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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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gem. Sie ist durch und durch gediegen. Stimmt es, daß Marva McAllister reich ist?«
    »Ja. Ihr Vater besitzt eine Reihe von Zeitungen in Ohio.«
    »Wie reizvoll! — Und die hübsche Adrienne Fielding?«
    »Ihr Vater hat Eisenbahnen.«
    »Immer reizvoller!«
    »Nur, um den Bericht vollständig zu machen«, sagte ich, »mein Vater...«
    »Bitte, erzählen Sie es nicht.«
    »Ich bestehe aber darauf, es zu erzählen. Er ist Mackenzie Savage. Früher war er Auslands-Korrespondent für die >Tribune<. Er hat sich zurückgezogen, um ein Buch zu schreiben, und ich versichere Ihnen, es wird eins der größten Bücher werden, die je geschrieben worden sind...«
    »Sie haben nicht verstanden, was ich sagen wollte.«
    »Natürlich nicht. Ich bin ja nur ein Blaustrumpf.«
    »Ein sehr attraktiver Blaustrumpf, Miß Savage.«
    »Vielen Dank, Mr. Poole! Ein sehr attraktiver Blaustrumpf! Wie nett ausgedrückt, wie passend!«
    »Darf ich nun fortfahren?« sagte er.
    Ich glühte nicht mehr, und mein Puls hatte aufgehört zu rasen; ich weinte innerlich. »Ja. Fahren Sie fort.«
    »Ich kam heute abend und erwartete nichts. Ich würde drei hübsche Mädchen kennenlernen, ein Glas Champagner trinken und dann meinen Weg zum Wochenende bei Julia fortsetzen, die ich verehre und deren Freunde immer amüsant sind. Aber als ich hereinkam, sah ich ein Mädchen in weißem Satinkleid, das mit einem plumpen schottischen Soldaten tanzte, und blieb stehen, um es zu beobachten. Und als sie an mir vorbeikam, fing ich ihren Blick auf und wußte in dieser Sekunde, daß mein bisheriges Leben zu Ende war und ein neues für mich beginnen würde. Dann stellte Jane mich den drei kalifornischen Mädchen vor, die kennenzulernen ich gekommen war, und dieses Mädchen war eins von ihnen, aber mein Herz schlug so gefährlich, daß ich es kaum fertigbrachte, sie anzusehen. Ich tanzte mit Marva McAllister, und etwas Sonderbares geschah. Sie war hübsch und lustig, und zu jeder anderen Zeit hätte ich das Entgegenkommen genossen, das sie mir bot. Statt dessen fühlte ich mich plötzlich allein, erschreckend allein, wie an einem gefährlichen Abgrund. Dann tanzte ich mit Adrienne Fielding und empfand wieder die erschreckende Einsamkeit, die ich nie zuvor gekannt hatte, und wußte, daß ich sie ewig fühlen würde, wenn ich nicht das Mädchen fand, deren Augen ich vor ein paar Minuten gesehen hatte. Als ich sie jedoch dort suchte, wo sie zuletzt gewesen, war sie fort.«
    Er war jung damals, feurig, ernst und sprach so leise, wie ein junger, verliebter Mann eben spricht. Verwirrt dachte ich, wie kann er Worte in Juwelen verwandeln? Und ohne genau zu wissen, was er wollte, war ich bereit, es ihm auf der Stelle zu gewähren, zehnfach, wenn möglich.
    Er fragte: »Weshalb sind Sie hinausgegangen?«
    Ich mußte ihm die Wahrheit sagen: »Ich konnte es nicht ertragen, mitanzusehen, wie Sie mit Marva und Adrienne tanzten.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    »Sonderbar. Ich wußte genau, wohin Sie gegangen sind. Dabei bin ich noch nie zuvor in diesem Garten gewesen, hatte aber eine Vision — Sie hier in der Dunkelheit —, ich sah Ihre Augen und roch den Duft Ihres Haares. Ich kam heraus, fand Sie hier, und Sie waren nicht überrascht.«
    »Nein. Ich war nicht überrascht.«
    »Sie haben mich erwartet?«
    »Ja.«
    Er seufzte. »Das ist eine schöne Geschichte, meine liebe Miß Savage, nicht wahr?«
    »Wahrhaftig, Mr. Poole!« Ich war verwirrt und zitterte.
    »Soll ich Ihnen sagen, woran ich denke?« Er schöpfte tief Luft. »Außerhalb dieses Gartens, weit weg, gibt es eine Welt höchster Lust und Freude, voller Lachen und Abenteuer und dem herrlichsten Wechsel von Licht und Schatten. Berge, die man erklettern, phantastische Meere, auf denen man segeln kann, Tiger in hohem Gras und Musik. Und diese Welt will ich Ihnen schenken oder, besser, möchte ich mit Ihnen teilen. Für immer! Jetzt aber, in diesem Augenblick, möchte ich...«
    Was? Er schwieg, und ich wartete. Was? Ich argwöhnte, daß er von seinen eignen Worten fortgerissen worden sei, aber höchst erfolgreich hatte er zugleich mich mit fortgerissen. Was?
    Er sagte: »Ich möchte mit Ihnen tanzen.«
    Ich stand auf.
    Er stand auch auf. »Nicht hier. Nicht zwischen diesen Menschen. Wollen Sie mit zu Julia Hartsdale kommen?«
    »Sie meinen, jetzt? Heute abend?«
    »Sofort!«
    »Aber Sie sagten, sie wohnt in Suffolk!«
    »Es ist nur hundert Meilen oder so von hier. In wenigen Stunden könnten wir da sein.«
    »Das Dumme

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