Imperium
neun Querstraßen bis zu Max’ Unterkunft. Zu ihrer üblichen Freitagabend-Pokerpartie würde er rechtzeitig genug kommen.
Die kalte Luft vertrieb die letzten Gedanken an irgendwelche Schuldgefühle aus Armstrongs Kopf. Als er ans Ziel kam, war er bereit, den zweiten Teil seines Plans in die Tat umzusetzen.
Max mischte ungeduldig die Karten. »Schenk dir ein Bier 351
ein, alter Kumpel«, sagte er, als Armstrong sich auf seinen Platz am Tisch setzte, »denn heute abend, mein Freund, wirst du verlieren!«
Zwei Stunden später war Armstrong um achtzig Dollar
reicher, und Max hatte sich noch kein einziges mal die Lippen geleckt. Er nahm einen tiefen Schluck Bier, als Dick zu mischen begann. »Es hilft mir nicht gerade«, sagte Max, »daß ich dir tausend Dollar schulde, falls Hahn am Monatsende noch nicht pleite ist – und das würde mich so ziemlich fertig-machen.«
»Ich muß zugeben, im Augenblick stehen die Aktien recht gut für mich.« Armstrong machte eine Pause, als er Max die nächste Karte hinblätterte. »Aber unter gewissen Umständen bin ich vielleicht bereit, dir die Wettschuld zu erlassen.«
»Du brauchst mir bloß zu sagen, was ich tun muß.« Max ließ seine Karten offen auf den Tisch fallen. Armstrong tat, als würde er sich auf sein Blatt konzentrieren, und schwieg.
»Ich tue wirklich alles, Dick«, versicherte ihm Max. »Außer natürlich, den verdammten Kraut umzulegen.«
»Wie wär’s, wenn du ihn wieder ins Geschäft bringst?«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht.«
Armstrong legte die Hand auf den Tisch und blickte zum Amerikaner hinüber. »Ich möchte, daß du Hahn soviel Strom und Papier gibst, wie er braucht, und daß du ihm zuvorkommend hilfst, wenn er sich an deine Dienststelle wendet.«
»Wieso hast du plötzlich deinen Plan geändert?« fragte Max mißtrauisch.
»Ganz einfach, Max. Ich habe mit mehreren Dummköpfen
im britischen Sektor Wetten abgeschlossen, daß Hahn Ende des Monats noch im Geschäft ist. Wenn du die derzeitige
Situation umkehrst, würde ich weit mehr als deine tausend Dollar kassieren.«
»Du gerissener Hund!« Zum erstenmal an diesem Abend
leckte Max sich die Lippen. »Einverstanden, alter Kumpel.« Er 352
streckte die Hand über den Tisch.
Und so besiegelte Armstrong die zweite Abmachung an
diesem Tag.
Drei Wochen später ging Captain Max Sackville an Bord eines Flugzeugs nach North Carolina. Er hatte Armstrong nicht mehr als die paar Dollar bezahlen müssen, die er bei ihrem letzten Pokerspiel verloren hatte. Am Ersten des Monats wurde Max von einem gewissen Major Bernie Goodman abgelöst.
Armstrong fuhr an diesem Nachmittag in den ameri-
kanischen Sektor, um Julius Hahn zu besuchen, der ihm den unterschriebenen Vertrag reichte.
»Ich weiß wirklich nicht, wie Sie das geschafft haben«, sagte Hahn. »Offenbar haben Sie einen direkten Draht zum lieben Gott.«
Sie schüttelten einander die Hand.
»Ich freue mich auf eine lange und erfolgreiche Partnerschaft«, sagte Armstrong, ehe er ging. Hahn schwieg.
Als Armstrong abends zeitig nach Hause kam, erzählte er Charlotte, daß seine Entlassungspapiere endlich gekommen waren und daß sie noch vor Monatsende Berlin verlassen würden. Er berichtete ihr auch, daß man ihm angeboten habe, die Weltvertriebsrechte für Julius Hahns Verlagsprogramm zu übernehmen; dies allerdings würde bedeuten, daß er sich in die Arbeit stürzen müßte, sobald ihr Flieger in London gelandet war. Während er erzählte, ging er im Zimmer auf und ab und sprudelte vor Ideen über. Doch Charlotte beschwerte sich nicht, weil sie viel zu glücklich war, Berlin endlich verlassen zu dürfen. Als Dick schließlich endete, blickte Charlotte zu ihm auf und sagte: »Bitte, setz dich, Dick. Auch ich habe dir etwas zu erzählen.«
Armstrong versprach Lieutenant Wakeham, Private Benson und Sally, ihnen einen Job in seinem Unternehmen zu geben, 353
sobald sie aus der Armee entlassen waren. Die drei ver-sicherten Dick, ihm sofort Bescheid zu geben, sobald sie ihre Entlassungspapiere in der Hand hielten.
»Sie haben hier in Berlin verdammt gute Arbeit für uns geleistet, Dick«, lobte Colonel Oakshott. »Ich weiß gar nicht, wie wir Sie ersetzen sollen. Aber nach Ihrem brillanten Vorschlag, den Telegraf und den Berliner zu fusionieren, ist das vielleicht auch gar nicht mehr nötig.«
»Die Fusion war in meinen Augen die naheliegendste
Lösung«, sagte Armstrong. »Und ich möchte Ihnen noch
sagen, Sir, daß ich gern Mitglied
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