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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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»Erzähl mir was von Venezuela«, sagte ich zu Phil, weil ich wußte, daß er in der ersten Begeisterung ein paar Bücher über dieses Land gelesen hatte.
    »Gern. Venezuela liegt an der Nordküste von Südamerika. Es ist etwas über neunhunderttausend Quadratkilometer groß und wird von etwa sechs Millionen Menschen bewohnt.«
    »Schön, was weißt du noch?«
    »Die Bevölkerung des Landes besteht aus zweiundzwanzig Prozent Weißen und fünfundsechzig Prozent Mischlingen. Dazu kommen noch zehn Prozent Neger und drei Prozent Indianer. Die Landessprache ist spanisch.«
    »Mich interessiert die Aussicht auf das Wetter da unten.«
    »Jerry, halte dich fest. Venezuela liegt zwischen dem fünften und dem zehnten Breitengrad nördlich des Äquators! Das ist beinahe die Hitze von Zentralafrika!«
    Ich stipste meinen Hut vom Genick in die Stirn.
    »Wenn ich an Hitzschlag sterbe: Wer übernimmt die Beerdigungskosten, mein Lieber?«
    »Das FBI natürlich! Schließlich sind wir dienstlich unterwegs!«
    »Wenigstens ein Trost! Kann man in dieser mörderischen Hitze öfter mit einem erfrischenden Regen rechnen?«
    »Deine Hoffnungen darauf muß ich zunichte machen, Jerry. Die jährliche Niederschlagsmenge ist ziemlich gering.«
    »Prost, Mahlzeit! Warum haben ausgerechnet wir beide immer das Unglück, diese wenig bequemen Aufträge zu erwischen?«
    Phil räkelte sich und erklärte: »Weil wir die beiden besten G-men von New York sind.«
    »Deine Bescheidenheit ist unbeschreiblich, oder hast du den Sonnenstich schon vom bloßen Lesen über die Hitze bekommen?«
    Auf diese Art flachsten wir noch eine geraume Zeit weiter, dann verging uns selbst die Lust an diesen albernen Gesprächen, und wir dämmerten träge vor uns hin.
    Ich hütete mich, an meinen Auftrag zu denken. Ganz ehrlich gesagt, ich fühlte mich gar nicht sonderlich wohl in meiner Haut.
    ***
    Mr. High, der Distriktchef der New Yorker FBI-Behörde, hatte alles für uns vorbereitet. Auf dem Flugplatz in Haiti erwartete uns ein G-man, der auf Haiti seinen Urlaub verbrachte. Er fuhr uns mit seinem Wagen zu einer kleinen Hafenstadt, wo wir uns in einem kleinen Hotel für eine Nacht einmieteten.
    Am nächsten Morgen ging einer der üblichen mittelgroßen Frachter ab nach La Guaira, der Hafenstadt von Caracas.
    Wir waren froh, als wir endlich in La Guaira an Land gehen konnten. Jeder hatte nur einen Koffer. Wir waren dem Wahlspruch des englischen Reisebüros Cook gefolgt: die Hälfte des Gepäcks und die doppelte Menge Geld.
    Daß wir überhaupt in Gelddingen großzügig rechnen konnten, lag nur daran, daß wir dienstlich fuhren und uns eigens gesagt worden war, wir brauchten nicht zu knausern. Das Innenministerium von Venezuela übernahm die gesamten Spesen. Abzurechnen hatten wir allerdings wie üblich mit unserem Distriktchef Mr. High.
    ***
    Bis zum nächsten Vormittag waren wir mit Mieten des Hotels, mit Kofferauspacken und mit Schlafen beschäftigt. Aber über unser »Hotel« muß ich Ihnen unbedingt noch einiges sagen. Sie glauben sonst, wir wären in einem manierlichen Haus abgestiegen.
    Nein, schön war die Bude nicht, die wir uns aussuchten. In Wirklichkeit haben wir sie gar nicht ausgesucht, wir taten nur so. Die Adresse dieser verkommenen Räuberhöhle und die genaue Lage dieser verdammten Bruchbude waren uns schon in New York genau beschrieben worden. Wir hatten auch noch zu Hause den neuesten Stadtplan von Caracas so eingehend studiert, daß wir uns bei Nacht und Nebel in dieser Stadt zurechtgefunden hätten, ohne einen Menschen nach dem Weg fragen zu müssen.
    Wir hatten ein Doppelzimmer genommen. Die Tür konnte man nicht abschließen. Fließendes Wasser gab es nicht. Dafür gab es Wanzen oder ähnliche Viecher. Ich habe sie nie gesehen, nur immer ihre Stiche gespürt. Auch elektrisches Licht existierte in unserem Hotel nicht. Dafür hatten wir eine schäbige, stinkende Petroleumfunzel auf dem wackligen Tisch stehen.
    Unsere beiden Betten waren zwei amerikanische Feldbetten, die man zusammenklappen konnte. Tagsüber mußte man sie sogar auf jeden Fall zusammenklappen, sonst wäre kein Platz mehr im Zimmer gewesen.
    Na, ich glaube, das genügt.
    Am Vormittag nach unserer ersten Nacht in Caracas erwachten wir mit schmerzenden Gliedern. Wir waren zerbissen von diesem dreimal verdammten Ungeziefer. Mürrisch wuschen wir uns unten im Hof, zogen unsere weißen Anzüge an und verdrückten uns in die besseren Teile der Stadt, um dort zu frühstücken. Etwas in der Bude

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