Immortals after Dark 08 - Flammen der Begierde
ich in diesem Spiel noch nie gekommen.«
Langsam erhob sich Lucia. Nur mit Mühe gelang es ihr, nicht zusammenzuzucken, als ihre Muskeln protestierten.
»Na schön, dann geh ich eben«, sagte sie, so als wäre es ihr lästig, MacRieve sehen zu müssen, obwohl sie sich nichts anderes gewünscht hatte, seit sie am Morgen aufgewacht war. Sie wollte ihm endlich dafür danken, dass er ihr das Leben gerettet hatte, dafür, dass er sie erst in Sicherheit gebracht hatte und sich dann wie der fleischgewordene Zorn auf die Vampire gestürzt hatte, die in das Heim ihrer Familie eingedrungen waren.
Offensichtlich besaß die Bestie auch eine zärtliche Seite. Und eine tödliche. Ganz gleich, was er war oder was in ihm steckte, er hatte ihre Dankbarkeit verdient. Außerdem kam ihr die Gelegenheit gerade recht, um herauszufinden, warum sie so intensiv auf ihn reagierte. Wie konnte sie sich immer noch dermaßen zu ihm hingezogen fühlen, nachdem sie gesehen hatte, was sich in ihm verbarg?
»Dafür schuldest du mir was, Reege«, fügte Lucia in gekränktem Tonfall hinzu.
Nïx durchschaute ihr Schauspiel natürlich und zwinkerte ihr erneut zu. Sie war glücklich und fühlte sich von Lucias Verhalten bestens unterhalten.
Aber als die Hellseherin sich erhob und ihr zur Kellertür folgte, wandte Lucia sich um und sagte: »Nein, ich möchte unter vier Augen mit ihm reden.«
»Sogar wenn ich schon alles weiß, was du gleich sagen wirst? Genau wie ich bereits von eurem Speichelaustausch im Sumpf vor ein paar Tagen weiß.« Dann fügte sie etwas sanfter hinzu: »Du magst ihn?«
Lucia seufzte und lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand. »Ich begreife das einfach nicht. Er ist wie Kryptonit für mich. Schon sein Akzent … «
»Bringt deine Klauen dazu, sich zu krümmen?«
»Und wie. Als ich mit ihm zusammen war, konnte ich mich gar nicht dagegen wehren. Er musste mich nur auf eine bestimmte Art und Weise ansehen, und schon hatte ich alles andere vergessen«, gab sie zu. »Hast du schon einmal gegen einen Gegner gekämpft, gegen den du dich nicht wehren konntest? Wie ein Feuerspucker oder so was?«
»Ich stand einmal einer Frau mit diamantener Haut gegenüber«, erzählte Nïx atemlos. »Ich war wie gelähmt, sogar als sie mich fast erwürgte.«
»Wirklich?«
»Nein, das hab ich mal bei X-Men gesehen. Ich wollte lediglich mein Mitgefühl ausdrücken. Bedauerlicherweise habe ich keine Schwächen.«
»Abgesehen von deinem Wahnsinn?«, gab Lucia zu bedenken.
Ein Seufzen. »Ein Punkt für dich, Bogenschützin. Dann mal los … «
Lucia holte tief Luft und öffnete die Tür. Als sie die Treppe hinabstieg, heftete sich MacRieves Blick auf sie. Seine Augen waren eisblau, sein dunkelbraunes Haar war zerzaust. Er trug eine abgetragene Jeans und einen langärmligen schwarzen Pulli. Schlicht. Obwohl sie für sich selbst elegantere Bekleidung vorzog, gefiel es ihr, wenn sich Männer lässig kleideten. Ein weiteres Plus auf MacRieves Pro-und-Kontra-Liste.
Augenblicklich umklammerte er mit den Händen die Gitterstäbe und versuchte mit solcher Kraft, sie zu zerbrechen, dass seine Arm- und Schultermuskeln deutlich hervortraten.
»Die kannst du nicht verbiegen, MacRieve. Sie wurden von den Hexen verstärkt.«
Er ließ sie auf der Stelle wieder los. Sein Mund verzog sich verächtlich. Sie hatte schon öfter gehört, dass die Lykae eine Abneigung gegenüber Hexen hatten. Offensichtlich stimmte dieses Gerücht.
»Warum hast du mir das angetan? Du hilfst ihnen, mich in eine Falle zu locken, nachdem ich dich vor diesen Vampiren gerettet habe? Wirklich gern geschehen.«
Das war’s dann wohl mit ihrem Plan, ihm ihre Dankbarkeit zu bekunden. Sie wandte den Blick ab und ließ ihr Haar vor ihr Gesicht fallen.
»Zum Dank steckst du mich in dieses stinkende Loch.«
Sie blickte sich um. Der Käfig war mit einer Toilette und einer wirklich netten Pritsche ausgestattet. »So schlecht ist es hier doch gar nicht«, sagte sie, auch wenn sie insgeheim zugeben musste, dass es vielleicht ein klein wenig muffig war. Dieses tiefer gelegene Zwischengeschoss war gebaut worden, ehe den Menschen klar wurde, dass Keller im sumpfigen südlichen Louisiana keine gute Idee waren. »Es gibt immerhin ein Fenster«, murmelte sie abwehrend.
»Lousha, du kannst mich befreien.«
»Wenn du noch einmal damit anfängst, gehe ich.«
»Dann sag mir, was ich hier soll!«
»Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass Lachlain am Leben ist? Und dass er meine Nichte
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