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In den finsteren Wäldern (German Edition)

In den finsteren Wäldern (German Edition)

Titel: In den finsteren Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wieder menschlich«, sagte sie, als sie hinter dem Auto zu Sherri trat.
    Die beiden überquerten den Schotterparkplatz zum Eingang des Lokals. Sherri zog die Insektenschutztür auf und sie traten ein.
    Neala gefiel die Wärme. Die vertrauten Gerüche weckten in ihr die Lust auf einen Cheeseburger mit Pommes. »Theke?«, fragte sie, als sie zwei leere Stühle am Ende erblickte. Die anderen sechs waren besetzt.
    »Nehmen wir einen Tisch«, erwiderte Sherri, womit sie Neala überraschte. Für gewöhnlich zog Sherri die Theke vor, wo sie gern Unterhaltungen mit Fremden anfing.
    An diesem Abend anscheinend nicht.
    Sie nahmen einander gegenüber an einem Tisch etwas abseits Platz. Kurz begegnete Sherris Blick jenem Nealas, dann senkte sie ihn.
    »Jetzt sei wieder fröhlich«, forderte Neala sie auf.
    »Klar.«
    »Sei nicht so. Bitte.«
    »Oh, wie sollte ich denn sein?«
    »Wie die mutige Siegerin, die alle kennen und bewundern.«
    Damit entlockte sie Sherri nicht einmal ein Lächeln.
    Neala brauchte dieses Lächeln. Sie hatte sich noch nie so verängstigt, so allein gefühlt. Es war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt dafür, dass Sherri so schweigsam und trübsinnig wurde.
    »Hilft es, wenn ich mich entschuldige?«, fragte Neala.
    »Du kannst nichts dafür.«
    »Der Wanderurlaub war meine Idee.«
    »Der Freak war nicht deine Idee.«
    »Das ist mal sicher. Aber wenn wir zu Hause geblieben wären ...«
    »Schon gut. Vergiss es.«
    Die Kellnerin kam. »Tut mir leid, dass ihr warten musstet.« Sie stellte Gläser mit Wasser auf den Tisch und gab ihnen beiden jeweils eine Speisekarte.
    Als sie ging, sahen die beiden jungen Frauen die Speisekarten durch. Normalerweise unterhielten sie sich über das Angebot, entschieden vielleicht, sich Pommes oder Zwiebelringe zu teilen oder diskutierten darüber, ob sie »drauf pfeifen« und nur Milchshakes bestellen sollten. An diesem Abend schwiegen sie beide.
    Die Kellnerin kam zurück. »Schon gewählt?«
    Neala nickte. »Ich nehme euren Terkburger Special und Eistee.« Sie beobachtete, wie die dürre Frau ihre Bestellung mit ernster Miene notierte.
    Kann heute Abend denn gar niemand lächeln?, fragte sie sich.
    Mit einem solchen Ring am kleinen Finger sollte sich diese Frau wie ein Schneekönig freuen.
    »Ein Rindfleischsandwich mit Zwiebeln und Käse«, sagte Sherri. »Pommes und eine Pepsi.«
    Die Frau nickte und ging davon.
    Sherri sah ihr mit gerunzelter Stirn nach.
    »Hast du ihren Ring gesehen?«, fragte Neala in der Hoffnung, die betretene Stimmung zu durchbrechen.
    »Wie hätte ich den übersehen können? Das Ding hätte mich fast geblendet.«
    »Glaubst du, er ist aus Glas?«
    »Für mich hat er ziemlich echt ausgesehen. Natürlich bin ich keine Expertin. Außerdem habe ich meine Juwelierlupe zu Hause gelassen.«
    Neala lachte und erblickte den Ansatz eines Lächelns in Sherris Gesicht. »Hat wie ein Ehering ausgesehen«, meinte sie.
    »Falscher Finger. Und falsche Hand. Wahrscheinlich ist sie rausgewachsen.«
    »Die? Sie besteht ja nur aus Haut und Knochen.«
    »Vielleicht ist es ein Freundschaftsring«, schlug Sherri vor. »Ich könnte so einen Freund brauchen. Dem das Geld nur so aus dem Arsch quillt. Wäre ich diese Frau, ich würde innerhalb von etwa zwei Sekunden auf dieses Kaff scheißen. Mir den Kerl schnappen und in die große Stadt verduften.«
    Als die Kellnerin ihr Essen brachte, beobachteten sie beide deren Hand.
    »Was glaubst du?«, fragte Neala, als sie fort war.
    »Ich glaube, er ist echt.«
    Neala biss in ihren Terkburger: eine dicke Frikadelle auf Sesambrötchen. Saft rann ihr übers Kinn. Sie wischte ihn mit dem Handrücken ab und griff nach einer Serviette. »Köstlich«, sagte sie.
    »Meins auch«, erwiderte Sherri. Seitlich aus ihrem Sandwich baumelten lasche Zwiebelstreifen.
    »Zwiebelatem.«
    »Hast du vor, mich zu küssen?«, fragte Sherri.
    »Nicht heute Nacht.«
    »Verdammt, und dabei hatte ich mich schon so drauf gefreut.«
    »Du wirst mit Sicherheit das Zelt vollstinken. Vielleicht sollten wir besser unter freiem Himmel schlafen.«
    »Was, wenn es regnet?«, fragte Sherri mit vollem Mund, wodurch ihre Worte gedämpft klangen.
    »Dann werden wir nass.«
    »Das will ich nicht.«
    »Besser nass als Zwiebelgase im Zelt.«
    »Ach ja?« Sherri hob die obere Sandwichscheibe hoch, ergriff mit Zeigefinger und Daumen einen verworrenen Klumpen Zwiebeln und ließ ihn auf Nealas Teller fallen. »Du isst auch davon. Zu meiner Absicherung.«
    Lachend legte Neala

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