In den eisigen Tod
ermöglichten, der die Inseln vermessen sollte. Schlechte Wetterbedingungen trieben sie durch dichten Nebel sogar noch weiter nach Süden. Als es wieder aufklarte, waren sie überrascht, weiter südwestlich Land vor sich liegen zu sehen. Es war ein ziemlich trister Anblick, aber was sie aufmunterte, war die Hoffnung, dass es sich tatsächlich um den lange gesuchten südlichen Erdteil handeln könnte. Sie hatten recht. Was sie sehen konnten, war die Nordspitze der Antarktischen Halbinsel.
Doch ob sie wirklich die ersten waren, die Antarktika sichteten, entwickelte sich zu einer Streitfrage. Nur drei Tage zuvor hatte Kapitän Baron Fabian Gottlieb von Bellingshausen von der Kaiserlich Russischen Flotte über 3000 Kilometer südöstlich bei dem Versuch, Antarktika zu umfahren, einen festen Streifen Eis geortet, der sich vom Osten über Süden nach Westen erstreckte. Einige behaupten, Bellingshausen habe als erster Mensch Antarktika erforscht, obschon er den Kontinent nicht erkannt hatte. Wie auch immer – er setzte seine Reise fort und erreichte die South Shetland Islands in dem glücklichen, aber irrigen Glauben, sie entdeckt zu haben.
Erst jetzt wurden britische Robbenfänger, die Berichte über einen großen Reichtum an Seehunden und Walen zu diesen Inseln gelockt hatten, zu Pionieren der Antarktikaforschung; es waren Männer wie James Weddell, John Biscoe und John Balleny. Wie Scott selbst voller Bewunderung schrieb: »In den kleinsten und unglaublichsten Schiffen stürzten sie sich kühn in stürmische, eisübersäte Gewässer und schrammten immer wieder an einer Katastrophe vorbei; ihre Schiffe waren ramponiert und strapaziert und hatten üble Lecks; ihre Mannschaften waren erschöpft von unablässigen Plackereien und durch Skorbut dezimiert.« 2 1823 stieß Weddell 400 Kilometer weiter nach Süden vor als Cook.
1839 brach James Clark Ross, ein schneidiger britischer Marineoffizier, der als erster den nördlichen Magnetpol erreicht hatte, auf der Suche nach dem südlichen Magnetpol zur größten Antarktisexpedition des 19. Jahrhunderts auf. Während der Reisevorbereitungen in Tasmanien hörte er beunruhigende Nachrichten über eine amerikanische Expedition unter Oberleutnant zur See John Wilkes sowie über eine Gruppe unter dem französischen Forscher Dumont d’Urville. Beide waren offensichtlich emsig in der Region tätig, in der der südliche Magnetpol vermutet wurde. Ross war »beeindruckt von dem Gefühl, dass England auf dem Weg der Entdeckungen immer geführt habe«, und beschloss, »jede Einmischung in ihre Entdeckungen« zu vermeiden und eine weiter östlich verlaufende Route nach Süden zu wählen. Diese Entscheidung war viel bedeutsamer, als er ahnte. Sie sollte zu den bemerkenswertesten Entdeckungen führen, die je in Antarktika gemacht wurden, und den Weg zur Erforschung des Festlandes durch Scott, Shackleton und Amundsen bereiten.
Ross schlug sich vier Tage lang durch das Packeis in jene Gewässer vor, die heute unter dem Namen Ross-Meer bekannt sind. Seine beiden Schiffe, die Erebus und die Terror , waren mit riesigen Spanten verstärkt worden, damit sie sich ihren Weg durch das Packeis bahnen konnten, wo ein leichteres Schiff wie eine Nuss hätte zermalmt werden können. Am 10. Januar 1841 stieß der wachhabende Offizier einen aufgeregten Schrei aus. Am Horizont, vielleicht in einer Entfernung von 150 Kilometern, lag dort, wo man kein Land vermutet hatte, Land, nämlich eine gezackte, mächtige Kette schneebedeckter Gipfel. Dies berührte Ross so tief, dass er eine schwärmerische Beschreibung »eines überaus zauberhaften Anblicks« lieferte, und von »hohen Gipfeln, vollkommen bedeckt mit ewigem Eis« sprach. Er benannte die einzelnen geographischen Merkmale und taufte als erstes das eindrucksvolle, nördlichste Kap nach Viscount Adare, der für Glamorganshire im Parlament saß.
In einiger Entfernung von Cape Adare traf Ross eine weitere wichtige Entscheidung, die sich als folgenreich erweisen sollte. Er beschloss, die neue Küste im Süden zu erforschen. Es war eine magische, unheimliche Reise zwischen hoch aufragenden Bergen und weiß glänzenden Gletschern. Er setzte die politisch zweifellos heikle und die Phantasie strapazierende Arbeit fort, in dieser eigenartigen neuen Welt einer Landmarke nach der anderen einen Namen zu geben. So taufte er von zwei Bergketten die eine nach der Royal Society und die andere nach der British Association; einzelne Berge in jeder Kette wurden nach
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