Imperium
Ihres Teams war.«
»Sehr freundlich von Ihnen, Dick.« Der Colonel senkte die Stimme. »Ich werde in Kürze ebenfalls entlassen. Wenn Sie wieder Zivilist sind – vielleicht hören Sie mal von einem guten Job, der zu einem alten Soldaten wie mir passen würde.«
Armstrong machte sich gar nicht die Mühe, sich von Arno Schultz zu verabschieden, doch Sally erzählte ihm, daß Hahn Arno den Posten als Chefredakteur der neuen Zeitung
angeboten hatte.
Armstrongs letzter Besuch, nachdem er seine Uniform
abgegeben hatte, galt Major Tulpanow im russischen Sektor, und diesmal lud der Geheimdienstmann ihn wieder zum Essen ein.
»Ihr Coup mit Hahn war für einen Beobachter das reinste Vergnügen, Lubji.« Tulpanow bedeutete ihm, sich zu setzen.
»Selbst für einen unbeteiligten.« Sein Bursche schenkte ihnen Wodka ein, und der Russe hob sein Glas hoch über den Kopf.
»Danke.« Armstrong tat es ihm gleich. »Nicht zuletzt wegen der Rolle, die Sie bei der Sache gespielt haben.«
»Nicht der Rede wert.« Tulpanow stellte das Glas auf den Tisch. »Aber das wird vielleicht nicht immer so sein, Lubji.«
Armstrong zog eine Braue hoch. »Sie haben sich zwar die ausländischen Vertriebsrechte für den Großteil der deutschen wissenschaftlichen Zeitschriften gesichert, aber es wird nicht 354
lange dauern, dann ist das deutsche Material nicht mehr aktuell, und Sie werden die neuesten russischen Publikationen brauchen. Das heißt, sofern Sie auf dem laufenden bleiben wollen.«
»Was erwarten Sie als Gegenleistung?« Armstrong löffelte weiteren Kaviar auf seinen Teller.
»Halten wir es einfach so, Lubji, daß ich mich hin und wieder mit Ihnen in Verbindung setzen werde.«
355
DAILY MAIL
13. April 1961
Die Stimme aus dem All: »Wie ich es gemacht habe.«
Gagarin erzählt Chruschtschow von der blauen Erde
Heather setzte Townsend eine Tasse schwarzen Kaffee vor. Er bedauerte bereits, daß er sich auf dieses Interview eingelassen hatte, schon gar mit einer jungen Reporterin, die noch grün hinter den Ohren war. Keith’ goldene Regel lautete, sich niemals mit Journalisten auf ein Gespräch einzulassen. Manche Verleger genossen es, in ihren eigenen Zeitungen über sich zu lesen. Townsend gehörte nicht zu ihnen, doch als Bruce Kelly ihn einmal in nachgiebiger Stimmung angetroffen und
behauptet hatte, es sei gut für die Zeitung und für sein Image, hatte Townsend zögernd eingewilligt.
Er war an diesem Vormittag zwei-, dreimal nahe daran
gewesen, das Interview abzusagen, doch eine Reihe von Anrufen und Konferenzen hatten verhindert, daß er es
tatsächlich tat. Und dann war Heather ins Büro gekommen, um ihm mitzuteilen, daß die junge Reporterin auf dem Flur wartete. »Soll ich sie hereinschicken?« fragte Heather.
»Ja.« Townsend blickte auf die Uhr. »Aber es darf nicht zu lange dauern. Ich muß vor der morgigen Vorstandssitzung noch allerhand durcharbeiten.«
»Ich werde in etwa fünfzehn Minuten hereinschauen und behaupten, Sie hätten einen Anruf aus Übersee.«
»Gute Idee. Aber sagen Sie, der Anruf käme aus New York.
Irgendwie hilft das, daß selbst die Hartnäckigsten schneller verschwinden. Und wenn es allzu schlimm wird, benutzen Sie am besten die Andrew-Blacker-Methode.«
Heather nickte und verließ das Zimmer, während
Townsends Finger bereits über die Tagesordnungspunkte der 356
morgigen Sitzung huschte. Beim siebenten Punkt hielt er inne.
Er mußte sich genauer über den West-Riding-Konzern
informieren, wenn er den Vorstand überzeugen wollte, daß die Sache seine Unterstützung wert war. Und selbst wenn die Mehrheit ihm grünes Licht gab, mußte er das Geschäft
unbedingt auf seiner Englandreise abschließen. Keith würde bis hinauf nach Leeds fahren müssen, falls er das Gefühl hatte, daß es sich lohnte, der Sache nachzugehen.
»Guten Morgen, Mr. Townsend.«
Keith blickte auf, schwieg jedoch.
»Ihre Sekretärin sagte mir bereits, daß Sie außerordentlich beschäftigt sind. Ich werde mich bemühen, Ihnen nicht zuviel von Ihrer Zeit zu stehlen«, versicherte sie ihm rasch.
Keith sagte immer noch kein Wort.
»Mein Name ist Kate Tulloh. Ich bin Reporterin beim
Chronicle.«
Keith kam hinter seinem Schreibtisch hervor, gab der
jungen Journalistin die Hand und bot ihr einen bequemen Sessel an, der üblicherweise für Vorstandsmitglieder, Redakteure oder Personen reserviert war, mit denen Keith wichtige Geschäfte abzuschließen hoffte. Nachdem Kate Platz genommen hatte, ließ Keith
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