerei auf! “, brüllte er.
Sie kniff beide Augen zu und öffnete sie erst wieder, als sie das Rasseln von Ketten hörte. Er schleuderte ihr die Handfesseln vor die Füße.
Und dann erfuhr sie, wie wahrhafter Zorn aussah.
Kann’s nicht begreifen … was ich gerade erfahren hab …
Wut pulsierte durch seine Adern, schaltete den Schmerz aus. Sie hatte ihn absichtlich hier festgehalten. Wegen des Schlüssels gelogen. Wieder und wieder.
Nicht sie. Ich will nicht, dass sie mich jemals hintergeht.
Er hörte sich selbst sprechen, aber die Worte drangen nicht zu ihm durch, er musste erst diese unbändige Wut loslassen, bevor sie ihn von innen heraus verbrannte.
Während der Regen immer stärker wurde, nahmen die Funken, die sie versprühte, ebenfalls an Intensität zu. Bei jedem seiner Worte wurde ihr Gesicht noch blasser, flackerte ihr Bild noch mehr. Ihre Lippen öffneten sich, als ob sie vollkommen entsetzt sei, als ob sie ihn nicht wiedererkannte.
Nur undeutlich hörte er, wie sie sprach.
„D-du wirst jetzt gleich etwas sagen, das du später bedauerst, etwas, das du niemals zurücknehmen kannst …“
Und das hatte er dann wohl auch tatsächlich getan.
„Oh“, sagte sie leise. Sie sah aus, als ob er sie geschlagen hätte. Tränen quollen aus ihren Augen. Kurz bevor sie verschwand, flüsterte sie: „ Auf Wiedersehen, Vampir .“
Irgendwo weit draußen in der Nacht hörte er, wie ihr Weinen lauter wurde. Wie zur Antwort entrang sich seiner Brust ein Schmerzensschrei.
24
Von den Ketten befreit, konnte sich Conrad endlich translozieren. Er ignorierte den pochenden Schmerz seiner Verletzung und kehrte in sein Blockhaus tief in den estnischen Sümpfen zurück. Dort angekommen, blickte er sich um. Ich bin froh, dass sie das niemals zu Gesicht bekommen wird.
Es sah genauso aus, wie man es vom Heim eines Wahnsinnigen erwarten würde – das Ergebnis eines gestörten Geistes. Die Wände waren mit esoterischen Satzfetzen beschmiert, überall lagen seine Habseligkeiten herum – zerbrochen, in unzähligen Wutanfällen zerstört. Auf dem Boden lagen Bücher herum, mit herausgerissenen und zerknüllten Seiten.
Die Fenster waren willkürlich mit dunklen Tüchern verhängt. Über der Tür waren Dämonenschädel angenagelt. Seine Einrichtung bestand aus einer zerschlissenen Couch, einem Tisch mit Stuhl und einer Matratze auf dem Boden. Der einzige Bereich, in dem Ordnung herrschte, waren seine Waffen, und von denen gab es Hunderte.
Auf dem Tisch lagen die
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