Immortals after Dark 09 - Sehnsucht der Dunkelheit
sich heran und beugte sich über dessen Hals.
Bei diesem Anblick erfasste Malkom eine ungeheure Wut. Dieses Schmatzen …
Er fletschte die Fänge, überwältigt von den Erinnerungen an seine Kindheit als Blutsklave. Sein einziger Trost bestand darin, dass der Junge bewusstlos war – ein Luxus, der ihm selbst nie vergönnt gewesen war. Bei ihm hatten die Vampire auch nicht aus dem Hals getrunken, denn das wäre allzu leicht zu sehen gewesen, und er war nicht nur um seines Blutes willen als Sklave gehalten worden.
»Ruhig, Malkom«, murmelte Kallen auf Dämonisch. »Du darfst jetzt nicht den Kopf verlieren.«
Wie oft hatte Kallen ebendiese Worte schon gesagt? So lange schon bewahrt der Prinz mich davor, den Verstand zu verlieren.
Der Vizekönig ließ den Jungen vom Podium auf den Boden fallen, als ob er Abfall wäre, und tupfte seine Lippen mit einem frisch gestärkten Tuch ab. »Ich muss gestehen: Ihr beide fasziniert mich.« Seine roten Augen brannten vor Neugier. »Eine Freundschaft zwischen einem verehrten Mitglied der königlichen Familie und seinem brutalen Wachhund. Der Mächtigste der Mächtigen und … « Er machte eine nachlässige Geste mit der Hand in Malkoms Richtung.
Niemanden hatte diese Freundschaft mehr überrascht als Malkom. Kallen war der Kronprinz der trothianischen Dämonarchie, Hunderte von Jahren alt und von Weisheit erfüllt.
Malkom war der dreißigjährige Sohn einer Hure, der zum Sklaven eines Vampirs erzogen worden war, Analphabet – und von glühender Wut erfüllt.
Und doch waren Kallen und er Waffenkameraden geworden, Brüder im Geiste, wenn auch nicht durch Blutsverwandtschaft. Kallen sprach immer davon, dass er etwas Besonderes in Malkom gesehen habe, eine angeborene Edelmütigkeit. Als ob er ahnte, wie sehr sich Malkom danach sehnte, adelig zu sein.
»Vaterlos, mittellos und ignorant«, fuhr der Vizekönig mit dröhnender Stimme fort. »Der Sohn einer Dämonin, die ihren Körper verkaufte.« Er lachte gehässig. »Bis sie einen ihrer Söhne verkaufen konnte.«
Nichts davon konnte Malkom leugnen.
»Mit welcher Vehemenz du dich an das Leben klammertest, wo du doch eigentlich nicht mehr als ein Haufen Abfall in einer finsteren Seitengasse hättest sein dürfen.«
»Wenn Malkom auch nicht von edlem Geblüt ist«, sagte Kronprinz Kallen, »zeichnen ihn doch seine Taten als Edelmann aus.«
Kallen – immer verteidigt er mich.
Den Vizekönig schien dies zu amüsieren. »Ich kann mir niemanden denken, der unbedeutender wäre als du, und dennoch warst du so unverfroren, uns zu widerstehen, obwohl du wusstest, dass der Tod dich erwarten würde. Erstaunlicherweise hättest du uns beinahe aufgehalten, Dämon.«
Malkom konnte kaum glauben, was der Vampir sagte. Auch wenn er zahlreiche Schlachten gewonnen hatte, hätte er sich nie vorstellen können, dass der Feind kurz vor dem Rückzug stehen könnte. Malkom kannte Oblivion nur unter der Herrschaft der lebenden Toten.
Jahrzehnte vor seiner Geburt waren sie von einer fremden Ebene gekommen, die von unzähligen Rassen Sterblicher sowie Unsterblicher bevölkert war, und hatten sich aus einem bestimmten Grund hier niedergelassen.
Blut.
Als die Vampire trothianisches Blut zu sich genommen hatten, waren sie stärker geworden als je zuvor und ihre Verletzungen waren noch rascher verheilt. Nach und nach war Blut zu Oblivions Währung geworden.
»Es hätte nicht mehr viel gefehlt«, fuhr der Vizekönig fort, »aber am Ende hat sich die Herkunft doch durchgesetzt.« Der Vampir translozierte sich, sodass er jetzt neben ihnen stand. »Du kannst dir die feinste Kleidung anziehen.« Er streckte die Hand aus und riss Malkom den reich verzierten Umhang vom Leib. »Aber damit kannst du nur für kurze Zeit verbergen, was du in Wahrheit bist. Ich wette, ich würde unter den Fesseln Bissnarben an deinen Handgelenken finden.«
Wieder konnte Malkom die Tatsachen nicht leugnen. Für gewöhnlich trug er silberne Armreifen, um diese beschämenden Male zu verbergen. Die Details seiner Vergangenheit stellten nicht unbedingt ein Geheimnis dar. Sämtliche Dämonen in Ash wussten, wie sich Malkom als Junge sein Brot verdienen musste, wie er sich von ihrem Abfall ernährt hatte, als er für den Geschmack eines Vampirlords zu alt geworden war.
Aber dass dieser Vampir es ebenfalls weiß …
»Ganz gleich, wie du aussehen magst, Dämon, du bist nach wie vor ein Nichts.«
»Hör nicht auf ihn, Malkom«, sagte Kallen. »Du bist ein guter Mann. Ein tüchtiger,
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