Immortals after Dark 09 - Sehnsucht der Dunkelheit
Hexen? Er war nicht sicher, ob ihre Spezies ins Leben zurückkehren konnte.
»Carrow, wach auf!« Ihre leicht geöffneten Lippen waren blau, ihr Gesicht leichenblass. Sein Biss zeichnete sich deutlich gegen ihre blasse Haut ab. »Wach endlich auf, Hexe!« Ich darf sie nicht noch einmal verlieren.
Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie, bis ihr Kopf hin und her schlug. »Atme!«, brüllte er. Wasser rann aus ihrem Mund. »Komm zurück, ara !« Er nahm sie in die Arme, zog ihr Gesicht an seine Brust und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Carrow, ich flehe dich an … «
Das Mädchen trommelte auf seinen Arm und schrie ihn an. »Du musst ihr Luft in den Mund blasen, Malkom!«
Hatte er sie richtig verstanden? In seiner Verzweiflung legte er seine Lippen auf ihren kalten Mund und atmete aus.
34
Die Dunkelheit zog sich zurück, als Luft ihre Lungen erfüllte und das schwere Wasser hinausdrückte. Meine Lungen sind zu voll, ich ersticke …
Sie öffnete die Augen. Malkoms Mund war auf ihren gepresst? Sie stieß ihn beiseite und beugte sich vor, um das Meerwasser zu erbrechen.
Während er ihr mit seiner großen Hand über den Rücken rieb, rang sie nach Luft. Sie hatte Sand in den Augen, ihre Zähne klapperten so stark, dass sie kaum atmen konnte, aber sie war am Leben. »Ruby? Wo ist sie?«
Ruby warf sich in Carrows Arme. Das Mädchen war bei Bewusstsein und in Sicherheit.
»Bist du okay, Crow?«
Carrow drückte sie an sich und erschauerte vor Erleichterung. Über die Schulter des Mädchens hinweg sah sie Malkom in die Augen. »Malkom, du hast sie beschützt«, flüsterte sie. »Tausend Dank!«
Er wandte den Blick ab. Ihre Dankbarkeit war ihm unangenehm. Doch gleich darauf erstarrte er, seine Augen wurden schwarz und seine Fänge länger. Die Ghule, die die Haiangriffe überlebt hatten, schleppten sich gerade an den Strand.
Malkom erhob sich zu seiner vollen Größe und brüllte sie an, dass ihr die Ohren schmerzten.
Erstaunlicherweise wichen sie zurück und torkelten wieder ins Meer hinein. Sie erinnerte sich, dass die Ghule in Oblivion sich ebenfalls vor ihm gefürchtet hatten. Sie hatte noch nie im Leben einen Unsterblichen kennengelernt, der Ghulen Angst einjagen konnte.
Das Monster, das von den Monstern gefürchtet wurde.
Ruby und sie starrten ihn an. »Er hat sie verjagt, Crow«, flüsterte Ruby unüberhörbar.
»Ich hab’s gesehen, Süße.«
Ruby war vollkommen durchnässt und zitterte am ganzen Leib. Auch wenn Carrow sich am liebsten nicht gerührt hätte, wusste sie, dass sie in Bewegung bleiben mussten. Ich muss ein kleines Mädchen beschützen.
Aber wohin sollte sie sie bringen? Carrow wischte sich mit dem Unterarm übers Gesicht und versuchte mit zusammengekniffenen Augen durch den anhaltenden Regen hindurch ihre Umgebung einzuschätzen. Der Steinstrand war Teil einer kleinen Bucht, die von Wald umgeben war. Dahinter erhoben sich Berggipfel.
»Sie braucht einen Unterschlupf und ein Feuer«, sagte Carrow zu Malkom. »Sonst wird sie erfrieren. Wirst du uns noch einmal helfen?«
Ein knappes Nicken.
Wie immer, wenn es um die Hexe ging, waren Malkoms Gedanken ein einziges Chaos. Sie hatte ihn gebeten, sie an einen sicheren Ort zu bringen, aber er wusste nichts über dieses Land. Darum verfiel er in alte Gewohnheiten und führte sie in höher gelegenes Terrain. Inzwischen waren sie seit über einer Stunde unterwegs.
Er warf ihr aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Sie strich dem Mädchen über das feuchte Haar, während sie ihm Mut zusprach. Das Kind sah wie eine winzige Carrow aus, eine Puppe nach ihrem Vorbild, eine deela .
Obwohl er angeboten hatte, sie und das Mädchen zu tragen, bestand Carrow darauf, sie selbst zu halten. Sie meinte, es sei sicherlich immer noch durcheinander.
Durcheinander? Er war immer noch durcheinander, nachdem er Carrow mit leichenblassem Gesicht vollkommen leblos hatte daliegen sehen. Das Herz in ihrer Brust hatte stillgestanden. Sie hatte nicht geatmet, bis er ihr seinen Atem eingehaucht hatte. Das war das Mindeste, was er tun konnte, nachdem sie ihm zuvor seinen ersten Atemzug nach so vielen Jahrhunderten geschenkt hatte.
Als ihm vor einigen Stunden klar geworden war, dass Carrow ihn nicht freiwillig hintergangen hatte, war er so verdammt erleichtert gewesen. Seine Wut hatte wie eine Schlinge seinen Hals zugedrückt und ihn nun endlich freigegeben.
Doch nachdem er nun etwas Zeit gehabt hatte, um über alles nachzudenken, fragte er sich
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