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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Stelle fing er Tarzans Blick auf und
verbesserte sich: „...äh... wei... weitere Verpflichtungen. Aber Pfote
vermissen wir natürlich sehr.“
    „Vielleicht besuchen wir sie“, sagte
Tarzan. „Das Zeltlager ist bei den Singenden Felsen.“
    „Kenne ich nicht.“ Amalie schüttelte
den Kopf.
    „So wird eine Felsgruppe genannt. Steht
mitten im Wald. Am Rande des Naturschutzparks, glaube ich. Sind nur 25
Kilometer bis dorthin.“
    „Nur?“ ächzte Klößchen, der wieder eine
fürchterliche Anstrengung auf sich zukommen sah. Denn die Forststraße zu den
Singenden Felsen durfte von der Allgemeinheit nur mit dem Rad befahren werden.
    Amalie lachte. Tarzan knuffte seinen
dicken Freund. Dann schleppten sie ihre Sieben-Sachen in Klößchens Zimmer
hinauf. Ein zweites Bett war aufgeschlagen. Für Karl. Amalie hatte ja nur mit
ihm gerechnet. Aber Platz für Bett Nr. drei war genügend vorhanden. Die Jungs
holten es aus dem Gästezimmer.
    „Hah!“ sagte Tarzan. „Jetzt weiß ich,
was wir tun.“
    „Erstmal auspacken, ja?“ Klößchen ließ
nichts unversucht, um Tarzans Tatendurst zu bremsen.
    Aber der braungebrannte Anführer der
TKKG-Bande schüttelte den Kopf.
    „Mich interessiert, was aus den
Zirkustieren wird, Willi. Darum sollten wir uns kümmern.“
    Klößchen legte trichterförmig eine Hand
hinter sein rechtes, beträchtlich abstehendes Ohr.
    „Ich verstehe immer Zirkustiere.“
    „Du verstehst richtig.“
    „Aha! Jetzt bin ich klüger.“
    „Gib nicht so an.“ Tarzan grinste,
wurde dann ernst und erklärte. „Es stand in der Zeitung. Ein kleiner Zirkus,
ein Familienunternehmen, ist pleite gegangen. Aus wirtschaftlicher Not mußte er
sich auflösen. Die wenigen Artisten, die nicht zur Familie Zeisig — ja, Zeisig
— gehören, haben schon das Weite gesucht, denn das Nahe sieht trostlos aus.“
    „Zirkus Zeisig?“ Klößchen setzte sich
aufs Bett. „Hört sich an wie eine Vogelschau.“
    „Das Unternehmen hieß Zirkus Belloni.
Sowas klingt gemäßer. Die Familie Zeisig waren die Inhaber. Aber nur ein
Dutzend Tiere ist übriggeblieben. Der hiesige Tierschutzverein — so stand es in
der Zeitung — hat sich ihrer angenommen. Damit sie in einen halbwegs
brauchbaren Stall kommen, wurde ihnen ein verlassenes Bauerngehöft zugewiesen.
Draußen vor der Stadt im Heinrichstal, wo...“
    „Kenne ich“, unterbrach Klößchen. „Das
Heinrichstal ist gar kein Tal, sondern flach wie ein Blechkuchen. Dahinter
beginnt das Waldgebiet. Gibt da eine Menge Himbeersträucher, im Heinrichstal — meine
ich. Haben denn die Viecher was zu futtern?“
    „Bestimmt. Daß der Tierschutzverein was
locker macht, ist doch klar. Wer sonst wäre so selbstlos, wenn es um unsere
Schöpfungskameraden geht? Aber ich könnte mir vorstellen, da sind auch private
Spenden willkommen. Es sollen Raubtiere dabei sein. Und die fressen viel
Fleisch.“
    Klößchen fletschte die Zähne und ließ
das Grollen eines hungrigen Löwen vernehmen.
    „Hunger tut weh. Das weiß keiner besser
als ich. Die armen Löwen. Du meinst, wir sollten was spenden, wie?“
    „Das meine ich. Vorschlag: Sobald Karl
da ist, fahren wir hin.“
    Klößchen nickte. „Für die hungrigen
Löwen verzichte ich auf meine Ruhe. Was spenden wir denn? Ein Pfund Aufschnitt?“
    „Warum nicht eine Curry-Wurst und eine
Tüte Pommes frites?“
    „Du meinst, Aufschnitt ist nicht das
Richtige?“
    „Nicht, wenn du’s pfundweise spendest.
Was so ein Löwe vertilgt — dagegen bist du ein bescheidener Esser.“
    „Hm. Stimmt eigentlich. Nur wenn’s um
Schokolade geht — da schlage ich zu wie ein Rudel verhungerter Wölfe. Wir
könnten...“
    Das weitere blieb ungesagt, denn unten
ertönte die Türglocke.
    Das mußte Karl sein. Er war’s auch,
stand — als sie öffneten — mit einem geschulterten Campingbeutel vor der Tür
und grinste über sein Windhundgesicht.
    „Wir überlegen gerade, wieviel
Aufschnitt wir spenden“, sagte Klößchen.
    „Was ist?“ Karl rückte an seiner
Nickelbrille. Dann entdeckte er Amalie, die aus der Küche blickte, und begrüßte
sie.
    „Ihr wollt Aufschnitt zum Abendbrot?“
erkundigte sich die Köchin. Immerhin hatte sie das Wort aufgeschnappt.
    „Soweit haben wir noch gar nicht
gedacht“, lachte Tarzan. Für sie und Karl wiederholte er, worum es ging.
    Amalie machte ein bestürztes Gesicht.
Sie war sehr tierlieb. Viel hätte nicht gefehlt, und Tränen wären über ihre Pausbacken
gekullert — bei dem Gedanken an hungernde

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