Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
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Holly wollte etwas Zuverlässiges, Normales. Sie würde ihren Traum nicht aufgeben.
Was bedeutete, dass sie zu Groot gelangen musste. Als sie endlich wieder wusste, was sie wirklich wollte, öffnete sie Google Earth. Nachdem sie festgestellt hatte, dass der Längengrad durch die Spitze von Idaho verlief, ließ sie den Mauszeiger mit gerunzelter Stirn langsam gen Norden wandern, verwundert, dass sie bisher noch nicht einmal in der Nähe des angegebenen Breitengrades war.
Weiter, weiter …
Als der Zeiger schließlich ihren Zielort erreichte, blieb ihr der Mund nach einem erstaunten Ächzen offen stehen.
33
Cade schreckte im Bett hoch, schweißnass und mit klopfendem Herzen.
Er hatte von jener stürmischen Nacht vor wenigen Wochen geträumt, in der er die Sterbliche Néomi getötet hatte. Die Nacht, in der er ihre Chancen bei dem Vampir unwiderruflich zerstört hatte.
Cade nahm seine Träume sehr ernst, und diesen hatte er schon einmal geträumt. Er musste sich wegen dieser Sache wohl doch schuldiger fühlen, als er gedacht hatte. Sicher, der Tod war ein Unfall gewesen, aber er hatte ihn verursacht – nicht Rydstrom oder Rök, die auch beide anwesend gewesen waren.
Ihn überlief ein Schauer, als er sich an das widerliche Gefühl erinnerte, als seine Klinge in ihren Körper eingedrungen war. Ihr bleiches Gesicht hatte genauso entsetzt ausgesehen, wie er sich gefühlt hatte. Aus ihren Lippen waren Blutbläschen hervorgequollen, als sie versucht hatte zu schreien.
Als sie von seinem Schwert herunter- und zu Boden geglitten war, hatte Cade den Blick seines Bruders gesehen. Durch den Regen hindurch hatte er erkannt, dass Rydstrom ihm denselben Blick zuwarf wie vor neunhundert Jahren: Mitleid, gepaart mit Verachtung …
Cade blinzelte überrascht, als er feststellte, dass Holly neben ihm im Bett lag, auch wenn sie ihren Bademantel trug und nicht mit ihm unter der großen Decke lag, sondern sich unter einer eigenen Decke zusammengerollt hatte. Ihre rosigen Lippen waren leicht geöffnet, ihre dichten Wimpern ruhten auf ihren Wangen. Eine wilde Masse rotgoldener Locken leuchtete auf dem Kopfkissen.
Er beugte sich hinüber, nahm eine Strähne in die Hand und rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Während er auf sie hinabblickte, stieg die Erinnerung an die letzte Nacht in ihm auf. Er dachte daran, wie mutig sie sich gegen die Feuerdämonen behauptet hatte und wie sie sich geweigert hatte, ihn zurückzulassen. Stattdessen war es ihr gelungen, sie beide aus der Gefahrenzone zu bringen.
Sie hatte auf dem gesamten Weg zu diesem Motel ununterbrochen mit ihm geredet, weil sie zu wissen schien, wie wichtig es für ihn war, ihre Stimme zu hören. Die ganze Nacht hatte sie sich um ihn gekümmert.
Cade erinnerte sich, dass er verdammt stolz auf sie gewesen war, darauf, wie sie mit allem fertig geworden war und wie sie die Führung übernommen hatte.
Ihm wurde klar, dass das, was er für sie fühlte, mehr war als der Sog des Schicksals …
Er ließ ihr Haar los und stieg vorsichtig aus dem Bett. Dann schlurfte er ins Badezimmer. Er musterte sein Gesicht im Spiegel. Alles verheilt.
Sie schlief immer noch, nachdem er sich geduscht und angezogen hatte. Nach dieser Nacht musste sie völlig erschöpft sein.
Er sah, dass ihr Laptop offen und eingeschaltet war. Sie hatte die Koordinaten bereits überprüft und den Weg geplant. Wohin würde er sie führen …?
„ Verdammter Mist !“, murmelte er. Die Nordwest-Territorien. Gleich unter dem Polarkreis.
Sie würden die Grenze überqueren und dann einmal durch fast ganz Kanada immer in Richtung Norden fahren müssen. Die Fahrzeit betrug ihren Berechnungen nach siebenundsechzig Stunden – wenn das Wetter mitspielte.
Wie immer lag ihr Handy parallel zum Laptop. Er runzelte die Stirn, als er sich vage an ihre gesenkte Stimme erinnerte. Ob sie jemanden angerufen hatte? Er überprüfte die Anrufliste. Heilige Scheiße! „Holly!“, brüllte er.
Sie schoss sofort im Bett hoch und schob sich die verwuschelten Locken aus dem Gesicht. „ Waaaas? Ich bin wach!“
„Du hast letzte Nacht diesen kleinen Wichser angerufen?“
„Du hast mein Handy ausspioniert?“, rief sie und rappelte sich auf die Füße. „Wie kannst du es wagen!?“
„Trotz allem, was ich dir auf der Brücke gesagt habe?“
„Ich musste mit jemandem reden.“ Als sie merkte, dass er kurz davorstand, ihr Telefon zu zertrümmern, riss sie es ihm aus der Hand.
Augenblick mal … Jetzt fiel ihm
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