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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Fußball sprechen konnte, und der einen, wenn man mit ihm vom Tanzen nach Hause fuhr, für einen Fußball zu halten schien, mit dem er anstellen konnte, was er wollte — man mußte sich mit Gewalt freikämpfen. Da hatte es den netten Bob Steggins gegeben, den Erben des großen Hustentropfen-Vermögens, der über nichts als das chemische Problem sprechen konnte, an dem er gerade arbeitete. Da hatte es Professor Worsley gegeben, so groß, so ängstlich, der immer anfing: »Wir dürfen nicht zusammen gesehen werden!« Und der dann stundenlang, als ob er damit rechnete, wegen Verführung einer Minderjährigen nach Alcatraz geschickt zu werden, von nichts anderem als dem Einfluß Lockes auf Hobbes oder Hobbes’ auf Locke sprach.
    Nie aber hatte es einen Mann gegeben, einen jungen, hübschen Mann, braunäugig und überaus elegant, der mit einem sprechen konnte wie — so stellte ich es mir vor — Shelley zu seiner Harriet gesprochen hatte. Es war erschütternd. Ich war verloren, völlig, und meine Glieder schienen zu schmelzen. Durchaus verständlich, daß ich auf Biddeford Pooles leise Stimme hereinfiel; den Umständen nach absolut verständlich.
    Er sagte: »Sind Sie schon einmal auf Naxos gewesen, Miß Savage?«
    »Nein. Ich weiß leider nicht einmal genau, wo es liegt.«
    »Es liegt im ÄgäischenMeer und ist eine der vielen Inseln, die Cycladen heißen. Naxos ist die größte; am wichtigsten jedoch ist die kleinste, Delos, auf der Apollo geboren wurde. Alle diese Inseln haben Namen, die sich wie fernes Donnergrollen anhören: Delos und Naxos, Paros, Amorgos und los und Serifos, und es gibt nichts Schöneres auf der Welt, als mit einem ruhigen Begleiter in einem kleinen Boot von einer zur anderen zu segeln. Nach Osten liegt der Dod-kanes, der auch die Sporaden heißt, nach Norden Chios und Lesbos. Der Wind ist immer warm und riecht nach Honig, immer scheint die Sonne, und die Luft ist von seltsam süßen Klängen erfüllt, weil Apollo nicht nur der Gott der Sonne, sondern auch des Gesanges und der Musik ist.«
    Es war, als ob ich eine Geographie-Vorlesung anhörte — die Geographie des Paradieses. Weit weg hörte ich Adrienne rufen: »Kate! Kate! Bist du hier?« Aber ich achtete nicht darauf. Ich wiederholte für mich die Namen — Delos und Naxos, Paros und Amorgos und nach Osten der Dodekanes. Und ich roch den Honigwind.
    »Es ruft jemand nach Ihnen«, sagte er.
    »Ja, ich weiß.«
    »Wollen Sie lieber hineingehen?«
    »Noch nicht. Bald.«
    Dann, nach einer Weile, sagte er: »Sie sind sehr still, Miß Savage.«
    »Ich mußte an Ihr Bein denken, Mr. Poole. Hoffentlich tut es nicht mehr weh.«
    »Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Der Schmerz ist schon vergessen.«
    »Wo haben Sie es verletzt?«
    »Auf sehr idiotische Art. Ich bin wirklich ein ungeschickter Esel.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    Er lachte. »Ich bin von einem Bobschlitten gefallen.«
    »Von einem Bobschlitten? Oh! Wann?«
    »Vor ein paar Monaten.«
    »Aber wo?« Sicher doch nicht auf Delos oder Naxos oder los oder sogar Serifos.«
    »In der Schweiz.«
    Du lieber Himmel! dachte ich. Wie er umherspringt! »Waren Sie auf Urlaub dort?«
    Er zögerte, als ob er nicht wüßte, wie er sich ausdrücken solle. »Also — nicht direkt auf Urlaub. Ich habe zur olympischen Bob-Mannschaft gehört, und bei einer Trainingsfahrt sind wir umgekippt. Glücklicherweise fuhren wir gerade nicht sehr schnell — sonst hätte ich mir das Genick brechen können. So habe ich mir nur das Bein verrenkt und ein paar Muskelrisse abbekommen — nichts, um sich Kopfschmerzen deshalb zu machen; nur vorübergehend ein bißchen lästig.«
    Die olympische Bob-Mannschaft! dachte ich, was noch? Was nun noch? Fast bitter sagte ich: »Und Sie spielen auch himmlisch Klavier?«
    »Nicht himmlisch. Nein.«
    »Das ist Janes Ausdruck. Sie hat gesagt, daß Sie himmlisch spielten.«
    »Jane neigt dazu, beim Schmeicheln stark aufzutragen.«
    »Was spielen Sie? Jazz?«
    »Sehr selten. Ein bißchen Debussy, ein bißchen Chopin und den lieben alten John Field, aber hauptsächlich Schubert.«
    »Schubert!«
    »Ich habe ein Jahr in Paris bei Rubinowicz studiert. Er ist allgemein als der größte lebende Interpret von Schubert anerkannt, wie Schnabel von Beethoven.«
    »Es ist unmöglich! Ich glaube es nicht!«
    »Was meinen Sie, Miß Savage?«
    Ich konnte es nicht erklären. Ich war einundzwanzig Jahre alt und hatte mit Marva und Adrienne genossen, was man scherzhaft eine aufgeklärte Erziehung

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