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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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ist, daß wir morgen mittag nach Paris abreisen.«
    »Wir?«
    »Marva, Adrienne und ich. Alles ist vorbereitet...«
    »Alles ist vorbereitet?«
    »Ja. Wir haben Hotelzimmer bestellt und...«
    »Oh, Miß Savage«, sagte er. »Meine liebe Miß Savage.«
    Ich wartete wieder.
    »Es ist lächerlich!« sagte er. »Was hat Kalifornien aus Ihnen gemacht! Paris ist eine heilige Stadt. Man fährt nicht mit zwei anderen Mädchen dorthin, tun Schnappschüsse vom Eiffelturm zu machen! Nach Paris fährt man mit einem Geliebten, oder um einen Geliebten dort zu treffen, oder einen Geliebten zu finden. Man fährt hin, um die verborgenen Mysterien anzubeten und sich vom Sonnenlicht läutern zu lassen. Begreifen Sie das?«
    »Ich begreife.« Natürlich — man fährt nach Paris, um Mysterien anzubeten — nicht, um eine neue Frühjahrs-Garderobe und Spitzenhandschuhe und schwarze, mit blutenden Herzen bestickte Schlüpfer einzukaufen. Natürlich. Es war ganz klar.
    »Paris morgen steht außer Frage. Also«, sagte er, »wollen Sie zu Julia mitkommen?«
    »Ja«, sagte ich. Es gab keine andere Möglichkeit.
    »Sie müssen eine Tasche packen. Haben Sie einen Reitdreß hier?«
    »Leider nicht.«
    »Es macht nichts. Nehmen Sie keine Bücher mit. Nur was Sie unbedingt brauchen. Das ist das Geheimnis. Das große Geheimnis.«
    »Was für ein Geheimnis?«
    »Das Geheimnis des Lebens. Leben ist Beweglichkeit.«
    »Ich verstehe.«
    »Schnell!« sagte er.
    »Wollen Sie hier auf mich warten?«
    »Draußen vor dem Haus. Aber schnell, schnell!«
    »Etwas noch vorher___«, sagte ich.
    »Was?«
    »Ich muß Jane sagen, daß ich wegfahre. Sie ist sehr lieb zu mir gewesen, und ich bekäme es nicht fertig, sie zu kränken.«
    »Nein — ich werde es ihr sagen.«
    Er war so selbstsicher; er kannte alle schönen Worte der Welt; und ich fürchtete nichts, nicht einmal Janes Zorn. Ich liebte ihn wahnsinnig.
    Wir blieben drei Wochen bei Julia Hartsdale und heirateten dann.
    Während dieser drei Wochen umwarb Biddeford Poole mich wie ein Dichter. Er war überaus zart, ein vollkommener Ritter. Ich war eine junge Göttin, Aphrodite oder Athene oder ein oder zwei andere, je nach seiner Stimmung. Man durfte sich mir nähern, durfte mich aber nicht berühren— es war sehr befriedigend. Ich erinnere mich, daß er eines Abends lyrisch wurde und mir ins Ohr flüsterte: »Ah, Kate, ich möchte jeden Quadratzentimeter deines goldenen Körpers kennen und lieben und anbeten!«
    Und das war typisch für ihn. Ein einfacherer Mann hätte geflüstert, er möchte jeden Quadratzoll meines goldnen Körpers kennen und lieben und anbeten, und ich wäre vielleicht beleidigt gewesen. Nicht Biddeford Poole. Er schmachtete nach Quadratzentimetern und erweckte in einer Frau mit diesen beiden kleinen Worten das Gefühl, daß sie zur internationalen Gesellschaft gehörte.
    Julia Hartsdale nahm mich unter ihre Fittiche und behandelte mich überaus gütig. Sie war eine reizende Frau, Mitte Dreißig, groß und frisch und aristokratisch, und ich merkte bald, daß sie selbst in Pogo halb verliebt war. Sie hatte eine Menge Leute zu Gast, und allmählich entdeckte ich, daß die meisten Frauen mehr oder weniger in ihn verliebt und daß — noch überraschender — die meisten Männer seine ergebenen Freunde waren. Er besaß ein ungeheures Fassungsvermögen für Liebe und Freundschaft. Es war, im Grunde genommen, sein Beruf.
    Als wir verheiratet waren, zogen wir nach Paris. Unsere erste Wohnung, entzückend und in jeder Beziehung vollkommen. Dort lernte ich kochen; wir gaben viele Parties, und ich lernte einen anderen Kreis von Pogos Freunden kennen. In Suffolk war es der Jägerkreis gewesen, sehr englisch, sehr herzlich, bis zur Verrücktheit exzentrisch. In Paris war es eine ganze andere Art, höchst kultiviert, höchst kosmopolitisch. Sie kannten alle guten, bisher unentdeckten Maler und die besten Modekünstler, die >couturiers<. Sie waren in Vence (Venice – Venedig?) und St. Tropez und Portofino zu Hause, und auch sie beteten Pogo an.
    Dann, nach drei Monaten in Paris, waren wir wieder unterwegs. Pogo hatte von einem Haus auf Cap Ferrat gehört, das zu verkaufen war, und wir sahen es uns mindestens zwei Minuten lang an, ehe wir entschieden, daß es das Richtige für uns sei. Es hatte jedoch seine Kehrseiten, fanden wir heraus. Überall gab es Ameisen und eine Million Eidechsen und einige komische kleine Schlangen, die nach Pogos Versicherung harmlos waren, denen ich aber immer mißtraute.

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