In den eisigen Tod
illustren Mitgliedern der jeweiligen Gremien benannt. Auch Premierminister Melbourne erhielt einen Berg. Auf der kleinen felsigen Possession Island wurde eine Zeremonie abgehalten, in deren Verlauf auf diese Neuentdeckungen im Namen der jungen Queen Victoria Anspruch erhoben wurde.
Auf seiner Reise nach Süden sichtete Ross am 28. Januar 1841, einem klaren, strahlenden Tag, auf der Insel, die heute seinen Namen trägt, zwei Vulkane, die für die Polarforscher zu vertrauten Wahrzeichen werden sollten. Den 3794 Meter hohen tätigen Vulkan nannte er Mount Erebus und den 3313 Meter hohen erloschenen Vulkankegel Mount Terror. Die Weite und die Entlegenheit dieser Gegend flößten Ross und seinen Leuten ein Gefühl der Ehrfurcht und ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit und Hilflosigkeit ein. Dieses Gefühl verstärkte sich, als sich ihnen auf ihrem Weg nach Süden ein weiterer verblüffender Anblick bot – »ein senkrechtes Kliff aus Eis zwischen 45 und 65 Metern über Meereshöhe, oben vollkommen flach und plan an der Spitze und ohne irgendwelche Spalten oder Vorgebirge auf der zur See gewandten Seite«, wie Ross es beschrieb. Die Oberfläche dessen, was heute als Ross-Schelfeis oder Große Eisbarriere bekannt ist, erschien ihm völlig glatt und wie eine riesige Fläche aus überfrorenem Silber. Was jenseits davon lag, konnte er nur vermuten. Sein Weg nach Süden war so nachhaltig blockiert, als würden sich, wie er bedauernd schrieb, die Klippen von Dover vor ihm auftürmen. Doch ohne es zu wissen, hatte er den Weg gewiesen. Mit seinen Forschungen hatte er den Nachweis geliefert, dass das Eis im Ross-Meer während des antarktischen Sommers rascher schmolz als irgendwo sonst. Er hatte auch die Ross-Insel mit ihrer geschützten Meerenge entdeckt, die er nach dem Kapitänleutnant der Terror , Archibald McMurdo, nannte.
Ross verließ Antarktika schließlich im Jahr 1843, nachdem er im Februar 1842 einen neuen Rekord auf dem Weg nach Süden aufgestellt hatte. Und wieder herrschte Stille. Es war klar, dass die einzige Möglichkeit, auf das Festland vorzudringen, darin bestand, auf dem Eis zu landen. Es schien ein riskantes und wenig verlockendes Unterfangen, und in den folgenden 50 Jahren konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf die Arktis. Die Erebus und die Terror sollten schon bald mit Sir John Franklin zu ihrer verhängnisvollen Suche nach der Nordwestpassage aufbrechen und nie mehr in südliche Gewässer zurückkehren.
Das Interesse am Süden erwachte erst wieder gegen Ende des 19. Jahrhunderts. 1895 fuhr ein junger Norweger, der seit seiner Kindheit mit Roald Amundsen befreundet war, Carsten Borchgrevink, mit einer Expedition, die von dem Erfinder der Harpunenkanone finanziert wurde, nach Süden. Zweck der Reise war die Suche nach neuen Walfanggründen. Am 24. Januar 1895 unternahmen Borchgrevink und seine Begleiter als erste eine Landung auf dem Festland. Sie landeten unterhalb von Cape Adare, wo die relativ geschützte Lage und der für den Winter ausreichende Pinguinbestand Borchgrevink auf den Gedanken brachten, dass es möglich sein könnte, an diesem trostlosen Ort zu überwintern.
Er brauchte drei Jahre, um genügend Mittel aufzutreiben. In der Zwischenzeit hatte eine belgische Expedition unter der Leitung von Adrien de Gerlache auf dem Robbenfänger Belgica das Grahamland erforscht. Doch das Schiff war in der Eismasse des Bellingshausen-Meeres steckengeblieben. Die Besatzung hatte eine traurige und beängstigende Zeit durchlebt – einige wurden geisteskrank, während andere dem Skorbut zum Opfer fielen. Am Ende musste die Belgica aus dem Eis heraus gesägt werden. Aber sie war das erste Schiff, das in Antarktika überwinterte. Der Zweite Offizier an Bord hieß – Roald Amundsen.
Unterdessen war Sir George Newnes, der wohlhabende Verleger der Wochenzeitschrift Tit - Bits und des illustrierten Strand Magazine , Borchgrevinks Mentor geworden und hatte 3 5 000 Pfund bereitgestellt, unter der Bedingung, dass das Unternehmen als »Die britische Antarktis-Expedition« segelte. Dies war die Reise des Walfängers Southern Cross , der im Februar 1899 Cape Adare erreichte und dort zehn Mann und 70 Hunde einem ungewissen Schicksal auslieferte. Es muss ein Gefühl gewesen sein, als würde man auf dem Mond ausgesetzt. Die Männer wussten nicht, was sie zu erwarten hatten, und ihr Unbehagen wurde durch die unheimlichen Lichteffekte verstärkt, die entstanden, wenn das Polarlicht über ihnen am Himmel tanzte. Besorgt,
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