Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens

Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens

Titel: Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
Vom Netzwerk:
schuldig zu fühlen. Sie hatte nur versucht, ihn und seine Brüder zu beschützen. Sie bemühten sich nun schon seit so langer Zeit, Conrad zu retten. Er war doch derjenige, der einfach losgezogen war und sich die Hand abgehackt hatte, ohne seine Pläne ihr gegenüber auch nur zu erwähnen!
    Ihr neu entdeckter Zorn wurde von einer Erkenntnis begleitet. Hatte sie tatsächlich geglaubt, sie brauche diesen Mann, um in die Wirklichkeit zurückzukehren? Damit er sie von diesem verfluchten Leben nach dem Tod errettete? Würde sie bis in alle Ewigkeit auf seine Rückkehr warten, wie Marguerite L’Are auf Néomis verachtenswerten Vater gewartet hatte?
    Conrad nannte mich mitleiderregend – und er hatte recht!
    Wie sehr sie sich verändert hatte. Zu ihren Lebzeiten war sie stets wagemutig gewesen, hatte ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen. Nach diesem Jahr als burleske Tänzerin hatte Néomi jedem im Club erzählt: „Ich will Ballerina werden“, und sie hatten sie ausgelacht.
    „Vielleicht schaffst du ja den Sprung ins Varieté“, hatten sie gesagt. „Es gibt ein paar Mädchen, die den Aufstieg geschafft haben.“
    Aber zwischen einer Burleskentänzerin und einer Ballerina lag angeblich eine unüberbrückbare Kluft. Was der Grund dafür war, dass Néomi es hatte schaffen müssen.
    Wie komme ich von Punkt A nach Punkt B? , hatte sie sich überlegt, Stunde um Stunde, Tag um Tag. Sie hatte sich einen Plan zurechtgelegt, und wenn es sie auch Jahre gekostet hatte, sie hatte es geschafft. Néomi hatte sich ihren Weg aus dem Viertel heraus zu weltweitem Ruhm ertanzt!
    Ich will wieder sein, wie ich früher war! Sie musste irgendetwas tun. Denk nach … denk nach.
    Allerdings war es ihr in den vergangenen achtzig Jahren nicht gelungen, irgendeinen Weg zu finden, um ihre Existenz zu verändern –
    Augenblick … Néomi besaß zwei Dinge, die sie zuvor nicht besessen hatte. Das eine war ein Werkzeug: Nikolais Handy. Das andere war das Wissen, dass zumindest eine Person auf Erden in der Lage gewesen war, sie zu hören.
    Vielleicht besaß noch jemand anders diese Fähigkeit? Jemand wie Conrad, jemand aus der Mythenwelt? Wenn es eines gab, was Néomi über die Mythenwelt gelernt hatte, dann, dass es nichts gab, was es nicht gab.
    Es gab Hexen, hatten sie gesagt, einige mit außergewöhnlichen Fähigkeiten – wie diese Mariketa. Vielleicht konnten Hexen Geister hören?
    Ja, und vielleicht können Schweine fliegen.
    Sie verzog die Stirn, verärgert über sich selbst. Warum verspottete sie ihre gewagte Idee? Weil sie nicht die alte Néomi war, die eine Herausforderung genossen hatte. Das war vermutlich eine der Folgen, wenn man seinen Körper verlor. Schließlich fiel ihr nicht eine einzige Geschichte über einen Geist ein, der es wert gewesen wäre, ihm die Daumen zu drücken. Wie viele Geschichten berichteten von den Abenteuern eines unerschrockenen Geistes?
    Aber was hab ich zu verlieren? Sie lachte auf. Meine kostbare Zeit?
    Was wäre, wenn diese Mariketa die Macht besäße, Néomi ihre menschliche Gestalt zurückzugeben? Néomi musste unbedingt ihre Nummer finden. Aber wie?
    Sie schwebte durch den überwucherten Garten bis zu ihrem traurigen kleinen Pavillon und grübelte ohne Unterlass über dieses Problem nach. Wie? Wie?
    Nikolai hatte die Dienste der Hexen in Anspruch genommen, also machte es Sinn, dass ihre Nummer immer noch in seinem Handy gespeichert war! Blitzartig translozierte sie sich in ihr Studio zurück und hielt sich das Telefon vors Gesicht.
    Als der Regen draußen nachließ und die Nacht aufklarte – passend zu ihrem Stimmungsumschwung –, ermahnte sie sich selbst: Jetzt mach dich bloß nicht verrückt! Selbst wenn sie herausfinden würde, wie das Telefon funktionierte, würde die Telekinese, die sie zu seiner Bedienung brauchte, kompliziert und ermüdend sein.
    Aber sicher kann ich das herausfinden!
    Neunzehnhundertsiebenundzwanzig war es noch ziemlich schwierig gewesen zu telefonieren, doch heute ist es das nicht mehr. Außerdem war ein Handy für sie kein völlig fremdes Objekt mehr. Sie hatte zugesehen, wie die Brüder es benutzten, auf Tasten drückten, ohne auch nur hinzusehen. Und sie hatte sämtliche Berichte in der Zeitung über die neuesten Modelle gelesen und dabei ihre Besonderheiten und Funktionen kennengelernt. Sie musterte das kleine Display. Ja, sie wusste jedenfalls genug, um die grafische Darstellung einer Batterie zu erkennen.
    Diese hier leuchtete in einem wütenden Rot.
    Merde!

Weitere Kostenlose Bücher