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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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und erniedrigend. Sie stöhnte – und schämte sich sofort dafür.
    „Ist schon in Ordnung“, sagte da eine Stimme. „Sie sind in Sicherheit.“ Eine Pause. „Auch wenn es Ihnen im Moment vielleicht nicht so vorkommen mag.“
    Billie wusste nicht, was sie mit dieser Stimme anfangen sollte. Manchmal, als Kind, da hatte sie so tief geschlafen, dass es nach dem Aufwachen lange Sekunden gedauert hatte, bis sie sich daran erinnerte, wer und wo sie war. Jetzt erging es ihr ähnlich.
    Sie war allerdings sicher, dass sie kein Kind mehr war.
     Schritt für Schritt kehrte das Leben in sie zurück. Sie hatte eine Stimme gehört, auch wenn sie nicht verstanden hatte, was diese Stimme sagte. Und ihr war, als würde Feuer jedes einzelne Nervenende in ihr verbrennen. Jetzt erkannte sie das monotone Geräusch auch als Wasserrauschen und spürte das Prasseln der Tropfen auf ihrer Haut. Zudem fühlte sie noch etwas anderes.
    Die Arme eines Mannes.
    Es kostete sie Mühe, sich zu erinnern, wie man die Augen öffnete, und dann dauerte es noch einmal, bevor sie dieses Wissen umsetzte. Als es ihr schließlich gelang, sah sie nur Weiß. Sie versuchte, auszumachen, was es sein konnte.
    Die Stimme sprach wieder. „Sie sind in den See gehüpft. Ich habe Sie herausgezogen und hierher gebracht. Ihre Körpertemperatur war gefährlich abgesunken. Es tut mir leid, aber es war die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, wie ich Sie schnell wieder aufwärmen könnte.“
    Die Stimme vibrierte an ihrer Wange, eine Stimme mit einem melodischen Akzent. Und dann wusste sie plötzlich, auf was sie da schaute – auf einen Pullover, der sich über einer männlichen Brust spannte. Billie hob den Kopf an und hatte dabei das Gefühl, noch nie eine größere Kraftanstrengung unternommen zu haben. Eine Schulter kam in Sicht. Schwindel überfiel sie, sie wäre zusammengesackt, hätte der Mann sie nicht gehalten. Sie brachte nur ein Wort heraus, und das auch nur mit Mühe.
    „Was?“
    „Sie waren dabei zu ertrinken. Ich habe Sie gerettet, und jetzt wärme ich Sie auf.“
    „Oh.“ Bruchstückhaft kehrten einzelne Erinnerungen zurück. Wie sie eine Straße entlanggelaufen war. Sie war in Schottland. Ein Bild, das die Verbindung zwischen den einzelnen Gedächtnisteilen einrasten ließ. Sie hatte die Gegend erkundet und dabei etwas gesehen … „Da war ein Hund.“
    „Meiner, fürchte ich. Ihm geht es prächtig. Er ist von allein aus dem See herausgekommen.“
    Das freute sie. Doch, ehrlich. Allerdings, wenn sie jetzt zurückdachte … das Tier war ziemlich hässlich gewesen. Trotzdem war sie ihm zu Hilfe geeilt. Dumm. Extrem dumm.
    „Ich habe Sie nach Hause getragen. Sie sind in meinem Haus. Ich wusste nicht, wie ich Sie sonst am schnellsten hätte aufwärmen können. Deshalb habe ich Sie unter die heiße Dusche gestellt. Da Sie allerdings nicht selbst stehen konnten, musste ich Sie aufrecht halten.“
    Das hörte sich doch alles sehr vernünftig und nüchtern an. Die Briten waren ja auch ein nüchternes Volk, und die Schotten sowieso. So ganz und gar nicht wie ihre amerikanischen Verwandten, die in eiskalte Seen sprangen, um Hunde zu retten.
    „Hören Sie, regen Sie sich nicht auf, aber ich musste Sie … ausziehen.“
    Sie vernahm die Stimme des Mannes diesmal schon klarer, doch sie brauchte immer noch lange, um den Sinn seiner Worte auszumachen. Also verarbeitete sie langsam eine Silbe nach der anderen. Und dann verstand sie. Sie stand in einer fremden Dusche und wurde an die breite Brust eines Unbekannten mit einem kultivierten schottischen Akzent gehalten.
    Und sie war splitterfasernackt.
    Sie hob den Kopf höher, jetzt, da der Schwindel sich wieder gelegt hatte. Und starrte in die blausten Augen, die sie je gesehen hatte, und in ein Gesicht, bei dem sie normalerweise nach Luft geschnappt hätte, würden ihre Lungen nicht noch immer bei jedem Atemzug verbrennen. „Ich bin nackt?“
    Seine Miene drückte Bedauern aus, seinen Augen jedoch gelang das nicht ganz. „Nun, Sie tragen noch Ihre Unterwäsche. Und ich bin vollständig angezogen, was Ihnen beweisen sollte, dass ich keinerlei unehrenhafte Absichten habe.“
    Billie brachte nicht einmal eine Unze Empörung auf. Stattdessen begann sie zu lachen, leise zuerst, dann immer lauter. Es sprudelte einfach aus ihr heraus, ließ sich nicht aufhalten, auch wenn sie sich ermahnte, sich zusammenzunehmen.
    „Schh …“ Hysterie war wohl eine zu erwartende Reaktion. Iain versuchte, sie zu beruhigen, indem

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